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Geschichte des Bierbrauens in Löpsingen: Von Tradition zu Moderne

Nördlingen-Löpsingen

Vom Braurecht zum Gasthaus: Die Geschichte des Bierbrauens in Löpsingen

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    Die Postkarte aus dem Jahr 1900 ist vermutlich das einzige Foto, auf dem die Deffner'sche Brauereimit rauchenden Schloten abgebildet ist.
    Die Postkarte aus dem Jahr 1900 ist vermutlich das einzige Foto, auf dem die Deffner'sche Brauereimit rauchenden Schloten abgebildet ist. Foto: Repro: M. Wunder

    In Löpsingen begann die Geschichte des Bierbrauens Anfang des 18. Jahrhunderts, als zwei Wirtschaften die Herstellung von Bier aufnahmen. Bei der einen Wirtschaft – der Adlerwirtschaft – lässt sich dieser Beginn genau datieren. Der Besitzer der Wirtschaft Caspar Kornmann erhielt nämlich im Jahr 1705 von der Regierung des Fürstentums Oettingen-Oettingen die „Bräugerechtigtkeit“ verliehen, also das Recht, Bier brauen zu dürfen. 1707 erbaute sich Kornmann eine Brauerei, was im damaligen Sprachgebrauch als „Bräustatt“ bezeichnet wurde.

    Fast genau zur selben Zeit wurde offensichtlich auch auf einer weiteren Hofstelle, der Rosswirtschaft, mit dem Braugewerbe begonnen. Im Jahr 1708 übernahm Johann Adam Joas von seinem Stiefvater die Wirtschaft „zum weißen Ross“. Er wurde seitdem in den Kirchenbüchern neben seinen Tätigkeiten als Gastwirt und Bäckermeister stets auch als Bierbrauer bezeichnet.

    Schon seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesen

    Die Rosswirtschaft ist schon seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert in den Archivalien der Oettinger Grafen als Wirtschaft nachgewiesen. Sie stellte eine vollwertige Gastwirtschaft dar, die neben dem Ausschank von Getränken auch warme Speisen reichen und Gästen eine Übernachtungsmöglichkeit bieten durfte. Gelegen war sie zentral im Dorf an der Hauptstraße, die von Nördlingen nach Oettingen führte. Gegenüber befand sich das prächtige Anwesen des Meierhofes und in unmittelbarer Nähe waren das Pfarrhaus und die Kirche.

    Im Unterschied dazu lag die Adlerwirtschaft etwas abseits in einer kleinen Seitenstraße und zumindest für Fuhrwerke in einer Sackgasse. Überhaupt scheint die Adlerwirtschaft zunächst keine volle Gastwirtschaft gewesen zu sein. Erst nach dem Erwerb des Braurechts erlangte sie allmählich den gleichen Rechtsstatus wie die Rosswirtschaft. Neben der Adler- und der Rosswirtschaft gab es während des 18. Jahrhunderts noch drei Anwesen in Löpsingen, auf denen durchgängig eine sogenannte „Zapfenwirtschaft“ betrieben wurde, die also im Wesentlichen auf den Ausschank von Getränken beschränkt war. Außerdem wurde auf wechselnden Anwesen jeweils kurzzeitig noch eine vierte Zapfenwirtschaft geführt. Obwohl in den Kirchenbüchern die Besitzer der Rosswirtschaft bisweilen als „Tafernwirte“ bezeichnet wurden, war die Wirtschaft „zum Ross“ streng genommen keine Taferne. In vielen Dörfern war die größte Wirtschaft des Ortes mit dem „Tafernrecht“ ausgestattet, einem vom Landesherrn verliehenen Privileg zum Betrieb einer Gaststätte. In Löpsingen gehörte das Tafernrecht jedoch zur Dorfschmiede und das landesherrliche Privileg blieb hier erstaunlicherweise ungenutzt.

    200 Jahre Bierbrauen in Löpsingen

    Das Bierbrauen wurde in Löpsingen etwa zweihundert Jahre lang betrieben. Zuerst endete das Braugewerbe in der Adlerwirtschaft, die seit 1803 im Besitz der Familie Pflanz war und heute noch den Hausnamen „Pflanz“ trägt. Friedrich Pflanz, der das Anwesen 1877 übernommen hatte, war der letzte Adlerwirt, der zumindest noch etliche Jahre Bier braute. Spätestens mit seinem Tod im Jahr 1897 endete diese Tätigkeit.

    Bei der Rosswirtschaft war Heinrich Deffner der letzte Bierbrauer. Er hatte zunächst noch in die Brauerei investiert und ein Nachbaranwesen erworben, das dortige Gebäude 1894 abgebrochen und stattdessen einen Eiskeller errichtet. Doch geriet er bald in finanzielle Schieflage und infolge hoher Schulden war er 1904 zum Verkauf seines Anwesens gezwungen. Käufer waren die Brüder Philipp und Christoph Beyschlag aus Nördlingen, die Brauereibesitzer „zum Sixen“. Das Braugewerbe in der Löpsinger Rosswirtschaft war ab diesem Zeitpunkt eingestellt. Das Grundstück mit dem Eiskeller wurde an einen Nachbarn verkauft und später zu einem Wohnhaus umgebaut. Die Familie Voack, von der die Rosswirtschaft 1906 erkauft wurde, betrieb auf dem Anwesen fortan eine reine Gastwirtschaft. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert gab es noch fünf Gastwirtschaften in Löpsingen. Heute existiert nur noch „der Pflanz“, das Gasthaus zum „Schwarzen Adler“ in der Adlerstraße.

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