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Interview: Opposition statt Staatssekretär: Ulrich Lange im Interview

Interview

Opposition statt Staatssekretär: Ulrich Lange im Interview

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    CSU-Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange wäre gerne Staatssekretär geworden - doch jetzt sitzt er in der Oppostion.
    CSU-Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange wäre gerne Staatssekretär geworden - doch jetzt sitzt er in der Oppostion. Foto: Jochen Aumann

    Herr Lange, Sie hatten sich den Ausgang der Bundestagswahl sicher anders vorgestellt?
    ULRICH LANGE: Es ist eine Enttäuschung, ja. Aber uns war schon bewusst, dass das alles sehr unsicher war. Die Umfragen haben da ein klares Bild gezeichnet, die Grundstimmung war einfach nicht auf unserer Seite.

    Aber gerade für Sie persönlich ist das doch bitter? Sie hätten ja durchaus einen Posten ergattern können, zumal mit dem bisherigen Entwicklungsminister Gerd Müller ein Schwabe aus dem Rennen war.
    ULRICH LANGE: Ja, ich hätte mir durchaus vorstellen können, den Posten eines Staatssekretärs übernehmen zu können. Aber wäre, hätte - es ist eben anders gelaufen.

    Ärgert Sie das jetzt nicht? Indirekt hat Ihnen Armin Laschet doch eine Karrierepause verpasst.
    ULRICH LANGE: Es wäre noch viel Wasser die Donau hinuntergeflossen, bevor das mit dem Posten sicher gewesen wäre. Außerdem sind Posten für mich nicht das Wichtigste, ich mache Politik aus Überzeugung. Und wenn ich auf mein Ergebnis im Wahlkreis schaue, dann habe ich schon das Gefühl, dass die Wähler honoriert haben, was ich den vergangenen Jahren gemacht habe. Die Leute haben deutlich zwischen Erststimme und Partei unterschieden. In Nördlingen ist mein Ergebnis zehn Prozent besser als das der Partei.

    Ist Armin Laschet schuld am schlechten Abschneiden der Union?
    ULRICH LANGE: Es gab mehrere Gründe, aber er war der Spitzenkandidat und trägt ein hohes Maß an Verantwortung. Wenn die Menschen nicht sicher sind, wem sie ihre Stimme geben sollen, dann werden Dinge wie der Lacher bei der Flut-Pressekonferenz ausschlaggebend.

    Sie haben, seit Sie dem Bundestag angehören, immer auf der Seite der Regierungspartei gestanden. Jetzt sitzen Sie in der Opposition.
    ULRICH LANGE: Ich werde genau an den Themen dranbleiben, für die ich mich schon vorher engagiert habe. Die Rolle einer Opposition ist sicher eine andere. Wir werden Fragen aufwerfen, die die Regierung dann beantworten muss - so wie es bislang die anderen Parteien gemacht haben.

    Wie beurteilen Sie den Koalitionsvertrag, den die SPD, die FDP und die Grünen ausgehandelt haben?
    ULRICH LANGE: Ich frage mich, wie das alles finanziert werden soll. Wer 400.000 neue Wohnungen bauen will, der muss auch sagen, wo das Geld dafür herkommen soll. Man braucht auch die Planungs-, die Bau- und die Genehmigungskapazität, ja nicht zuletzt die Fläche. Noch ist der Vertrag ein Papier, die Frage wird sein, wie die Parteien das umsetzen wollen.

    Corona ist derzeit das beherrschende Thema. Wie erleben Sie diese vierte Welle?
    ULRICH LANGE: Wir sind in einer so schlechten Situation, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Wenn ich mir nur die Nördlinger Zahlen anschaue - wer da sagt "Freiheit für alle", das kann ich nicht nachvollziehen. Es geht jetzt um Leib und Leben.

    Befürworten Sie eine allgemeine Impflicht?
    ULRICH LANGE: Es gibt letztlich nur einen einzigen Weg raus aus der Corona-Pandemie, und das ist das Impfen. Im Landkreis Donau-Ries ist die Impfquote ja eher unterdurchschnittlich. Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem ich glaube, dass Appelle alleine nicht mehr reichen, die gab es in den letzten Wochen und Monaten genug. Die individuelle Freiheit des Einzelnen endet, wo sie Leib und Leben eines anderen gefährdet. Die persönliche Freiheit gibt es nicht schrankenlos. In dieser Hinsicht war auch das Verhalten von Hubert Aiwanger beim Thema Impfen unverantwortlich

    Zur Person

    Ulrich Lange ist 52 Jahre alt und Rechtsanwalt. Er sitzt seit 2009 für die CSU im Bundestag und ist seit 2018 stellvertretender Vorsitzender CDU/

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