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Harburg: Der Rieser Kulturpreis geht an Professor Hans Frei

Harburg

Der Rieser Kulturpreis geht an Professor Hans Frei

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    Der Vorsitzende des Vereins Rieser Kulturtage, Gerhard Beck (rechts),
verleiht Professor Hans Frei den Rieser Kulturpreis. Der amtierende
Bezirksheimatpfleger Christoph Lang (links) hielt die Laudatio.
    Der Vorsitzende des Vereins Rieser Kulturtage, Gerhard Beck (rechts), verleiht Professor Hans Frei den Rieser Kulturpreis. Der amtierende Bezirksheimatpfleger Christoph Lang (links) hielt die Laudatio. Foto: Matthias Link

    Anfang der 1950er Jahre unternahm der Augsburger Schüler Hans Frei in den Sommerferien mit Schulkameraden einen mehrtägigen Radausflug von Augsburg nach Nördlingen. Der Geografie- und der Geschichtslehrer des Gymnasiums hatten den Schülern im Unterricht davon erzählt, dass man vom Nördlinger Kirchturm Daniel aus einen hervorragenden Blick auf die ummauerte Altstadt habe, dass man bei gutem Wetter fast 100 Dörfer im Umland sehen könne und, dass in den Rieser Höhlen steinzeitliche Funde gemacht worden seien. Das Interesse bei Hans Frei für das Nördlinger Ries war damit geweckt. 

    Er und seine Kameraden wollten das Ries aus eigener Anschauung kennenlernen und besichtigten auf ihrer mehrtägigen Radexkursion Rieser Kirchen, Burgen, Schlösser und archäologische Denkmäler wie die Ofnethöhlen, die Hohlenstein Höhle, den Ipf und den Rollenberg. Das Ries ließ Hans Frei sein ganzes späteres Berufsleben lang nicht mehr los. Frei wurde Heimatpfleger des Bezirks Schwaben, von 1970 bis 1987, und als Museumsdirektor leitete er von 1987 bis 2003 die Bezirksmuseen, wozu das Museum Kulturland Ries in Maihingen gehört, neben den Museen in Oberschönenfeld und Illerbeuren. Für seine Verdienste um das Ries erhielt Professor Dr. Hans Frei nun den diesjährigen Rieser Kulturpreis. 

    Der Verein Rieser Kulturtage würdigte mit der Preisverleihung am Samstagabend im Fürstensaal auf Schloss Harburg den Einsatz von Frei für das Ries. Zu Freis Aufgaben als schwäbischer Bezirksheimatpfleger gehörten die Landeskunde, Denkmalpflege, archäologische Forschung, Stadtsanierung, Dorferneuerung, Museologie und Brauchtumspflege. Im Unterschied zu seinem Vorgänger im Amt, Dr. Dr. Alfred Weitnauer, der sich mehr um das südliche Schwaben und das Allgäu gekümmert hatte, widmete sich Frei verstärkt dem nördlichen Schwaben und insbesondere dem Nördlinger Ries. 

    Hans Freis Wirken für das Ries beginnt 1970

    Christoph Lang, der amtierende Bezirksheimatpfleger, hob in seiner Laudatio die Bedeutung von Freis Wirken für das Ries hervor: So fand 1970, bereits in seinem ersten Dienstjahr, der Schwäbische Heimattag in Oettingen statt. In den Folgejahren beteiligte sich Frei an der Gründung des Rieser Naturschutzvereins und der Schutzgemeinschaft Wemdinger Ried. Ab 1973 übernahm er die Aufgabe des verantwortlichen Redakteurs der Zeitschrift "Nordschwaben“ und im selben Jahr beteiligte er sich an der Gründung des Vereins "Rieser Bauernmuseum Maihingen“.

    Frei setzte sich mit anderen gegen den Bau einer Autobahn im Ries ein

    1975 war Frei Gründungsmitglied des Vereins Rieser Kulturtage, in den er sich mit zahlreichen Referaten, Exkursionen und Publikationen einbrachte. Zusammen mit anderen konnte Frei auch den Bau einer Autobahn durch das Ries verhindern. Wie Lang deutlich machte, betreibt ein Bezirksheimatpfleger solch zahlreiche Vorhaben nicht alleine, aber ein Bezirksheimatpfleger greife Impulse auf, bündle und institutionalisiere sie und dabei bestärke er diejenigen, die sich engagieren, in ihrem Tun und bringe sich selbst aktiv mit ein.

    Frei studierte Geografie, Geschichte und Germanistik in München und promovierte über den frühen Eisenerzabbau und dessen Geländespuren im nördlichen Alpenvorland. Anschließend arbeitete er von 1966 bis 1970 als wissenschaftlicher Assistent am Geografischen Institut der Universität München, wo er sich unter anderem wieder mit dem Ries befasste, mit der Kulturlandschaft und der Entstehung des Rieskraters, die damals ein großes Thema der wissenschaftlichen Diskussion war, wie Lang erinnerte. Während seines Studiums und der Zeit als Assistent habe Frei immer wieder das Ries besucht und 1968 erschien von ihm ein Aufsatz über das Nördlinger Ries für den Topografischen Atlas von Bayern. Frei hatte zwischen 1973 und 2013 Lehraufträge an der Universität Augsburg und der TU München, von Letzterer wurde er 1993 zum Honorarprofessor bestellt. 

    Frei überlässt Preissumme dem Verein Rieser Kulturtage

    Lang lobte als Charaktereigenschaften Freis dessen Neugierde, seine Hartnäckigkeit, seinen Missionierungseifer und seinen Tatendrang. Seit 2003 ist Frei im Ruhestand und bis heute wirkt er mit seinen 85 Jahren bei Vorträgen, Exkursionen und Publikationen mit und ist Referent in mehreren Stiftungen für Umwelt und Kultur. Professor Frei überließ die von Erwin Taglieber gestiftete Preissumme dem Verein Rieser Kulturtage. "Mein besonderer Wunsch ist es, dass wir gemeinsam mit Vereinen, Gemeinden und Behörden und in Übereinstimmung mit der Bevölkerung das Gut der Natur und das Erbe der Geschichte im Ries bewahren und die Verbundenheit der Rieser mit ihrer Heimat fördern“, sagte Frei in seinen Dankesworten. 

    Im Gespräch mit den Rieser Nachrichten erinnerte Frei am Rande der Feier daran, dass das Denkmalschutzgesetz erst 1973 kam und dass es noch zehn Jahre gedauert habe, bis in den Rieser Dörfern ein Verständnis für den Wert von historischen Bauern- und Pfarrhäuser entstanden sei. Oft seien er und der Kreisheimatpfleger in Diskussionen, etwa mit den Hauseigentümern oder den Gemeinderäten, angeeckt. Ebenso sei es ihm im Bereich Naturschutz ergangen, wenn in der intensiven Agrarlandschaft Bäume und Sträucher entfernt worden seien, etwa für den Wegebau.

    Grußworte beim Festakt sprachen Moritz Fürst zu Oettingen-Wallerstein, Gerhard Beck als Vorsitzender des Vereins Rieser Kulturtage, Landrat Stefan Rößle und der Harburger Bürgermeister Christoph Schmidt. Mit einem Abendgebet beschloss Wilhelm Imrich den Festakt, der von dem Ensemble "7 auf einen Streich“, das zur Stadtkapelle Harburg gehört, musikalisch passend gestaltet wurde.

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