Ein Eulenbaby hat mit einem Sprung in den Tod wohl seinen Geschwistern das Leben gerettet. Das berichtet Heidi Källner, die die Bergung der Tiere mitorganisiert hat. Vor ein paar Tagen wurde ein Eulenjunges im Hof der Beck‘schen gefunden. Mitarbeiter informierten Heidi Källner, die sich auch um die zwei Storchenpaare kümmert, die auf den Dächern dort nisten. „Ich habe das Tier dann eingepackt und bin nach Bopfingen gefahren“, sagt Källner. Denn dort betreibt Stefan Schwenninger die Eulen- und Greifvogelstation „Heinz“. Er kümmerte sich gleich um das geschwächte Tier.
Ein paar Tage später lag eine weitere junge Schleiereule in der Berger Straße, diesmal leider tot. Gefunden hat sie ein Hausmeister der Beck‘schen, der sich nach dem Stand der Gerüstarbeiten in der Berger Straße erkundigen wollte. „Ich habe gleich gesehen, dass das Tier tot ist und es von der Straße weg. Um diese Zeit laufen dort auch viele Schulkinder“, sagt er. Die junge Eule hatte wohl versucht zu fliegen und ist so in der Berger Straße gelangt, sagt Heidi Källner. Denn das Nest der Schleiereulen befindet sich auf einer Lagerhalle, die nicht an der Straße steht.
Eulenexperte Stefan Schwenninger ist nach Tod eines Tieres alarmiert
Nun war Eile geboten. Denn wo ein totes Jungtier ist, könnten weitere in Gefahr sein. Auch Stefan Schwenninger war alarmiert. „Als ich gehört habe, dass ein totes Junges gefunden worden ist, hatte ich ein schlechtes Gefühl.“ Also machte er sich mit seiner Frau auf nach Nördlingen, um das Nest zu suchen, aus dem die beiden Jungtiere stammen. Mithilfe eines Bildes, das ein Beck‘sche Mitarbeiter vom Nest gemacht hat, machten sie sich mit dem Hausmeister auf die Suche und wurden fündig. Im Nest fanden sie fünf weitere Jungtiere - aber keine Eltern. „Drei der Jungen waren wohlauf, zwei schon ziemlich ausgehungert“, berichtet Heidi Källner. So war der Sprung aus dem Nest des toten Eulenkindes wohl ein Glücksfall für seine Geschwister. „Hätte das eine nicht den Sprung in den Tod gewagt, ja dann hätten die Geschwister wohl ganz still den Hungertod gelitten - und niemand hätte es bemerkt.“
Schwenninger nimmt die Tiere mit in seine Wildtierauffangstation nach Bopfingen. Dort werden sie jetzt aufgepäppelt, zunächst in einer Voliere. „Da füttern wir sie, bis sie die entsprechende Größe haben und mit allem ausgestattet sind, um selbst Beute machen zu können“, erklärt Schwenninger. Dabei richte man sich immer nach dem kleinsten und schwächsten Tier. Wenn der kleinste Vogel flügge ist, bringt Schwenninger die Tiere zu einem Bekannten, der einen alten Bauernhof hat. „Da kommen sie auf einen Dachboden. Man verschließt diesen zunächst und füttert zu, bis die Vögel sich akklimatisiert haben“, erklärt der Eulenexperte. Sind die Eulen schließlich so weit, dass sie sich selbst versorgen können, verlassen sie den Hof irgendwann von selbst, sagt Schwenninger.
Schwenninger: Schleiereulen fressen mehr Mäuse als Katzen
Aber warum haben die Jungen wohl das Nest verlassen? „Eventuell aus Hunger, weil die Elterntiere die Jungen nicht mehr versorgt haben“, so der Eulenexperte. Bei Schleiereulen sei die Sterblichkeitsrate hoch, wenn der Winter hart ist. Deshalb könnten sich die Tiere, anders als viele andere Vögel, mehrmals im Jahr reproduzieren, sagt Schwenninger. Eine Rolle spielt hier, wie viele Mäuse es in einem Jahr gibt. Denn davon ernährten sich Schleiereulen vornehmlich. Für Stadelbesitzer hat Schwenninger deshalb einen Tipp: „Jeder, der eine Stadel oder eine andere Möglichkeit hat, sollte einen Schleiereulen-Kasten rein machen. Denn bessere Mäusejäger gibt es nicht; das schafft keine Katze.“
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