In den sechs Fremdinger Ortsteilen fanden in den vergangenen Wochen Bürgerversammlungen statt, die allesamt recht gut besucht waren und bei denen Bürgermeister Frank-Markus Merkt eine Reihe unterschiedlicher Themen ansprach. Aktuell zeige sich die finanzielle Lage der Kommune so prekär wie noch nie, so Merkt im Gespräch mit unserer Redaktion. Erstmals könne der Verwaltungshaushalt nicht ausgeglichen werden. Was heißt das für Fremdingen?
Sinkende Steuereinnahmen und deutlich geringere Schlüsselzuweisungen auf der Einnahmeseite sowie eine sehr hohe Kreisumlage, die aktuellen Tarifabschlüsse und extrem hohe Energiekosten auf der Ausgabenseite würden die Kommunalfinanzen in eine Schieflage bringen, so Merkt. Bei den Investitionen könnten nur noch die laufenden Projekte abgewickelt werden, kündigte der Rathauschef an. Beim Thema Bauen und Wohnen beklagte er, dass Bauland zu vernünftigen Preisen aufgrund der gestiegenen Baukosten nicht mehr erschlossen werden könne. Hinzu komme eine deutlich geringere Nachfrage als noch vor einigen Jahren seitens der Bürgerschaft.
Merkt will Dorfkerne in Fremdingen beleben
Vor diesem Hintergrund liegt Merkt die Belebung der Dorfkerne sehr am Herzen. Allerdings zeige sich hier keine oder nur eine sehr verhaltende Bereitschaft seitens der Eigentümer, ihre Anwesen zu verkaufen. Viel Wert legt Fremdingen dem Bürgermeister zufolge auf einen aktiven Klimaschutz. Weil der Klimawandel nicht mehr wegzudiskutieren sei, mache sich die Bayerische Rieswasserversorgung schon seit geraumer Zeit Gedanken über die Sicherung der Trinkwasserversorgung. Es müsste nämlich eine Abnahme der Grundwasserstände befürchtet werden. Bei den Versammlungen kündigte Merkt höhere Abwassergebühren für die Haushalte an. Diese sollen zunächst um ein Jahr zeitversetzt neu kalkuliert werden, wobei mit erheblichen Steigerungen ab 2026 zu rechnen sei.
Im Bereich der Infrastruktur habe es nach langem Warten inzwischen Erfolge gegeben. Die drei Mobilfunkstandorte der Telekom im Gemeindebereich seien zwischenzeitlich errichtet und zwei davon bereits in Betrieb. Beim Breitband zeichne sich bei entsprechendem Interesse der Bürgerschaft ab, dass sowohl die Telekom für den Hauptort Fremdingen als auch die Netcom-BW für die Ortsteile bereit seien, Glasfaseranschlüsse zu verlegen, gab Merkt zur großen Zufriedenheit der Versammlungsbesucher bekannt.
Ein Netto soll in Fremdingen eröffnen
Bei der Nahversorgung habe sich die Dorfladenbox in Fremdingen mittlerweile etabliert und biete saisonale und regionale Produkte an.
Auf großes Interesse stieß die Ankündigung des Rathauschefs, dass in Kürze mit dem Bau eines Netto-Marktes im Fremdinger Gewerbegebiet begonnen werde. Die Eröffnung sei noch in diesem Jahr geplant. Zur künftigen Gesundheitsversorgung teilte Merkt das Interesse einer Arztfamilie mit, eine Praxis im Hauptort zu etablieren. Mit einem möglichen Investor liefen bereits Verhandlungen.
Bei den Zusammenkünften spielte zudem die Energiewende eine Rolle. Im Raum Fremdingen werde die Windenergie nach Aussage des Bürgermeisters künftig eine bedeutende Rolle spielen, weil der Regionale Planungsverband den Riesrand in Zukunft nicht weiter als Ausschlussgebiet aufrechterhalten möchte und es allem im nördlichen Gemeindegebiet ausreichend Wind für entsprechende Anlagen gebe.
Merkt warnte allerdings eindringlich vor externen Investoren, die mit lukrativen Pachtverträgen lockten. Die Nutzung der Windkraft dürfe nach Auffassung der Gemeinde nur im Rahmen einer regionalen Wertschöpfung erfolgen. Genossenschaftliche Modelle könnten in dem Zusammenhang einen echten Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger bringen.
Info: In einer früheren Version dieses Artikels stand, dass ein Supermarkt in Fremdingen geschlossen hatte. Dies stimmt nicht, wir haben die entsprechende Stelle korrigiert und bitten, den Fehler zu entschuldigen.