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Kaisheim: Der Topaz ist eher Tafel- und Kuchenapfel als Wirtschaftsobst

Kaisheim

Der Topaz ist eher Tafel- und Kuchenapfel als Wirtschaftsobst

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    Knapp vier Monate ist die tschechische Apfelsorte Topaz haltbar.
    Knapp vier Monate ist die tschechische Apfelsorte Topaz haltbar. Foto: Ralf Hermann Melber

    Reist man im ICE von Donauwörth nach Norden, lugt links die Kirchturmspitze Mündlings hervor. Rechts ist vom Kaisheimer Ortsteil Gunzenheim nur der Waldfriedhof zu sehen, der von dem gleichen Mann gestiftet worden ist wie die Villa, in der ein ehemaliger Bischof wohnt. In einem Garten dieses Orts befinden sich alte wie neue Apfelsorten. Ein Mann, der sich auf das Veredeln verstand, lebt nicht mehr, aber die Nachfahren pflegen und schätzen den Bestand, in dem sich neuere Sorten wie der Topaz befinden.

    Dieser Apfel ist 1984 in Tschechien gezüchtet worden. Wegen seines Geschmacks findet er guten Absatz für den Erwerbsanbau, besonders bei Biobauern. Wenige der neueren Sorten gedeihen in Gärten, weil sie meisten aus dem Intensivanbau stammen, wo reichlich gespritzt werden muss. 

    In etlichen Gärten weisen Topaz-Bäume keinerlei sichtbare Probleme auf. Anderswo sind sie wegen Kragenfäule eingegangen oder besonders im Jungstadium auffallend von Läusen befallen. Vielfach wird nicht damit gerechnet, dass der Baum zunächst ordentlich wächst, und man versucht verzweifelt, ihn mit erhöhtem Schnittaufwand kleinzuhalten. Wer Geduld aufbringt, wird feststellen, dass die Wuchskraft später nachlässt.

    Ein problematischer Züchtungsvorfahre des Topaz ist der Golden Delicious

    Kommen jedoch seltsame Wucherungen zum Vorschein, atmet man auf, wenn es sich dabei nicht um Krebs, sondern nur um die typischen Luftwurzeln handelt. Grundsätzlich besteht beim Topaz – auch "Topas" genannt – Sortenschutz. Veredelungskünstler können die Kragenfäule mit geeigneten Zwischenveredelungen umgehen. 

    Der Anfälligkeit gegenüber der Mehligen Apfellaus und dem Feuerbrand steht eine hohe Schorfresistenz gegenüber, die neben dem Geschmack den Siegeszug des Topaz erklärt. Er ist eher Tafel- und Kuchenapfel als Wirtschaftsobst. Der Ertrag ist sehr hoch und tritt schon früh ein. 

    Im Vitamingehalt liegt der Apfel im oberen Bereich. Dies kann man gut ausnutzen, ist er doch bereits ab Oktober genussreif und dann knapp vier Monate haltbar. Die Früchte hängen windfest. Dennoch ist es ratsam, sie mehrfach durchzupflücken, um ansprechbare Größen ernten zu können. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihn Allergiker vertragen, dürfte bei rund 50 Prozent liegen. Ein Grund hierfür ist ein problematischer Vorfahre der Züchtung: Golden Delicious. 

    Steckbrief über den Topaz:

    • Baum: Wuchs anfangs mittelstark, später schwächer – breit aufrecht, gut verzweigt, büschelartig verzweigte Triebenden
    • Blüte: früher Blütenansatz, Pollenspender
    • Schale: glatt, geschmeidig, sonnenseits leuchtend rot gestreift oder marmoriert
    • Frucht: mittelgroß bis groß, sehr saftig, gutes Aroma mit angenehmer Säure
    • Pflückreife: Oktober
    • Genussreife: Dezember
    • Haltbarkeit: ungefähr März

    Zum Autor: Ralf Hermann Melber ist Mitglied im Deutschen Pomologenverein und Obstbaumpfleger.

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