Ist Hainsfarth bald unabhängig von externen Energiezulieferern?
Bei regionalen Projekte in Hainsfarth sollen PV-Anlagen und Energiespeicher zum Einsatz kommen. Ein Vertreter des bayrischen Bauernverbandes hat Bedenken.
Die Gemeinde Hainsfarth könnte sich zeitnah in einer regionalen Vorreiter-Rolle wiederfinden. Bei einem kürzlich mit dem Gemeinderat abgehaltenen Workshop „Energie-Steckbrief für die Gemeinde Hainsfarth“ wurde in Zusammenarbeit mit den Firmen GP Joule aus Buttenwiesen (GPJ) und der Südwerk Projektgesellschaft aus Burgkunstadt in detaillierter Kleinarbeit der kommunale Weg in die Energiewende bzw. sogar Klimaneutralität skizziert.
Hainsfarth soll klimaneutral werden
Bürgermeister Klaus Engelhardt hat die Vision, als Ergebnis der gemeinsamen Planungen seinen Bürgern eine der ersten „energie-autarken“ Gemeinden der Region anzubieten. Wie könnte dieser Weg konkret aussehen?
Robert Cavric und Tizian Freytag von der GP Joule fragten zunächst die Erwartungen von Gemeinderäten ab. Dann stellten sie ein PEM-Elektrolyse-Verfahren (Energieumwandlung) vor, wobei optimalerweise im Gemeindegebiet erzeugte erneuerbare Energie und regionales Wasser zum Einsatz kommen würden. Im Ergebnis stünden Wasserstoff, grüne Wärme und Sauerstoff zur Verfügung.
Laut den Firmenvertretern würden derzeit alle Energie-Sektoren (Kfz, Wärme, Strom) separat betrachtet: Um die Energiewende zu schaffen, müssten diese Sektoren intelligent kombiniert werden, meinen sie. Allerdings müsse das Angebot dann auch nachgefragt werden, um das System wirtschaftlich betreiben zu können.
In einem weiteren Schritt wurden die Möglichkeiten in der Gemeinde eruiert. Dabei stelle die Infrastruktur die wichtigste Voraussetzung dar. Die vorhandene große Fotovoltaikanlage könnte die größte Chance zur Primärstrom-Erzeugung im Gemeindegebiet sein.
„Wärme ist der größte Hebel zur Klimaneutralität bei Haushalten“
Anschließend erläuterten die Firmen-Repräsentanten zum Thema „Nahwärme“ die aus ihrer Sicht optimale „Investition in die Zukunft“ am Beispiel des Ortsgebiets. Hainsfarth habe 469 Anschlussmöglichkeiten bei einer gewünschten Anschluss-Quote von mindestens 50 Prozent. Für Hainsfarth müsste eine Gesamttrasse von 11.345 Metern, davon 2350 Meter für Hausanschlüsse und einer Jahresenergiemenge von 5.800 Megawattstunden, geplant werden. Die Firma würde bei der Finanzierung auf eigenes Risiko in Vorleistung gehen.
Grundsätzlich stehen zwei Konzepte zur Verfügung: Entweder mit ausschließlichem Zukauf von Bio-Methangas für ein Blockheizkraftwerk oder mit Zukauf sowie mit regenerativ erzeugtem Strom aus einer örtlichen PV-Anlage. „Wärme ist der größte Hebel zur Klimaneutralität bei Haushalten“, sagte Robert Cavric.
„Wir müssen uns für die Zukunft was überlegen“, sagte dann Bürgermeister Klaus Engelhardt, vor allem dann, wenn die Biogas-Anlagen wegfielen. Er forderte eine konkrete Kalkulation der Firma GPJ, die zeitnah der Bevölkerung vorgestellt werden könne.
Bayrischer Bauernverband: Bedenken bei der Flächen-Zupachtung
In dem Workshop äußerten sich auch Heinz Werner und Christopher Kohles von der Firma Südwerk, die auf dem Gemeindegebiet bereits eine größere PV-Anlage betreibt. Sie stellten die aktuellen gesetzlichen Grundlagen sowie die technischen Entwicklungen bzw. Möglichkeiten zum Thema „Klimaneutralität“ dar. Im Detail wurde der Vorteil der PV-Anlagen gegenüber der Windenergie in den Vordergrund gestellt und die Ergänzung der PV-Felder durch Batteriespeicher beworben, um – unter Verweis auf ihre „Netzverantwortlichkeit“ – auch nachts Energie an die Netzbetreiber abgeben zu können. Außerdem sei es den Südwerk-Mitarbeitern ein Anliegen, die Auswahlkriterien für geeignete Flächen offenzulegen, den einfachen und vollständigen Rückbau der Felder nach Pachtende zu bewerben und auf die Wiederverwertbarkeit der PV-Platten von inzwischen bis zu 90 Prozent hinzuweisen.
BBV-Obmann Anton Trollmann äußerte seine Befürchtung zu künftigen Problemen junger Landwirte bei der Flächen-Zupachtung, wenn derart viel Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen würde und die Pachtpreise entsprechend steigen dürften. Heinz Werner Kohles von Südwerk versprach daraufhin, nicht die gesamte Gemeinde zuzupflastern bzw. vorrangig nach Stilllegungs-, Wasserschutzgebiets- und „Rote-Liste“-Flächen zu suchen. Darüber hinaus seien für jeden betroffenen Landwirt und Grundeigentümer immer Ersatz- oder Ausgleichsflächen innerhalb von 24 Monaten gefunden worden, wenn gewünscht: Er sagte: „Wir wollen Existenzen schützen.“
Ein weiterer Themenblock waren die momentan hinderlichen Regularien der Netzbetreiber: „Die Zukunft muss es sein, Energie direkt an Abnehmer zu liefern“, so Kohles.
Bürgermeister Klaus Engelhardt beschloss diesen Veranstaltungstag mit dem Aufruf: „Wir sind bereit, wir wollen etwas tun.“ Er betonte dabei ausdrücklich, dass es vorrangig der Einbeziehung der Bevölkerung, Flächeneigentümer und der Landwirte in einer separaten Zusammenkunft bedürfe. Nur so könne gemeinsam die energie-autarke Gemeinde Hainsfarth gelingen.
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