Endlich wieder Narrenfreiheit: Unzählige Kostümierte, Nichtkostümierte, Garden, Hexen, Waldgeister und Gugga-Musiken zog es am Sonntag nach Megesheim zu einer der größten Faschingsumzüge in Nordschwaben. Das Wetter schaffte so manche Hürde.
In Scharen pilgerten zahlreiche Faschingsbegeisterte, die ihr Fahrzeug außerhalb des Ortes parken mussten, in die Dorfmitte. Auf den Zufahrtsstraßen staute es sich zwischenzeitlich, da sämtliche Wiesen, die ursprünglich als Parkplätze vorgesehen waren, wegen Überflutung gesperrt werden mussten. „Damit hat keiner gerechnet“, sagt die Vorsitzende der Faschingsfreunde Megesheim, Isabell Beyrle. Auch wenn mittlerweile eine gewisse Routine bei der Planung des Umzugs herrsche, gebe es „immer neue Herausforderungen, die man als Team meistert“.
Fasching 2024 in Megesheim: Viele ehrenamtliche Helfer
Weiter schildert Beyrle: „Nur mit 17 Mann Vorstandschaft wäre kein Fasching möglich.“ Der Zusammenhalt im Dorf und im Verein sei überwältigend. „Alles, was mit dem
Trotz kurzweiliger Staus schafften es alle Schaulustigen pünktlich zum Beginn des Umzugs in das Dorf. Dort säumten sich Menschenmassen entlang der Gehsteige, um die beste Sicht auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu erhaschen. Als Engel, Piraten, Aperol-Spritz, Mario und Luigi oder als Wilde Kerle verkleidet beobachteten die Zuschauerinnen und Zuschauer das bunte Treiben in Megesheim.
57 Gruppen umfasste der Megesheimer Faschingsumzug
Um 14 Uhr zog der Zug mit 57 Gruppen, darunter große und kleine Wagen, in Richtung Halle. Die Schaulustigen applaudierten und jubelten den Teilnehmenden zu. Manch kleinen Zuschauern waren die maskierten Hexen und Waldgeister nicht ganz geheuer – das war aber mit einer Handvoll Süßigkeiten schnell vergessen. Die Party- und Après-Ski-Musik, die aus den installierten Musikanlagen auf den Wagen dröhnte, sorgte für ausgelassene Stimmung bei den Faschingsbegeisterten. Die Stimmung der feierwütigen Meute konnte auch ein kurzer Regenschauer während des Umzugs nicht vermiesen. Dafür sorgte unter anderem auch Vorsitzende Beyrle, die die Gruppen vom Präsentationswagen am Hauptplatz heraus mit ihren Schlachtrufen begrüßte und das Publikum animierte, mitzumachen.
Die Gruppen behandelten auf ihren Wagen gesellschaftspolitische Themen. Da ging um die Meeresverschmutzung („Wir schlagen Alarm! Zu viel Müll im Ozean“). Aber auch darum, dass Cannabis legalisiert wird („Kiffen macht gleichgültig … na und???“). Im Vordergrund standen die jüngsten Bauernproteste („Liegt der Bauer auf der Lauer, macht das glatt die Ampel sauer“) und die „Energiescheichs“ („Regionale Lebensmittel brauchen regionale Landwirte“). Bildhaft dargestellt wurde außerdem das Mehrwertsteuer-Wirrwarr in der Gastronomie als Alice im Lügenland („Alice wundert sich: Gastrosteuer sieben Prozent sollten es sein, doch Olaf sagt Nein!“). Auf einem Faschingswagen aus Megesheim war zu lesen: „Kapitän Olaf und das sinkende Schiff, das ist euch allen ein Begriff. Seine Schatzkiste ist leer, wo bekommen die Piraten nun die Taler her? Der kleine Bürger soll es richten – damit wird er uns vernichten.“
Gäste genießen die Unbeschwertheit des Faschings
Kathrin Miller, die als Unterstützerin der Bendl Narra aus Unterschneidheim nach Megesheim gekommen ist, gefällt die „Unbeschwertheit, die an Fasching herrscht“, am meisten. Dem stimmen das Ehepaar Fritz und Hannelore Schachner aus dem unweit entfernten Westheim zu. „Die ganze Welt spielt verrückt. Das vergisst man gerne während der fünften Jahreszeit.“ Sie lobten die Organisation des Megesheimer Faschingsumzug und kommen im nächsten Jahr wieder.