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Interview: Chef der Stadtteilliste fordert Steuervorteile auch bei Sanierungsprojekten in den Nördlinger Stadtteilen

Interview

Chef der Stadtteilliste fordert Steuervorteile auch bei Sanierungsprojekten in den Nördlinger Stadtteilen

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    Thomas Mittring ist Fraktionsvorsitzender der Stadtteilliste. Seine Gruppierung befürwortet, dass Hallenbad und Sauna gemeinsam gebaut werden.
    Thomas Mittring ist Fraktionsvorsitzender der Stadtteilliste. Seine Gruppierung befürwortet, dass Hallenbad und Sauna gemeinsam gebaut werden.

    Herr Mittring, welcher Architektenentwurf für das Nördlinger Hallenbad soll realisiert werden?

    Thomas Mittring: Ich durfte beim Bad schon zum dritten Mal Mitglied eines Preisgerichts sein. An dem Tag, an dem das Gremium getagt hat, bin ich schon etwas früher in die Hermann-Keßler-Halle gefahren, habe mir alle Entwürfe angeschaut und einen Favoriten gefunden. Und der hat am Ende tatsächlich auch den ersten Platz belegt. Bei den anderen Wettbewerben sind meine Favoriten immer fachlich durchgefallen, aber dieses Mal hatte ich das richtige Bauchgefühl.

    Was gefällt Ihnen so gut am Entwurf der Architekten Löhle und Neubauer?

    Mittring: Das ist ein in sich schlüssiges Konzept. Das Hallenbad ist nicht verschachtelt, die Wege sind kurz und dass der Eingang unweit der neuen Brücke in den Rieser Sportpark liegt, finde ich klasse. Einer der zweitplatzierten Entwürfe hat ein steiles Dach, das ist für mich erdrückend gewesen – aber das ist Ansichtssache.

    Die Stadtteilliste hat sich im Stadtrat immer dafür ausgesprochen, das Bad gleich mit Sauna zu bauen.

    Mittring: Ja, wir bleiben auch dabei. Das ist jetzt ein Entwurf aus einem Guss. Wenn man die Sauna später macht, wird das nur noch teurer. Eine Stadt wie Nördlingen braucht eine Sauna. Es kann nicht sein, dass unsere Bürger nach Aalen oder nach Gunzenhausen zum Saunieren fahren. Wir wollen ein attraktives Angebot schaffen, das muss es uns jetzt wert sein.

    Mancher glaub ja erst, dass das Hallenbad kommt, wenn er das erste Mal drin schwimmen darf …

    Mittring: Ja, wir diskutieren da schon lange. Jetzt haben wir uns mit der Bundesförderung aber selber unter Druck gesetzt, das Bad muss ja in einem bestimmten Zeitrahmen fertig sein. Ich bin sehr optimistisch, dass das neue Hallenbad 2024 öffnet.

    Die aktuelle Periode ist nicht Ihre erste im Stadtrat. Wie lief das vergangene Jahr aus Ihrer Sicht?

    Mittring: Die Arbeit war deutlich schwerer als zuvor, coronabedingt. Wir kommen alle kurz vorher in die Sitzung, die versuchen wir dann kompakt zu halten und dann gehen wir auch schon wieder auseinander. Man sitzt von den Kollegen so weit weg und es fehlt die Möglichkeit, sich nach der Sitzung auch mal bei einem Bier auszutauschen und besser kennenzulernen. Dieser persönliche Kontakt fehlt mir enorm.

    Der fehlt wahrscheinlich auch mit den Bürgern, oder?

    Mittring: Ja. Die melden sich natürlich über Telefon und Email. Aber wenn man sich im Dorf auf der Straße trifft, hält man Abstand und fasst sich kurz. Ich hoffe, dass das alles nach der Pandemie wieder normal wird, dass wir nicht auf Dauer Abstand halten – aus Angst.

    Viel Spielraum hat der neue Stadtrat ja nicht, neue Projekte auf den Weg zu bringen. Das Hallenbad bindet viele Ressourcen, dazu kommen noch weitere Großprojekte wie das Sankt Josefs-Quartier.

    Mittring: Ich bin jetzt seit 13 Jahren im Stadtrat und jedes Jahr höre ich, dass das Geld weniger wird, dass alles schwieriger wird. Im Moment ist das angesichts der Corona-Pandemie sicher zutreffend. Aber die finanzielle Lage der Stadt ist noch überschaubar. Und ich bin ein Optimist, ich glaube, diese Krise wird vorübergehen. Es wird eine wirtschaftliche Erholung geben und unsere finanzielle Lage wird sich wieder verbessern. Außerdem: Nicht alles, was die Stadt geplant hat, wird im vorgesehenen Zeitraum auch umgesetzt.

    Der Anbau an die Grundschule Mitte wurde ja auch erst geplant und dann wieder verworfen.

    Mittring: Ja, das hat sich überholt. Wir brauchen zusätzlichen Platz. Aber wir werden eine Lösung finden, ohne einen Anbau zu errichten.

    Hätte man nicht früher nach solch einer Lösung suchen können, statt monatelang über die unterschiedlichsten Anbauformen zu streiten?

    Mittring: Hinterher sind wir alle immer schlauer. Die Entscheidungen waren sicher unglücklich. Doch das passiert jedem, beruflich und privat. Der Mensch, der nichts falsch macht, den wird es nicht geben.

    Stichwort Familienfreundlichkeit. Wenn es im Stadtrat um die Kinderbetreuung geht, betonen Sie immer wieder die Verantwortung der Eltern. Sind Sie gegen Kitas?

    Die Haupterziehungslast sollte bei den Eltern liegen

    Mittring: Nein, ich meine, dass die Haupterziehungslast immer bei den Eltern liegen sollte. Man kann sein Kind nicht mit einem Jahr in eine Krippe geben und 18 Jahre später mit einem Einser-Abi wieder aus dem Gymnasium abholen. Wenn beide Eltern arbeiten wollen oder müssen, dann braucht es Kitaplätze. Die Stadt schafft derzeit weitere.

    Städtische Bauplätze gibt es derzeit nur noch in Stadtteilen, in der Kernstadt ist kein einziger verfügbar.

    Mittring: Es gibt im Moment einen Run auf die Bauplätze, den ich noch nicht erlebt habe. Sobald es nur das Gerücht gibt, dass ein neues Baugebiet erschlossen wird, kommen schon die ersten Nachfragen. Für die Stadt ist es aber schwierig, weitere Flächen zu kaufen. Die Besitzer wollen die oft nicht hergeben, die bekommen für ihr Geld ja nichts mehr auf der Bank, sondern müssen im Zweifel auch noch Strafzinsen zahlen. Außerdem gibt es einfach zu viele rechtliche Hürden für neue Baugebiete.

    Hat man die Ausweisung neuer Baugebiete in der Vergangenheit nicht schlicht verschlafen?

    Mittring: Nein. Wir hatten in Pfäfflingen rund 25 Jahre lang Bauplätze, die keiner von außerhalb haben wollte. Und jetzt wird alles gekauft. Wir von der Stadtteilliste fordern, dass die Ortskerne der Stadtteile wie die Altstadt Sanierungsgebiete werden, damit man die steuerlichen Vorteile nutzen kann, wenn man dort etwas kauft und saniert.

    Welches Thema steht noch auf Ihrer Agenda?

    Mittring: Wir wollen den Ausbau des Radwegenetzes zwischen den Stadtteilen und den Nachbarkommunen vorantreiben. Da gibt es noch viele Baustellen.

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