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Dringende Nachfolgersuche: Kinderarztpraxis in Oettingen in Not

Oettingen

Versorgung in Gefahr: Oettinger Kinderarzt-Praxis sucht weiter Nachfolger

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    Die Kinderärztin Dr. Marion Wiedemann-Volk sucht nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für Ihre Oettinger Praxis.
    Die Kinderärztin Dr. Marion Wiedemann-Volk sucht nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für Ihre Oettinger Praxis. Foto: Verena Wengert (Archivbild)

    Dr. Marion Wiedemann-Volk hat sich fürs kommende Jahr bereits Kalender für ihre Kinderarztpraxis bestellt. Dabei wollte sie die eigentlich gar nicht mehr brauchen und ihre Praxis schließen. Die 70-Jährige sucht seit fünf Jahren eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für ihre Praxis in Oettingen. Sollte sich niemand finden, stünden mehrere hundert Eltern mit ihren Kindern „auf der Straße“, wie sie sagt. Jetzt hofft die Ärztin, dass sich bis zum Sommer kommenden Jahres eine Nachfolge findet.

    „Früher musste man mit 65 Jahren die Kassenzulassung abgeben. Heute könnte ich laut der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) munter weitermachen“, sagt Wiedemann-Volk. Damit ihre kleinen Patienten weiter betreut werden können, hat sie schon „alles unternommen“: Sich bei der KV gemeldet, beim Berufsverband eine Anzeige geschaltet, diese konsequent erneuert, eine kommerzielle Praxisvermittlung eingeschaltet, alle Kinderkliniken im Kreis angeschrieben. Auch Privatpersonen beteiligen sich mittlerweile an der Suche, sagt die Ärztin.

    Wiedemann-Volk: Oettingen für Bewerber unattraktiv

    Bewerber habe es zwar gegeben, aber es sei immer am Standort gescheitert. Oettingen sei für viele Bewerber unattraktiv. „Die Frauen der Ärzte wollen hier oft nicht her. Ein Bewerber sagte etwa, hier gebe es keine „Dior-Meile“ zum Shoppen“, sagt Wiedemann-Volk. Dabei sei Oettingen attraktiv, biete etwa ein „exzellentes Gymnasium, eine Hauptschule und sehr gut erreichbare Realschulen.“

    Zudem gebe es zu wenig Nachwuchs im Beruf. „Es ist verschlafen worden, dass zu Wenige ausgebildet werden. Man vermittelt viel zu wenig, welch toller Beruf die Kinderheilkunde ist“, sagt die Ärztin. Viele Berufsanfänger würden sich eher für Stellen in den Kliniken entscheiden. „Das ist natürlich einfacher. Die sagen dort, man verdient gut, geht um acht rein und um halb fünf raus. Und man hat nicht so viel Verantwortung.“

    Die Oettinger Praxis betreut zwischen 800 und 900 Kinder

    Aktuell betreut die Ärztin zwischen 800 und 900 kleine Patientinnen und Patienten. Der Bedarf wäre allerdings wesentlich höher. „Wir lehnen seit drei Jahren komplett ab, nehmen nur noch Neugeborene, die aus dem Krankenhaus rausmüssen“, sagt Wiedemann-Volk. Man dürfe nicht vergessen, dass es auch in Oettingen einen Zustrom an Asylsuchenden gebe, was den Bedarf erhöht. Der Einzugsbereich ihrer Praxis reicht von Bopfingen, Schweindorf über Monheim bis nach Schwabach und Roth in Mittelfranken.

    Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) gibt es derzeit sieben Kinderärztinnen und -ärzte im Landkreis. Der Versorgungsgrad liegt bei 82 Prozent, das Durchschnittsalter der Ärzte bei 59,6 Jahren. Das Beratungscenter Schwaben befinde sich in permanenten Gespräche mit Interessenten und umliegenden Praxen, teilt ein KVB-Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion mit. Denn bereits nach der letzten Sitzung des von der KVB unabhängigen Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen habe es 2,5 offene Niederlassungen im Bereich der kinderärztlichen Versorgung gegeben.

    KVB schafft finanzielle Anreize

    Weiterhin habe der Ausschuss der KVB mitgeteilt, so der Sprecher weiter, dass im Planungsbereich Donau-Ries im Bereich der Kinder- und Jugendärzte in absehbarer Zeit eine Unterversorgung droht. Deshalb habe die KVB eine finanzielle Förderung für eine Niederlassung aufgesetzt. Diese beinhaltet unter anderem einen Zuschuss zur Niederlassung beziehungsweise Praxisnachbesetzung bis zu 60.000 Euro, einen Zuschuss bis zu 15.000 zur Errichtung einer Zweigpraxis oder einen Zuschuss zur Fortführung einer Praxis über das 63. Lebensjahr hinaus mit bis zu 4500 Euro pro Quartal.

    Sollte sich keine Nachfolge für die Oettinger Praxis finden, haben die Eltern der betroffenen Kinder ein großes Problem. „Denn andere Kinderarztpraxen wie etwa Dr. Scharrer-Bothner in Nördlingen nehmen auch keine neuen Patienten auf. Man müsste dann für einen Schnupfen mit den Kindern in die umliegenden Kliniken, nach Ansbach, Aalen oder Augsburg fahren“, sagt Wiedemann-Volk. Das sei kaum zumutbar. Die Ärztin gibt die Hoffnung aber nicht auf. Auch viele Eltern würden sich mittlerweile an der Suche beteiligen. Mit einer Flyeraktion und einer Anzeige auf der Website der Stadt Oettingen sucht die Ärztin weiter.

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