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Donauwörth-Nördlingen: Zugverkehr ab April 2024 nur noch tagsüber

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Personalmangel: Ab April sollen Züge nur noch tagsüber fahren

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    Kein Zug am Nördlinger Bahnhof: Dieses Bild gibt es ab April häufiger.
    Kein Zug am Nördlinger Bahnhof: Dieses Bild gibt es ab April häufiger. Foto: Jan-Luc Treumann

    Das Jahr 2024 ist erst wenige Wochen alt, doch eines lässt sich schon jetzt festhalten: Es wird in Nördlingen wohl nicht das Jahr der Verkehrswende auf der Schiene werden. Denn bei der Deutschen Bahn InfraGo AG (früher bekannt als DB Netz) herrscht ein Mangel an Fahrdienstleitern zwischen Donauwörth und Nördlingen. Dieser Mangel wirkt sich derart aus, dass es ab April wohl nur noch tagsüber einen Zugverkehr geben wird.

    Entsprechende Informationen unserer Redaktion bestätigt Go-Ahead auf Anfrage. "Es ist natürlich für die Fahrgäste und die Region ganz klar, dass das eine Riesenzumutung ist", sagt Go-Ahead-Pressesprecher Winfried Karg im Gespräch: "Wir finden das selber ärgerlich und können das nicht ändern. Wir werden vor Tatsachen gestellt und müssen damit umgehen." Viele Details seien noch nicht bekannt, grundsätzlich stellt sich die Situation laut Karg aber wie folgt dar: Es fehlen wohl Fahrdienstleiter für die Bahnhöfe in Möttingen, Harburg und Wörnitzstein. Ohne Fachpersonal, das die Schranken schließe, Signale auf Grün und Weichen stelle, sei kein sicherer Zugverkehr möglich.

    Zugverkehr zwischen Nördlingen und Donauwörth wird ab April eingeschränkt

    Daher wird voraussichtlich ab Anfang April nur noch eine Schicht von Fahrdienstleitern über zwölf Stunden zur Verfügung stehen, das sei die zulässige Arbeitszeit. In diesem Zeitfenster könnten Züge fahren, aber davor und danach nicht. Wann genau die Züge fahren werden, das steht noch nicht fest, die Details würden derzeit mit der DB InfraGo geklärt. 

    Denkbar ist also, dass Züge zwischen 6 Uhr morgens und 18 Uhr fahren. Damit könnte ein Pendler, der um 8 Uhr bei seiner Arbeitsstelle in Augsburg sein muss, vielleicht noch mit dem Zug hinfahren, käme aber nach neun Stunden Aufenthalt so nicht mehr nach Nördlingen zurück. Bei einem Weg von einer halben Stunde zum Bahnhof käme dieser Pendler mit dem Zug um 17.33 Uhr ab Augsburg zwar noch bis Donauwörth, müsste dann aber in einen Bus umsteigen, wenn nach 18 Uhr kein Zug nach Nördlingen mehr fährt.

    Die Ausfälle beträfen die Strecke zwischen Donauwörth und Nördlingen, zwischen Nördlingen und Aalen etwa solle der Zugverkehr nach normal fahren – so der aktuelle Stand des Go-Ahead-Sprechers. Doch die Einschränkungen könnten sich auch noch über das Zeitfenster hinaus auswirken, sagt Karg: Etwa wenn ein Zug abends eigentlich nicht mehr nach Nördlingen komme, er dort aber morgens da sein solle. Das müsse man aber dann noch sehen, derzeit sei es noch zu früh, um dazu Aussagen treffen zu können. Sobald aber klar sei, wann Züge fahren, werde Go-Ahead umgehend einen Schienenersatzverkehr bestellen. "Meistens klappt das, aber es ist für unsere Leute immer wieder ein Gewaltakt, das zu organisieren. Die Busunternehmen stehen auch nicht unbedingt Schlange und haben Personalnöte. Aber wir werden tun, was uns möglich ist."

    Deutsche Bahn bestätigt angespannte Personalsituation

    Auf einen Umstieg in den Bus müssen sich Zugreisende in der Region aber wohl nicht nur für ein paar Wochen einstellen: Nach Informationen von Go-Ahead könnte die Situation möglicherweise bis zum Ende des derzeitigen Jahresfahrplans am 14. Dezember 2024 dauern.

    Karg weiß um die Tragweite dieser Nachricht, man sei "überhaupt nicht froh darüber". Der Sprecher verweist auf die Mitteilung des Bahnunternehmens vom Dezember, in der Geschäftsführer Fabian Amini der DB Netz Rücksichtslosigkeit vorgeworfen hatte, etwa aufgrund der kurzfristigen Verlängerung der Bauarbeiten am Bahnhof in Meitingen. Es gebe auch grundsätzlich zu späte oder keine Informationen, Baustellen seien unkoordiniert und Go-Ahead werde in der Öffentlichkeit als unzuverlässig wahrgenommen, sagte Amini damals.

    Die Bahn teilt auf Anfrage nicht mit, wie lange die Maßnahme dauern könnte, bestätigt aber: "Aufgrund einer lokal angespannten Personalsituation bei Fahrdienstleiter:innen kommt es voraussichtlich ab Anfang April in den Abend- und Nachtstunden zu Zugausfällen auf der Riesbahn zwischen Donauwörth und Nördlingen." Geplant sei ein stabiler Verkehr tagsüber.

    Die Bahn sagt: Fahrdienstleiter seien sehr spezialisierte Fachkräfte

    Als Grund für diese Maßnahme sagt eine Sprecherin der Bahn, dass sich die wachsende Arbeitsmarktkrise auch bei der DB bemerkbar mache, es werde immer schwieriger, neue Mitarbeitende zu finden – besonders in Bayern. "Das alles kann regional zu einer angespannten Personalsituation führen. Auch erhöhte Krankenstände spielen eine Rolle. Die DB tut dann alles, um die Auswirkungen auf die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten." Besonders bei den Mitarbeitern in den Stellwerken handle es sich um "hochspezialisierte Fachkräfte", die kurzfristig schwer ersetzbar seien. Sie müssten für die jeweilige Stellwerkstechnik ausgebildet sein und die Gegebenheiten vor Ort kennen. Fahrdienstleiter würden zudem weitergebildet, damit sie bei Bedarf auch auf unterschiedlichen Stellwerken eingesetzt werden könnten.

    Man bedauere die Einschränkungen für die Fahrgäste sehr. Dass Stellwerke nicht besetzt werden können, müsse eine Ausnahme bleiben. Hoffnung setzt die Bahn auf das geplante Stellwerk in Nördlingen: "Spätestens mit der Inbetriebnahme des neuen elektronischen Stellwerks in Nördlingen im Dezember wird sich die Personalsituation entspannen, da die neue Technik einen effizienteren und flexibleren Personaleinsatz möglich macht."

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