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Einst gab es in diesem Wirtshaus in Lehmingen eine Kegelbahn

Lehmingen

Vom Feuer zerstört und vielfach verkauft: Die Geschichte der Lehminger Brauerei

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    Im Jahr 1880 wurden laut der Bautafel die beiden Häuser Nummer 41 und 42 vom Bräuer Johann Georg Rau durch den Zwischenbau mit Toreinfahrt und zwei Fremdenzimmern zu einem einzigen Anwesen verbunden. Das Foto zeigt etwa im Jahr 1930 die Wirtsfamilie Angerer, den Rossknecht und einige vom Wald heimkehrende Gäste vor der ehemaligen Rau‘schen Bierbrauerei.
    Im Jahr 1880 wurden laut der Bautafel die beiden Häuser Nummer 41 und 42 vom Bräuer Johann Georg Rau durch den Zwischenbau mit Toreinfahrt und zwei Fremdenzimmern zu einem einzigen Anwesen verbunden. Das Foto zeigt etwa im Jahr 1930 die Wirtsfamilie Angerer, den Rossknecht und einige vom Wald heimkehrende Gäste vor der ehemaligen Rau‘schen Bierbrauerei. Foto: Herbert Dettweiler (Repro)

    Schon im ausgehenden Mittelalter existierte am Lehminger Dorfplatz eine Brauerei mit Taverne. Wie es in den meisten fränkisch geprägten Orten üblich war, gruppierten sich am Dorfplatz neben Kirche und Pfarrhaus auch der zur Kirche gehörende Widumshof, der Meierhof, ein paar große Bauernhöfe und das Wirtshaus, das 1810 die Hausnummer 42 bekam. Bis ins Jahr 1618 zurück gibt es Informationen zu den Betreibern dieser Tafernwirtschaft

    Mit Michael Habermeier, Bastl Kaußler und einem Beck gibt es drei Kurzzeitbesitzer, ehe ab 1640 Hans Caspar Zink aus Oettingen das Anwesen übernahm. Sein Sohn Georg Zink kaufte nach dem Tod seines Vaters von den Miterben die Wirtschaft, Brauwerk, Malz, Hopfen, Zinn- und Kupferhausgeräte in Lehmingen, überließ die Wirtschaft aber 1679 seinem Schwager Tobias Huber, weil es seiner Frau als Städterin im Dorf nicht gefiel.

    Blitzschlag und Großbrand in Lehmingen

    Doch schon vier Jahre später fiel am 25. August 1683 auch die Brauerei mit weiteren Lehminger Höfen vor allem am Dorfplatz und im Hinterdorf nach einem Blitzschlag einem „grausamen“ Großbrand zum Opfer. Der Sturm trug das Feuer schnell nach Süden. Zügig ging der Wiederaufbau der abgebrannten Anwesen vonstatten, weil auch die Herrschaft aus Ansbach ihren Teil dazu beitrug, Abgabennachlässe gewährte und Bauholz zur Verfügung stellte. Eine landesweit durchgeführte Kollekte etwa diente sogar zum Wiederaufbau des ebenfalls zerstörten Schulhauses.

    In den nächsten gut 100 Jahren wechselten sich weitere fünf namentlich bekannte Familien als Besitzer ab, ehe am 30. April 1812 ein Johann Georg Roth das Anwesen kaufte und dieses 1844 an seinen Sohn Friedrich Roth weitergab. Dessen Name ist heute noch an einem Türsturz des dazugehörigen Hofes verewigt. Dieser junge Braumeister baute in weiser Voraussicht nach 1830 in der Flur „Lugendorf“ bei Lochenbach einen Bierkeller, um ganzjährig gutes Bier anbieten zu können. Bis zur Flurbereinigung im Jahr 1970 bestand der Keller, wurde dann aber abgebrochen, mit dem Schutt eingefüllt und mit Erde überdeckt.

    Wohnhaus und Brauerei verbunden

    Am 19. November 1867 kaufte Johannes Georg Rau für 30.000 Florentiner Gulden die Brauerei und 14,8 Hektar Grundbesitz, verband - wie eine Bautafel kündet - 1880 Wohnhaus und Brauerei mit Gaststube durch einen Zwischenbau mit großer Toreinfahrt und gab das gesamte Anwesen 1882 für 73.000 Mark an seinen Sohn Johannes Georg Friedrich Rau weiter, der mit seiner Familie aber nach 34 Jahren am 1. August 1916 an die Brauerei Müller von Gunzenhausen verkaufte und in Lehrberg bei Ansbach eine größere Brauerei erwarb.

    In Lehmingen versuchten danach mehrere Pächter vergeblich, die Brauerei am Leben zu erhalten, so etwa 1918 die Familie Stöhr oder ein Jahr später die Familie Stengel. So musste schließlich die örtliche Raiffeisen-Darlehenskasse das Anwesen kaufen. Von der erwarb Johann Karl Angerer 1920 das gesamte Anwesen und verließ seine eigene Bäckerei und Gastwirtschaft auf Hausnummer zehn (die „Rose“) zugunsten des nun viel größeren Betriebs. Die Brauerei wurde stillgelegt, stattdessen aber dort eine Kegelbahn eingebaut.

    Karl Angerer nahm den Hausnahmen mit

    Karl Angerer nahm alles mit, sogar den Hausnamen „Beim Bäck“, der bei den Eingesessenen bis heute noch gilt. Im gleichen Jahr wurde dort der nächste „Bäcka-Karl“ geboren, der die Platzwirtschaft 1949 von den Eltern übernahm. Die alt und unrentabel gewordene Kegelbahn wurde nun Scheunenraum, sanitäre Anlagen wurden eingerichtet, zwei Fremdenzimmer ausgebaut und eine damals neue Küche installiert, die lange Jahre den Bedürfnissen der Zeit genügte.

    1996 starb der „alte Bäcka-Karl“ und machte den Platz hinter der Theke frei für den „jungen Karl“, der mit seiner Frau Doris und den Töchtern Tina und Ines und dem auf dem Hof lebenden Bruder Willi die Tradition der „Bäckernwirte“ noch bis 2009 fortsetzte. Dann stellte die Familie den Wirtshausbetrieb ein. Heute befindet sich im von Grund auf renovierten und sanierten denkmalgeschützten Anwesen eine Naturheilpraxis.

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