Nördlingen hat mehrere musikalische Wahrzeichen. Die Stadtkapelle ist aus dieser Kategorie nicht wegzudenken. Regelmäßig legt sie Proben ihres Ausbildungsstandes und ihrer Vielseitigkeit, vor allem aber auch von ihrer Verbundenheit mit ihrem Publikum ab. Die jüngste Gelegenheit dazu bot sich beim traditionellen Kirchenkonzert in der St. Georgskirche.
Lange vor Beginn des Konzerts waren Ehrengäste und Stammpublikum zahlreich zur Stelle. Mehr und mehr wurde klar, dass es ein Familienfest der besonderen Art war. Auf beiden Seiten, im Orchester wie im Publikum, sind alle Generationen vertreten: stolze Großeltern, Eltern und Geschwister. Das Programm, das Kapellmeister Armin Schneider erarbeitet hatte, nahm auf die Örtlichkeit, das größte Gotteshaus der Stadt, und auf die ungewissen Zeiten, in denen wir leben, deutlich Bezug. Antonia Engert, eines der jüngeren Orchestermitglieder, steuerte als Moderatorin in wohlgesetzten Worten einführende Gedanken zu den jeweils folgenden Musikstücken bei, die von den Zuhörerinnen und Zuhörern dankbar entgegengenommen wurden.
Stadtkapelle Nördlingen tritt in Kirche auf
„Fanfare for The Common Man“, 1942 von Aaron Copland komponiert, gilt sowohl dem „Normalbürger“ wie dem einfachen Soldaten, der gerade zur amerikanischen Intervention im Zweiten Weltkrieg einrücken musste. Die Schrecken des Artillerie-Gewitters und ermutigende, Hoffnung weckende Passagen, drückten die existenzielle Unsicherheit des einfachen Menschen so überzeugend aus, dass das Stück bis heute Kultstatus hat.
In eine andere Sphäre führte das Orchester sein Publikum mit einem musikalischen Mosaik aus freier „Invention“ und Passagen aus dem Choral „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ aus der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach. Der Komponist Thiemo Kraas lässt sowohl die kompositorische Meisterschaft des großen Kirchenmusikers, wie auch die charakteristischen Klänge der zeitgenössischen symphonischen Blasmusik zu ihrem Recht kommen. An die Orchestermusiker und an den Dirigenten stellt er höchste Ansprüche.
Viel Beifall von Publikum in Sankt Georg
Johannes Brahms ließ sich von Bergwelt und Hirtenflöten zu einer romantischen Komposition mit dem Titel „Also blus das Alphorn heut“ inspirieren. Trotz des eingrenzenden Titels präsentiert sie im Arrangement von Stefan Schwalgin die volle Klangbreite des symphonischen Blasorchesters und die wechselnden Stimmungen des Autors. Die Hörnergruppe der Nördlinger Stadtkapelle erhielt für makelloses und einfühlsames Spiel Sonderapplaus.
Das Friedensthema wurde mit zwei Sätzen aus „The Armed Man: A Mass for Peace“ verdeutlicht, manchem Zuhörer noch von den Aufführungen der Kantorei in Erinnerung. Wieder beeindruckten der martialische Marschtritt der Musiker zu Beginn und die klagende Soloflöte mit der Paraphrase über das alte Sodatenlied „L’homme armé“. Das Tenorhorn-Solo im Satz „Benedictus“ hatte die tröstende Rolle des Solo-Cellos übernommen. Solist Marcus Köhnlein, unaufdringlich und einfühlsam, wurde mit Extra-Beifall belohnt.
Zum Ausklang gab es schmissige Klänge mit einem rhythmusbetonten, optimistischen Stück namens „Kraken“ von Chris Hazell und dem aufmunternden Beatle-Klassiker „Hey Jude“ sowie einem Medley aus „Jesus Christ Superstar“ und der Civil-Rights-Hymne „Do Remember Me“ von James L. Hosay. Mit zwei Zugaben bedankte sich das Orchester für die reichhaltigen Beifallsbekundungen :“When The Saints …“ mit eingesprenkelten „Halleluja“-Rufen aus Händels Messias und „Highland Cathedral“.
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