Es war ein Wahlkrimi erster Sahne in Hohenaltheim: Erst hatte sich Martina Göttler vom Bürgerblock Hohenaltheim-Niederaltheim/Unabhängige Wähler Hohenaltheim-Niederaltheim als einzige Kandidatin zur Wahl gestellt; alles schien von vorneherein gelaufen zu sein. Dann trat überraschend Dr. Friedrich Bauer auf den Plan, aktivierte die Wähler, die gesetzliche Möglichkeit zu nutzen, bei nur einem Kandidaten einen weiteren, nicht nominierten Kandidaten auf dem Wahlschein zu benennen und zu wählen.
Martina Göttler musste als einzige Kandidatin in eine Stichwahl
Tatsächlich erhielten er und andere Personen auf diese Weise die meisten Stimmen und Martina Göttler fehlten zehn Stimmen zur absoluten Mehrheit – gestern ging es deshalb in die Stichwahl. Sie räumt ganz klar ein, dass sie vor der Wahl am 15. März einen strategischen Fehler gemacht hatte: Sie wollte sich nicht unnötig angreifbar machen und hielt sich deshalb mit Programminhalten zurück.
Doch im Endspurt zur Stichwahl wurde Martina Göttler nach eigenen Angaben umso aktiver – wegen Corona waren Versammlungen nicht mehr möglich, also ging sie im Ort von Tür zu Tür, stellte sich persönlich vor und händigte den Bürgern einen Zettel mit ihrem Wahlprogramm aus. 64,2 Prozent der Wählerstimmen bei einer Wahlbeteiligung von 86,8 Prozent hatte sie nicht unbedingt erwartet: „Bei der Wahl am 15. März waren ja die Stimmen kreuz und quer verteilt worden“, sagt sie. Sie hatte 177 Stimmen, Dr. Bauer 104 und 81 weitere Stimmen verteilten sich auf mehrere Kandidaten.
„Es war für mich nicht abzusehen, wie viele Stimmen Dr. Bauer auf sich würde ziehen können“, räumt sie ein. Umso mehr freut sie sich über das klare Ergebnis der Stichwahl: „Es bestätigt mich, dass ich alles richtig gemacht habe und den richtigen Weg gegangen bin.“
Göttler will die Nutzung des Hohenaltheimer Schulhauses angehen
Ihre Hauptziele sind nach eigenen Angaben künftig, Bauplätze zu schaffen, Leerstände zu füllen und dafür zu sorgen, dass junge Familie in die Gemeinde ziehen. Zweiter großer Punkt soll langfristig die Nutzung des Schulhauses sein, von dem momentan nur ein renovierter Teil Asylbewerber beherbergt. Schließlich stehen Punkte wie ein Gemeinde-Nahverkehrskonzept oder ein Fahrdienst für ältere Bürger auf der Agenda. Letzterer sei hoch aktuell in der Corona-Krise. Je nachdem, wie sehr sich die Maßnahmen noch verschärfen und es vielleicht zur Ausgangssperre komme, müsse die gemeindliche Fürsorge für Ältere mit Einkaufs- und Fahrdiensten intensiviert werden; eine erste Liste mit zwölf Freiwilligen liege von Pfarrer Wilhelm Imrich bereits vor.
Der abgeschlagene Gegenkandidat Dr. Friedrich Bauer hatte gestern bereits mit Wahlkampf und Wahlergebnis abgeschlossen: „Ich danke allen, die mich gewählt haben; aber jetzt blicken wir in die Zukunft, die Vergangenheit ist vergessen.“ Für ihn stehe jetzt die Corona-Krise im Vordergrund: „Wir haben alle ein gesundheitliches Problem und müssen jetzt zusammenhalten. Ich stehe allen Bürgern wie in der Vergangenheit auch für alle Arten von Hilfe zur Verfügung, egal, ob ich den Job des Bürgermeisters habe oder nicht“, sagte Bauer, der bereits von 1984 bis 1986 Bürgermeister und von 1978 bis 2016 Gemeinderat war. „In persönlichen Krisensituationen, in Krankheit, bei privaten oder gerichtlichen Auseinandersetzungen, bei Renten, Anträgen oder Kündigungen unentgeltlich mit meinem Fachwissen und meinen Kontakten weitergeholfen“, hatte er in einem Wahlkampf-Flugblatt versichert. Jetzt gelte es in erster Linie für alle Bürger, die Versorgungssicherheit im Dorf sicherzustellen.
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