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Hainsfarth: Auto kollidiert mit Lok: Insassen entgehen nur knapp dem Tod

Hainsfarth

Auto kollidiert mit Lok: Insassen entgehen nur knapp dem Tod

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    Nach dem Unfall am Bahnübergang an der B466 bei Hainsfarth warnt die Bayernbahn davor, Signale zu missachten. Verletzt wurde niemand, am Mietwagen entstand ein Totalschaden.
    Nach dem Unfall am Bahnübergang an der B466 bei Hainsfarth warnt die Bayernbahn davor, Signale zu missachten. Verletzt wurde niemand, am Mietwagen entstand ein Totalschaden. Foto: Verena Mörzl/Patrick Zeitlmann

    Verletzt worden ist wie durch ein Wunder niemand. Aber: "Es hätte auch zwei bis vier Tote geben können", sagt Bayernbahn-Geschäftsführer Patrick Zeitlmann mit ernster Miene und will damit verdeutlichen, wie knapp man an einer Katastrophe vorbeiging. Eine Sekunde früher oder später, und die Insassen hätten den Unfall vielleicht nicht überlebt. Nachdem ein Autofahrer am Mittwochabend vergangener Woche an einem unbeschrankten Bahnübergang das Signallicht laut Polizei fehlinterpretiert hat und in der Folge mit einer Dampflok kollidiert war, will Zeitlmann auf ein grundsätzliches Problem hinweisen: Unter Verkehrsteilnehmern gibt es wenig Akzeptanz zu warten. Immer wieder werden deshalb Gleise befahren, obwohl ein Zug angekündigt ist. Gerade im Landkreis Donau-Ries ist dieses Verhalten besonders gefährlich.

    Autofahrer ignorieren immer wieder das Warnlicht

    Erst kürzlich erhielt der Chef der Bayernbahn, die im Landkreis Donau-Ries zwei Nebenstrecken mit Güterverkehr betreibt, Video-Material des Bahnübergangs an der Bundesstraße 466 bei Hainsfarth zugespielt, auf dem zu sehen ist, wie Autofahrer das Warnlicht ignorieren. Obwohl sich ein Zug näherte, fuhr der Wagen darüber. Der Fahrer brachte damit sich und andere in Gefahr. Die Filmsequenzen bestätigen, was Zeitlmann auch als Lokführer schon gesehen hat. Er erinnert sich an eine Situation nahe Greiselbach im Nachbarlandkreis Ansbach. Dort fuhr eine ältere Frau mit einem Kind auf dem Traktor über die Gleise, nur zehn Meter vor Zeitlmann im Zug. Solche Beinahe-Unfälle würde es sehr häufig geben, schildert er.

    Am Bahnübergang bei Hainsfarth kommt es am 28. September 2022 zu einem schweren Unfall: Ein Autofahrer hatte übersehen, dass es dort keine Schranken gibt.
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    Immer wieder kommt es in der Region zu Zugunfällen. Ein Überblick in Bildern.

    Dass sich tatsächlich ein Unfall mit einem Fahrzeug ereignet, kommt dagegen äußerst selten vor. Nach Zahlen der Nördlinger Polizei hat sich an der Unfallstelle des Bahnübergangs der B466 an der Abzweigung nach Auhausen die zurückliegenden zehn Jahre kein einziger ereignet. Dienststellenleiter Walter Beck informiert außerdem darüber, dass am Übergang Heimostraße Richtung Hainsfarth seit 2014 nur ein Auto mit einem Zug zusammenstieß. 2010 war der letzte Unfall, bei dem eine Person verletzt wurde. Der ereignete sich nur wenige hundert Meter weiter südlich am Bahnübergang bei Oettingen Richtung Megesheim. Grundsätzlich stuft Beck die Bahnübergänge in dieser Gegend daher als relativ sicher ein.

    Welche Zeichen kündigen einen Zug an?

    Bayernbahn-Geschäftsführer Zeitlmann will die Menschen dennoch sensibilisieren, gerade an den Bahnübergängen ohne Schranken die Signale zu beachten. "Wir haben keine Chance anzuhalten", sagt er aus Lokführer-Sicht. Der Bremsweg sei sehr lang. Und selbst wenn der Zug nur 40 Kilometer pro Stunde schnell fahre, könne das Auto überrollt werden. Im Landkreis Donau-Ries gibt es aufgrund der Nebenstrecken Richtung Gunzenhausen und Wilburgstetten eine Vielzahl an Bahnübergängen ohne Schranken, deutlich mehr als in anderen Landkreisen. Auch deshalb möchte Zeitlmann für mehr Akzeptanz für die Signale werben, die auf einen einfahrenden Zug hinweisen. Dazu zählen laut Verkehrsordnung nicht nur rotes Blinklicht oder gelbe oder rote Lichtzeichen, geschlossene Schranken und ein Pfeifsignal. In der Nürnberger Straße in Nördlingen gebietet ein Bahnbediensteter beispielsweise Halt mit einer rot-weißen Fahne. Nicht nur Auto- oder Lastwagenfahrer müssen dann warten. Die Zeichen gelten auch für Fußgänger und Fahrradfahrer.

    Lok kollidiert mit Auto
bei Hainsfarth
Totalschaden am Auto
Der sichtbare Schaden an der Lok scheint gering. Die Leiter ist verbogen. Großen Schaden haben die Radsätze genommen.
    Lok kollidiert mit Auto bei Hainsfarth Totalschaden am Auto Der sichtbare Schaden an der Lok scheint gering. Die Leiter ist verbogen. Großen Schaden haben die Radsätze genommen. Foto: Patrick Zeitlmann

    Der Unfall bei Hainsfarth bleibt also mehr als nur eine Warnung. Wie berichtet, kam der Fahrer aus Richtung Westheim und interpretierte das rot blinkende Licht falsch. Er soll nach Polizeiangaben davon ausgegangen sein, dass sich eine Schranke schließen müsse, wenn ein Zug komme. Weil das nicht geschah, fuhr der 53-jährige Autofahrer über die Gleise. Der Mann und dessen Familie stammten nach Informationen unserer Redaktion nicht aus Deutschland und waren in einem Mietwagen unterwegs. Dieser wurde von der Lok erfasst und wieder zurück auf die Straße geschleudert. Der Totalschaden am Auto beläuft sich laut Polizei auf rund 15.000 Euro. Das Gutachten an der Bahn stehe noch aus, sagt Zeitlmann. Er rechnet mit einer Schadenssumme zwischen 50.000 und 100.000 Euro. Welche Konsequenzen auf den Autofahrer zukommen, ist noch nicht bekannt.

    Warum befinden sich keine Schranken am Bahnübergang?

    Der Bahnübergang wurde vor rund fünfzig Jahren ohne Schranken errichtet. Auf Nachfrage teilt der Bayernbahn-Chef mit, dass die Straße stark verbreitert werden müsste, wollte man den Übergang mit einer Schrankenanlage versehen. Außerdem würde sich in dieser Diskussion auch die Frage stellen, ob nicht eine Brücke sinnvoller wäre. Momentan fährt laut Bayernbahn zweimal täglich ein Güterzug auf der Linie Richtung Gunzenhausen. Sollte die Strecke reaktiviert werden, wäre ein stündlicher Personenverkehr denkbar.

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