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Eine Fotoreise auf den Spuren der jüdischen Ritualbäder
![Sigried Atzmon, Fotograf Hermann Waltz, Bezirksheimatpfleger Christoph Lang und Willi Hertle, Eigentümer des "Hertle-Hauses" bei der Eröffnung der Ausstellung in Hainsfarth. Sigried Atzmon, Fotograf Hermann Waltz, Bezirksheimatpfleger Christoph Lang und Willi Hertle, Eigentümer des "Hertle-Hauses" bei der Eröffnung der Ausstellung in Hainsfarth.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
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In der ehemaligen Synagoge in Hainsfarth wird eine Ausstellung eröffnet, die sich um Mikwen in der Region dreht. Warum sich ein Fotograf auf die Suche begab.
Zu der lang erwarteten Eröffnung der Ausstellung "Mikwen - Mikwaot" in der Synagoge Hainsfarth konnte die Vorsitzende des Freundeskreises, Sigi Atzmon, eine beträchtliche Anzahl von Vereinsmitgliedern und interessierten Einzelgästen begrüßen, sowie auch eine Reihe von Ehrengästen, die durch ihre Anwesenheit dem ehrenamtlichen Engagement des Freundeskreises ihren Respekt bekundeten: Professor Erich Naab als Vertreter des Bistums Eichstätt, Dr. Irina Mugerman und Professor Hanspeter Heinz für die Augsburger Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Kreistags- und Bezirkstagsmitglied Albert Riedelsheimer und die stellvertretende Landrätin Ursula Kneißl-Eder für den Landkreis Donau-Ries, Professor Klaus Wolf, Augsburg, für die Wissenschaft, sowie die Heimatpfleger Herbert Dettweiler (Kreis) und Christoph Lang (Bezirk).
Die Vorsitzende sprach die ungewöhnliche Geschichte der Wiederentdeckung der Mikwe an: "Das Wasserloch" - so eine gelegentlich gehörte Bezeichnung für das Ritualbad - ist nicht mehr. Der Synagogenbereich, zu dem die Mikwe als unverzichtbarer Ort der religiösen Praxis gehört, ist zu einer Gedenk- und Begegnungsstätte geworden. Sigi Atzmon dankte allen Aktiven und Sponsoren aus der Mehrheitsgesellschaft, die zum Gelingen beigetragen hatten: "Zusammen sind wir stark."
Als das Ritualbad als Wasserloch bezeichnet wurde
Christoph Lang stellte vor allem die Vielfalt der Schwaben in den Mittelpunkt seines Grußwortes. Größtenteils katholisch geprägtes Milieu und - speziell im Nördlinger Ries - protestantische Inseln seien nicht das ganze Bild. Lange Jahrhunderte hindurch waren Angehörige des jüdischen Glaubens selbstverständliche, ja unverzichtbare Glieder der dörflichen Gemeinschaften, und haben die Region mitgeprägt, auch in Hainsfarth. Das jüdische Leben, so Lang, wird in der ehemaligen Synagoge Hainsfarth auf einzigartige Weise sichtbar gemacht.
Hermann Waltz, der Mitinitiator und Gestalter der Ausstellung, berichtete anhand von Fotografien über seine Ermittlungsarbeiten. Als "normaler evangelischer Christ" habe er herausfinden wollen, was es mit der Mikwe auf sich hat. In Hainsfarth, Harburg und Mönchsdeggingen gab es Mikwen, in Harburg ist das Ritualbad durch den Einsatz von Willi Hertle mustergültig wiederhergestellt worden. Die Erkundungsreisen führten den leidenschaftlichen Fotografen quer durch Bayern von Regensburg an der Donau bis Kleinheubach am Main, und auch nach Venedig. Bauart und Benutzungsweise alter und moderner Mikwen stellte er vor, und auch die Kunstgriffe, mit denen im 19. Jahrhundert neue Anordnungen der Gesundheitsverwaltung mit den religiösen, von Rabbinern interpretierten Vorschriften vereinbar gemacht wurden.
Gespräch in Venedig mit Rabbi Ramy Banin
In Venedig kam Waltz ins Gespräch mit Rabbi Ramy Banin von der chassidisch orientierten "Chabad"-Gemeinde, der folgende Erklärung zum Hintergrund der Mikwenpraxis gab: "Die Mikwe symbolisiert eine Wiedergeburt. Du gehst ins Wasser, wirst pur und kommst wiedergeboren aus dem Wasser. Du startest wieder neu. Gott gibt dir jeden Tag eine neue Chance, eine neue Aufgabe, jeden Tag neue Energie. Du bereitest dich auf einem höheren spirituellen Niveau auf den neuen Tag vor." Zum Projekt der Mikwen-Ausstellung gab er Waltz den optimistischen Kommentar auf den Weg: "Das ist die wahre Botschaft: Wenn du Gott in dein Leben bringst, wenn du dich so (entsprechend) verhältst und Gutes tust, andere akzeptierst, humaner handelst, dann entsteht dauerhafte Güte."
Ein weiterer interessanter Kontakt ergab sich mit Tal Basali, der Betreuerin der Mikwe von Banins Gemeinde. Sie wird am 13. Juli in Hainsfarth authentische Erläuterungen zum richtigen Verständnis des religiösen Gehalts der Mikwe geben.
Bereits am Tag nach der Eröffnung fand sich eine Reisegruppe aus Schwabach in Hainsfarth ein und ließ sich von Hermann Waltz die Mikwen-Ausstellung erklären. Ohne Anmeldung ist sie an Sonntagnachmittagen zu besichtigen, letztmals am 23. Juli.
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