Unter großem Zuspruch von Dorfbewohnern und überörtlichem Publikum, sowie eingeleitet von Grußworten und begleitet von einem sorgfältig zusammengestellten Musikprogramm der Gempfinger Hofmarkmusik, hat Gerhard Beck am Sonntagabend in der ehemaligen Synagoge Hainsfarth sein neues „Ortsfamilienbuch Hainsfarth“ präsentiert.
Manfred Wegele, der Vorsitzende des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde e. V., eröffnete und moderierte den Abend. Der stellvertretende Präsident des schwäbischen Bezirkstags Peter Schiele bezeichnete in seinem Grußwort die Ortsfamilienbücher als „Fenster in die vielfältigen Lebenswelten der Vorfahren“. Er bedankte sich beim Autor dafür, dass er sowohl das nachbarliche Zusammenleben dreier Konfessionen darstellt, das die Gemeinde Hainsfarth prägte – bis zu dem schrecklichen Verbrechen, dem die jüdischen Gemeindebürger in der Nazizeit zum Opfer fielen. Dass dieses dunkelste Kapitel der Ortsgeschichte nicht ausgeblendet werden dürfe, hob auch der Bürgermeister von Hainsfarth, Klaus Engelhardt, hervor. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Staatsminister a. D. Dr. Ludwig Spaenle, lobte Beck dafür, dass er ein Zeichen dafür setze, „das größte Menschheitsverbrechen“ nicht totzuschweigen, sondern beim Namen zu nennen.
Mehrere tausend Familien und Personen sind im Ortsfamilienbuch Hainsfarth vertreten
Der Autor Gerhard Beck berichtete zunächst über jüngste archäologische Neuigkeiten aus der Hainsfarther Geschichte, von der Bronzezeit über die alamannisch-heidnischen Begräbnisbräuche bis zum Bauernkrieg. Als besonderen Archivfund stellte er eine Urkunde von 1585 vor, in der jüdische Untertanen „Urphede“ schwören, so dass die strafrechtlichen Vorwürfe gegen sie nicht weiter verfolgt werden.
Der Hauptteil des Buches zeigt die Zusammenstellung von Namen und Daten mehrerer tausend Familien und Personen. Sie reicht von 1597 bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Beck hat dafür jahrelang in Kirchenbüchern, Archivurkunden und Friedhofslisten geforscht. Das Zusammenleben von Christen (protestantische Kinder wurden zeitweilig vom katholischen Pfarrer getauft) und Juden, aber auch lokale „Sensationen“, wie Drillingsgeburten oder Unglücksfälle sind dokumentiert. Ein eigenes Thema bilden die Bauwerke wie Schlösser (von Amtsträgern) und Armenhäuser, oder die örtlichen Mikwen. Nicht zuletzt dokumentiert das Werk auch die letzten jüdischen Häuser und die Namen der Hainsfarther Holocaust-Opfer.
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