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Heimatgeschichte: Wie das Ries per Eisenbahn an die Welt angeschlossen wurde

Heimatgeschichte

Wie das Ries per Eisenbahn an die Welt angeschlossen wurde

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    Das markante Bahnhofsgebäude von Auhausen, das von 1900 bis 1981 präsent war.
    Das markante Bahnhofsgebäude von Auhausen, das von 1900 bis 1981 präsent war.

    Im zu Ende gegangenen Jahr ereignete sich ein unscheinbares Jubiläum, das für die Entwicklung der Region von außergewöhnlich Bedeutung war: 170 Jahre „Ludwig-Nord-Süd-Bahn“, die älteste bayerische Staatsbahnstrecke.

    Der dazugehörige Streckenabschnitt zwischen Nördlingen und Gunzenhausen machte 2019 mit seiner zeitweisen Reaktivierung während der Kleinen Landesgartenschau in Wassertrüdingen von sich reden. Ob der Anschluss zukünftig wieder eine Verbindung in die große weite Welt wird, ist noch unklar.

    Auhausen war Halt einer langen Strecke

    In der Vergangenheit jedoch war er das. Nicht lange nach der Proklamation des jungen Königreichs Bayern der post-napoleonischen Zeit fiel durch König Ludwig I. der Entschluss, eine Eisenbahnlinie von der sächsischen Grenze bei Hof über Nürnberg – wo bereits seit 1835 die erste deutsche Eisenbahnlinie bestand – nach Lindau bauen zu lassen. Nach mehrjährigen Planungen und Verhandlungen begannen 1842 die Bauarbeiten. In der Folgezeit mussten neben der eingleisigen Bahnstrecke eine Vielzahl von Bauwerken entstehen – schließlich maßen die Schienen eine Länge von 566 Kilometern. In Augsburg stellte die „Ludwig-Nord-Süd-Bahn“ den Anschluss an die München-

    Eines dieser Gebäude war der Bahnhof der kleinen Landgemeinde Auhausen. Er lag am 26,5 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Gunzenhausen und Oettingen. Sowohl die Strecke wie der Bahnhof wurden am 20. August 1849 ihrer Bestimmung zugeführt – vor mehr als 170 Jahren. Ab 1854 war Auhausen sogar zeitweilig am Schnellzugnetz der königlich-bayerischen Eisenbahn angeschlossen.

    Der Bahnhof war wichtig für die Wirtschaft des Dorfes

    Bau an der Ludwig-Nord-Süd-Bahn im Streckenabschnitt Auhausen, welche zwischen Oettingen und Gunzenhausen am 20. August 1849 eröffnet worden ist. Im Hintergrund der bereits fertiggestellte erste Bahnhof von Auhausen, der bis etwa 1900 in Betrieb war und seither in privater Hand ist.
    Bau an der Ludwig-Nord-Süd-Bahn im Streckenabschnitt Auhausen, welche zwischen Oettingen und Gunzenhausen am 20. August 1849 eröffnet worden ist. Im Hintergrund der bereits fertiggestellte erste Bahnhof von Auhausen, der bis etwa 1900 in Betrieb war und seither in privater Hand ist.

    Das Bahnhofsgebäude leistete fortan ein halbes Jahrhundert seinen Dienst. Erst um 1900 wurde der – unter der älteren Ortsbevölkerung noch bekannte – neue Bahnhof sowie eine Güterhalle samt Nebengebäude und zweitem Gleis errichtet und genutzt. Bis zum Jahr 1985 war die Bahnstrecke für mehrere Generationen die wirtschaftliche Lebensader des Dorfes, wobei bereits ab 1906 die Bedeutung dieser landesweiten Verbindung mit der Fertigstellung Bahntrasse Donauwörth – Treuchtlingen abnehmen sollte.

    Mit dem zweiten Weltkrieg gewann die Strecke nochmals an Bedeutung, da nicht zuletzt durch den tiefen Geländeeinschnitt des Gleiskörpers viele Transporte hier Schutz vor feindlichen Tieffliegern finden konnten. Dies ging jedoch zu Lasten der kleinen Gemeinde Auhausen, wie aus den Feuerwehr-Protokollen zu entnehmen ist: „Die Gefahr feindlicher Flieger mehrte sich immer mehr; das Dorf, besonders die Nähe der Eisenbahn, wurde öfter angegriffen. Hauptsächlich am 11. April 1945 wo das nördliche Viertel schwer zu leiden hatte und die Scheune des Bauern Fr. Spatz in Brand geschossen wurde.“

    Ab den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts ging es allerdings mit dem Personenverkehr rapide abwärts, sodass trotz klangvoller Zugnamen wie „Reichsstädtezug“ an der Strecke immer öfter und immer lauter über die Stillegung nachgedacht wurde.

    Ab 1985 fuhren keine Personenzüge mehr

    Bei der Einstellung des Reisezugverkehrs im Jahr 1985 waren bereits das markante rote Backsteingebäude und das Abstellgleis abgerissen worden. So erinnert heute augenscheinlich nur noch ein verwaistes Gleis an eine glanzvolle Eisenbahner-Zeit einer längst vergangenen Epoche, die ansonsten nur durch das Bayerische Eisenbahn-Museums wachgehalten wird.

    Gleichwohl ist in Auhausen das Thema Eisenbahn nicht ganz aus dem Dorfleben verschwunden, da das ursprüngliche Bahnhofgebäude rechtzeitig in private Hände gekommen ist. Nachdem es über mehrere Jahrzehnte als Wohnhaus eines ehemaligen Bahnbediensteten diente, hat dieses Bauwerk ab 2017 durch eine Komplett-Sanierung eines örtlichen Unternehmers wieder den Charme des historischen Gebäudes zurückerhalten.

    Darüber hinaus dürften so manchem Spaziergänger die recht ungewöhnlichen „weißen Steine“, die vereinzelt entlang der Bahnlinie stehen, aufgefallen sein: Die eingemeißelten Buchstaben K - B - E deutete Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler bereits vor einigen Jahren als Kürzel für „Königlich-Bayerische Eisenbahn“.

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