Für die Marktgemeinde Wallerstein war das Jahr 2023 von zwei einschneidenden Ereignissen gekennzeichnet. Ende Februar ist nach langer Krankheit Bürgermeister Joseph Mayer mit nur 56 Jahren verstorben. Die Betroffenheit war groß in der 3500-Einwohner-Kommune, galt Mayer doch als bürgernaher, aufgeschlossener und für alle zugänglicher Rathauschef, der 20 Jahre lang an der Spitze der Verwaltung stand und in dieser Zeit einiges bewegt hat. Er selbst war bis zuletzt optimistisch, seine Krebserkrankung zu überstehen und eines Tages wieder an seinen Scheibtisch zurückkehren zu können. Dies war ihm jedoch nicht vergönnt.
Gleich nach Bekanntwerden der Krankheit Anfang 2022 übernahm sein Stellvertreter Georg Stoller die Amtsgeschäfte, die er 14 Monate ausübte, bis er schließlich im Juni dieses Jahres mit rund 87 Prozent zum neuen Bürgermeister gewählt wurde. Sein Gegenkandidat war Andreas Lemmermeyer aus Birkhausen, der auf 12,4 Prozent kam. Stoller hatte den Vorteil, in seinem neuen Amt keine Einarbeitungszeit zu benötigen, weil er bereits seit 2002 im Gemeinderat saß und von daher mit allen kommunalpolitischen Angelegenheiten bestens vertraut war.
Neue Aufgabe bereitete Georg Stoller zunehmend Freude
Es wäre ihm lieber gewesen, unter anderen Umständen die Amtsgeschäfte der Gemeinde zu übernehmen, hatte Stoller zu Beginn anklingen lassen. Doch letztlich bleib ihm gar nichts anderes übrig, als stellvertretender Rathauschef ab Januar 2022 die Kommune zu leiten. Der 60-Jährige Landwirtschaftsmeister zeigte gleich vollen Einsatz, hohe Präsenz und Bürgernähe. Im Laufe der Monate konnte Georg Stoller dann auch nicht verbergen, dass ihm seine neue Aufgabe zunehmend Freude bereitete. Deshalb überraschte es nicht, als er bei der Bürgerversammlung im März erklärte, für die Mayer-Nachfolge kandidieren zu wollen.
Für die Gemeinde war das zu Ende gehende Jahr haushaltstechnisch eine große Herausforderung. Die notwendigen Kanalsanierungen in der Mittel-, Felsen- und Herrenstraße belasteten den Etat erheblich. Neue Kredite mussten vorgesehen werden, die finanziellen Spielräume wurden enger. Zuletzt lief mit dem ersten Bauabschnitt der Sanierung des Abwassernetzes im Ortsteil Ehringen ein weiteres Großvorhaben, das viel Kapital erforderte. Vor dem Hintergrund der knappen Finanzen musste der in der Regel einer Kanalsanierung folgende Ausbau der Straßen warten. Stoller betonte gleichzeitig, dass ohne die Zuschüsse des Staates aus dem Förderprogramm für wasserwirtschaftliche Vorhaben (RzWas) all dies nicht möglich wäre. Ohne diese Gelder könnte sich die Kommune derartige Projekte schlichtweg nicht leisten.
Keine neuen Baugebiete in Wallerstein
Auf die Bremse getreten sind Georg Stoller und seine Gemeinderatsmitglieder bei der Ausweisung von neuen Baugebieten. Zum einen sei die Nachfrage geradezu eingebrochen, andererseits stünden kaum mehr Flächen zur Verfügung, hieß es. Ganz einstellen will Stoller den Wohnungsbau jedoch nicht. Die Verwaltung prüft, in welchem Ortsteil es noch Möglichkeiten gebe, einige wenige Baugrundstücke auszuweisen. Sehr bedauerlich findet es der Bürgermeister, dass die Kommune keinen Zugriff auf innerörtliche private Flächen, die unbebaut seien, bekomme. Diese zu nutzen wäre ein hervorragender Beitrag zur angestrebten Innenentwicklung der Marktgemeinde. Er sei in diesem Zusammenhang immer wieder in persönlichem Kontakt mit Eigentümern, sagt Stoller. Bis dato ohne großen Erfolg.
Viel übrig hatte die Gemeinde für die örtliche Wirtschaft. An der Straße nach Löpsingen entstand ein neues Gewerbegebiet, wo sich zwei Unternehmen niederlassen werden. In den nächsten Jahren soll dieses um rund zwei Hektar erweitert werden. Damit stehe man jedoch noch am Anfang. 2024 plant die Verwaltung einen entsprechender Bebauungsplan auf den Weg zu bringen.
Telekom will Glasfasernetz in Wallerstein ausbauen
In guten Gesprächen befindet sich Wallerstein Stoller zufolge mit der Deutschen Telekom im Zusammenhang mit dem Breitbandausbau. Das Unternehmen habe zugesagt, den Hauptort eigenwirtschaftlich mit Glasfaseranschlüssen zu versehen und die Ortsteile über Fördermittel aus dem Digitalpakt Bayern ebenfalls mit Glasfaser zu versorgen.
Begonnen wurde heuer auch mit der Neugestaltung der Umgebung des Ehringer Weihers, der künftig ein Anlaufpunkt mit Sitzgelegenheiten und einer neuen Baumbepflanzung werden soll. Bis zu Feuerwehrfest 2025 will man alles fertig haben.