Karl-Heinz Bieletzki gehört zu jener Spezies von Menschen, die nach einem langen Arbeitsleben noch etwas Produktives „schaffen“ und sich nicht auf die faule Haut legen wollen. Der gebürtige Trochtelfinger Jahrgang 1950 und heute in Schopfheim im Kreis Lörrach lebend, hat sich für seinen „Un-Ruhestand“ ein besonders diffiziles und aufwändiges Betätigungsfeld ausgesucht: die Ahnenforschung. Besonders angetan haben es ihm dabei die Familien, die in den Dörfern gelebt haben. Anders als viele aus seiner Zunft ist Bieletzki sehr daran gelegen, die Ergebnisse seiner umfangreichen Forschung nicht nur für sich zu behalten, sondern diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Vor diesem Hintergrund ist jetzt ein Ortsfamilienbuch für den kleinen Ort Goldburghausen im württembergischen Ries entstanden, an dem der Autor knapp zwei Jahre für „Gottes Lohn“ gearbeitet hat und bei seinen Recherchen auf teilweise erstaunliche Erkenntnisse gestoßen ist.
Sein Werk hat er jetzt bei einer Veranstaltung im Goldburghausener Gemeindezentrum vorgestellt. Die Resonanz aus der Einwohnerschaft war riesengroß. Offenbar hat er damit den Nerv vieler Goldburghausener getroffen, die ihn während seiner Arbeit im Vorfeld große Unterstützung haben zukommen lassen, wie er bei der Präsentation betonte. Selten sei er auf solch aufgeschlossene Menschen gestoßen. Darüber hinaus habe er sich in vielen Archiven für seine Recherchen aufgehalten und unzählige Fotos gesichtet.
Hauptteil des Buches befasst sich mit Familien Goldburghausens
Den Hauptteil seines 424-seitigen Werkes umfassen detaillierte Angaben zu den einzelnen Familien. Ebenfalls enthalten sind geschichtliche Abhandlungen über die Historie des Dorfes von Hans Pfletschinger und dem früheren Utzmemminger Ortsvorsteher Hans Winter. Die Bilder geben einen sichtbaren Einblick in das Leben im Dorf und die Arbeit der Bauern auf ihren Feldern.
Die Zuhörer erfuhren an diesem Nachmittag teilweise Fakten, die möglicherweise neu für sie waren. Beispielsweise, dass Goldburghausen von 1802 bis 1810 zu Bayern gehört hat. Oder dass in den Jahren 1911 bis 1913 der Ort erstmals Elektrizität erhielt und zuvor 1906 die Häuser an die Wasserversorgung angeschlossen wurden. Bekannt dürfte hingegen vielen Zuhörern die Bezeichnung „Krauthausen“ gewesen sein - nicht aber, dass 1872 auf einem Morgen Land (ein Viertel Hektar) 5400 Krautköpfe gestanden haben. Keine Unbekannten waren drei Persönlichkeiten aus den 1960-er Jahren, die das Dorf in ihren jeweiligen Funktionen prägten: Pfarrer Breuninger, Bürgermeister Melchinger und Schulleiter Schuhmann.
Goldburghausener Familien ab 1598 sind im Buch zu finden
Als „Besonderheiten“ hat der Autor ausgemacht, dass Goldburghausen nach dem 2. Weltkrieg Mitmenschlichkeit bewiesen und im Verhältnis zur Einwohnerzahl viele Flüchtlinge beheimatet hat. Die höchste gemeldete Zahl lag bei 216. Insgesamt enthält das Ortsfamilienbuch von Goldburghausen die Namen der Personen, die ab 1598 in Goldburghausen gelebt, getauft, geheiratet haben und gestorben sind.
In seinen Schlussworten zeigte sich Karl-Heinz Bieletzki berührt von der außergewöhnlichen Freundlichkeit, die er in Goldburghausen habe erfahren dürfen. Bürgermeister Willibald Freihart attestierte dem Autor, ein „bemerkenswertes Werk“ veröffentlicht zu haben, was auch Ortsvorsteherin Margret Förstner so sah. Viel Lob und Anerkennung kamen vom Vorsitzender der Rieser Kulturtage, Gerhard Beck, Manfred Wegele vom Bayerischen Landesverein für Familienkunde und dem Bopfinger Heimatforscher Winfried Mundt. Das Duo Berthold und Uli sorgte für die musikalische Unterhaltung.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden