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Kinderheim in Oettingen: Tag der offenen Tür zum Jubiläum

Oettingen

150 Jahre soziales Engagement: Das Kinderheim Oettingen feiert Jubiläum

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    Seit 150 Jahren gibt es inzwischen das Kinderheim in Oettingen. 2017 hat die Lebenshilfe Donau-Ries die Trägerschaft übernommen und in den darauffolgenden Jahren das Gebäude saniert und einen Teil neu gebaut. Am Samstag ist die offizielle Einweihung mit einem Festakt im Residenzschloss. Das Bild zeigt den neuen Eingangsbereich und Reste der alten Stadtmauer. 
    Seit 150 Jahren gibt es inzwischen das Kinderheim in Oettingen. 2017 hat die Lebenshilfe Donau-Ries die Trägerschaft übernommen und in den darauffolgenden Jahren das Gebäude saniert und einen Teil neu gebaut. Am Samstag ist die offizielle Einweihung mit einem Festakt im Residenzschloss. Das Bild zeigt den neuen Eingangsbereich und Reste der alten Stadtmauer.  Foto: Christina Zuber

    Mit der Stadt Oettingen wird in der Regel das Fürstliche Haus, das die Altstadt prägende Residenzschloss oder ein deutschlandweit bekannter Gerstensaft in Verbindung gebracht. Was häufig gar nicht oder nur am Rande erwähnt wird, ist das Kinderheim in der Ledergasse, das es mittlerweile seit 150 Jahren gibt und nach wie vor eine bedeutende soziale Einrichtung darstellt.

    Seit seiner Gründung 1873 hat es mehr als 400 Mädchen und Jungen ein Zuhause geboten, denen kein Elternhaus im herkömmlichen Sinne geboten werden konnte. Seit 2017 ist das Heim in die Trägerschaft der Lebenshilfe Donau-Ries, nachdem die Dillinger Franziskanerinnen sich zurückgezogen hatten. 146 Jahre war der Orden für den Betrieb des Kinderheimes verantwortlich. Die Schwestern fungierten auch als Lehrerinnen in der Mädchen- und Handarbeitsschule, Kindergärtnerinnen und später auch als ambulante Krankenpflegerinnen. Im „Kloster“, wie das Haus im Volksmund genannt wurde, haben sie unter dem Dach der katholischen Kirche die ihnen anvertrauten Kinder nach christlichem Vorbild durch ihr noch junges Leben begleitet und versucht, ihnen ein stabiles Zuhause zu geben, wozu ihre leiblichen Eltern nicht in der Lage waren.

    Zuber seit 37 Jahren Vorsitzender des Vereins Katholisches Kinderheim Oettingen

    Eine enge Verbundenheit mit dem Waisenhaus, wie man es häufig auch bezeichnet hatte und was es letztlich auch war, bestand von Anfang an mit dem „Verein Katholisches Kinderheim Oettingen“. Der Verein als Träger der Einrichtung kümmerte sich gemeinsam mit den Ordensschwestern um nahezu alle Belange, die den Betrieb betrafen, insbesondere um die finanziellen Angelegenheiten. Seit 37 Jahren wird er von Christian Zuber als 1. Vorstand geleitet, der ab Mitte der 1950-er Jahre als Vierjähriger selbst ins Kinderheim kam und dort elf Jahre blieb. Noch heute ist Zuber sichtlich bewegt, wenn er über seine Zeit im „Kloster“ spricht. Er habe dort, bis auf eine Ausnahme, immer mit Schwestern zu tun gehabt, die es gut mit ihm gemeint hätten. Von daher auch sein dankbarer Blick zurück: „Das Heim war mein Zuhause. Hier fühlte ich mich angenommen“.

    Zuber erinnert sich an einen festen Tagesrhythmus, an die christlichen Lebensformen, aber auch an eine gewisse Strenge der Schwestern. Zum Ausdruck sei dies in den ersten Schuljahren beispielsweise durch die Kontrolle der Hausaufgaben, das Abfragen des Einmaleins oder durch Leseübungen gekommen. Gleichermaßen stand der solidarische Gedanke ganz oben, der ihn bis heute als Wesensmerkmal prägt. „Ich erinnere mich, dass ich am Samstagnachmittag oft mit 20 oder 30 Paar Schuhen auf der hinteren Treppe zum Hof saß und sie der Reihe nach wegputzte. Da wurde nicht gefragt, wem sie gehören.“

    Erst die Dillinger Franziskanerinnen, dann die Lebenshilfe

    Den Übergang der Trägerschaft vom Dillinger Orden zur Lebenshilfe vor nunmehr sieben Jahren hat Christian Zuber zusammen mit seinen Mitstreitern maßgeblich „gemanagt“, wobei ihm seine vielen Kontakte und Verbindungen aus all den Jahren sehr geholfen haben. Heute ist er froh, dass letztlich alles so gekommen ist, wie es jetzt ist: „Unser Verein konnte dazu beitragen, dass es in Oettingen weiterhin ein Kinderheim gibt, wenngleich unter anderen Vorzeichen.“

    Zusammen seiner Tochter Christina hat Zuber zum Jubiläum eine lesenswerte Festschrift erstellt. Neben Grußworten und vielen historischen Bildern enthält sie unter anderem Angaben zur Entstehungsgeschichte, der Rolle verschiedener Pfarrer bei der Gründung des Kinderheims, beeindruckende Erinnerungen ehemaliger Heimkinder, sowie ein Kapitel zum Klosterleben unter dem Nazi-Regime, in der Kriegs- und Besatzungszeit. Verteilt wird die Schrift am Sonntag im Rahmen des Tages der offenen Tür.

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