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Feuer in Asylunterkunft: Kind soll Brand in Nördlingen ausgelöst haben

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Der Schock nach dem Brand in der Nördlinger Unterkunft sitzt tief

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    Dichter Rauch erschwerte für die freiwillige Feuerwehr die Löscharbeiten an der Asylunterkunft in der Nürnberger Straße.
    Dichter Rauch erschwerte für die freiwillige Feuerwehr die Löscharbeiten an der Asylunterkunft in der Nürnberger Straße. Foto: Dieter Mack

    Auf der südwestlichen Seite von Halle 66 B liegen sie am Boden: verbrannte und angekokelte Schränke, die aus dem Gebäude geholt wurden. Auf der anderen Seite befindet sich ein Haufen mit Kleidung. Ein junger Mann verlässt das Gelände am Montagmorgen mit zwei Händen voll davon. Er und ein weiter Mitbewohner schildern, dass sie am Sonntagabend zunächst in der Nördlinger Innenstadt waren, bis sie von anderen Bewohnern der Unterkunft über den Brand in der Nürnberger Straße informiert wurden. Die Männer sind nicht die Einzigen, die schauen wollen, ob sich noch etwas retten lässt. Nördlingens Oberbürgermeister lobt das Zusammenspiel der Rettungskräfte, übt aber in anderer Hinsicht Kritik.

    Am späten Sonntagnachmittag wurden die Rettungskräfte über einen Brand in der Asylunterkunft in der Nürnberger Straße informiert, zwei Hallen stehen dort. Zwölf Personen wurden verletzt, erlitten etwa Rauchvergiftungen oder weitere Verletzungen. Ein 64-Jähriger brach vor Ort zusammen und starb im Krankenhaus, berichtet die Polizei. Er wohnte wohl in der Halle, die nicht brannte. Daher sei eine "medizinische Ursache und kein direkter Bezug zum Brand" denkbar, der Mann wird obduziert.

    Verbrannte Schränke liegen am Tag nach dem Brand vor der Nördlinger Asylunterkunft.
    Verbrannte Schränke liegen am Tag nach dem Brand vor der Nördlinger Asylunterkunft. Foto: Jan-Luc Treumann

    Brand in Nördlinger Asylheim könnte von Kind ausgelöst worden sein

    Den Brand verursacht haben könnte ein fünf Jahre alter Bub, der mit einem Feuerzeug gespielt haben soll, so das Präsidium Schwaben Nord. Das Feuer griff offenbar dann von der Einrichtung in einem der Zimmer auf die Halle über. Ein Polizeisprecher geht von einem geschätzten Schaden von rund 300.000 Euro aus.

    Vor Ort war auch Oberbürgermeister David Wittner, der die Einsatzkräfte lobt: Das Zusammenspiel habe hervorragend funktioniert, dazu auch die schnelle zwischenzeitliche Unterbringung in der Schulturnhalle an der Schillerstraße. Der Einsatz sei schwierig gewesen, zunächst war unklar, ob alle Personen aus dem Gebäude herausgebracht worden waren, die Halle durfte nicht betreten werden. Man habe schnell Unterstützung, etwa von Landwirten und Unternehmen, organisieren können, die mit großem Gerät Schränke heraushoben, das Dach abdeckten. So habe der Brand besser gelöscht werden können.

    Mann stirbt nach Feuer in Asylunterkunft im Krankenhaus

    Dass eine Person später im Krankenhaus starb, sei eine Tragödie: "Das ganze Brandereignis ist ein Schock." Daher verurteilt der OB auch "unmenschliche Kommentare", die im Internet gepostet wurden: "Man muss sich das mal vorstellen: Das Haus brennt, man verlässt es mit nichts als den Kleidungsstücken, die man am Leib trägt, alles ist futsch." Dazu kämen noch die gesundheitlichen Folgen. 

    Kinder, die nun für Monate in die Schillerschule gegangen seien, müssten das nun erst mal in Donauwörth oder Rain tun. Auch die beiden jungen Männer, die sich am Montagmorgen an der Unterkunft aufhalten, erzählen, dass sie schnell wieder nach Nördlingen wollten, weil sie hier im Ries arbeiteten, das sei von

    Auch wenn es nur in einer Halle gebrannt hat, sind beide derzeit unbewohnbar. Denn die andere Halle sei hinsichtlich der technischen Infrastruktur, etwa bei der Brandmeldeanlage, auf die andere angewiesen. Stand heute gebe es aber keine andere Möglichkeit, die Menschen woanders in Nördlingen unterzubringen. Auf dem Gelände vor Ort laufe der Pachtvertrag dieses Jahr aus, es soll einen Betreiberwechsel geben. Statt der Hallen soll ein Ersatz aus Holz in modularer Bauweise errichtet werden. Hier müsse man abwarten, wie es weitergeht, erst mal soll der Einsatz jetzt aufgearbeitet werden. Das Landratsamt bestätigt, dass im Herbst der Wechsel geplant gewesen sei.

    Der Brand in einer Nördlinger Asylunterkunft löste am Sonntagabend einen Großeinsatz aus.
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    In einer Asylbewerberunterkunft in der Nürnberger Straße hat es am Sonntag gebrannt. Feuerwehrleute aus Nördlingen, Baldingen und Löpsingen waren beim Großbrand im Einsatz.

    Um Mitternacht waren die Feuerwehrleute wieder zu Hause, schildert Marco Kurz, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Nördlingen. Der Einsatz sei schwierig gewesen. Um zu verhindern, dass das Feuer auf die zweite Halle übergreift, errichtete die Feuerwehr eine Wasserwand. Ein großes Problem sei auch der starke Rauch gewesen, der laut Augenzeugenberichten mit starkem Gestank einherging. Das könne laut Kurz an den Matratzen liegen, diese Kunststoffe erzeugten auch sehr starken Rauch.

    Menschen wurden nach Donauwörth, Rain und Harburg gebracht

    Zunächst wurden die Menschen am Abend nach Rain und Donauwörth in Unterkünfte gebracht, einige kamen auch nach Harburg, insgesamt handelt es sich um 63 Personen. Die Hallen hätten eine Kapazität für 144 Menschen, 100 seien zuletzt dort gemeldet gewesen, teilt der Sprecher des Landratsamtes, Simon Kapfer, mit. Aktuell versuche die Behörde, den Menschen die restliche, nicht verbrannte Kleidung, zu bringen. 

    Später müsse man dann auf die weitere Verteilung schauen, dazu könne man noch nichts sagen. Kapfer berichtet, dass es erst einmal darum gegangen sei, den Menschen ein Dach über dem Kopf zu besorgen. Deswegen waren Rain und Donauwörth auch die ersten Anlaufstellen, weil es dort rund um die Uhr Sicherheitskräfte gebe, sodass man den Menschen die Gegebenheiten vor Ort erklären könne. Wenn auch andere, bislang etwa privat Untergekommene, einen Platz bräuchten, könne man das noch stemmen.

    OB Wittner schildert, dass viele Hilfsangebote die Stadt erreichen würden, die aber für den anderen Teil des Landkreises schwer zu koordinieren sei. Dort ist etwa der Rainer Helferkreis aktiv, der direkt am Tag nach der Brandkatastrophe für Hygieneartikel, Kleidung und Ähnliches sorgt. Im Rainer Blumenhotel waren über Nacht 30 Frauen, Männer und Kinder verschiedener Nationalitäten angekommen – mit nichts, als der Kleidung am Leib. Wie die Helferkreis-Vorsitzenden Hedwig Rehm und Julia Schmalbach auf Anfrage sagen, stünden Betroffene und Organisatoren noch spürbar unter dem Eindruck der Brandnacht. Alle Beteiligten seien nach Kräften bemüht, die Lage in den Griff zu bekommen. (mit AZ)

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