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Donau-Ries: Ein Kuka-Roboter lernt im Ries das Fühlen

Donau-Ries

Ein Kuka-Roboter lernt im Ries das Fühlen

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    Klaus Reichert (links) hat im Zuge seiner Bachelorarbeit an der Kooperation eines Roboters mit Spindelschrauber mitgearbeitet.
    Klaus Reichert (links) hat im Zuge seiner Bachelorarbeit an der Kooperation eines Roboters mit Spindelschrauber mitgearbeitet. Foto: Verena Mörzl

    Fühlen ist nicht gerade die Stärke eines Roboters. Solch eine Maschine steht vielmehr für standardisierte Abläufe und Programmiersprache. In dieser Hinsicht ändert sich nun einiges und der Ursprung dafür liegt im Landkreis Donau-Ries. Denn Roboter haben mitunter in Nördlingen genau das gelernt, was der Mensch ihnen bisher voraus hatte: das Fühlen.

    Das Technologiecentrum Westbayern (TCW) und Schwaben Präzision (SPN) haben mit Roboterhersteller Kuka Systems in rund einem halben Jahr einen Schraubroboter mit sensitivem Gespür entwickelt. Damit können diese Unternehmen und deren Mitarbeitern wie im Fall des Nördlinger Modells monotone und kräftezehrende Arbeit abnehmen. Für die Kooperationspartner ist das Projekt ein Meilenstein. Die Maschine sucht in diesem Fall Löcher in einer Metallplatte und dreht die Schrauben hinein.

    Mensch und Roboter können durch die Innovation gefahrlos nebeneinander arbeiten

    Das klingt zunächst simpel und nicht nach Weltneuheit, aber dass ein Roboter durch fühlen erkennt, was er zu tun hat, ist in diesem Maß Kukas Produktmanager Patrick Goerg zufolge eine Innovation auf dem Markt. Durch den Einsatz eines Leichtroboters könnten Mensch und Maschine gefahrlos nebeneinander arbeiten. Das werde in der Industrie immer wichtiger. Goerg sagt, dass somit „dem Mensch Dinge abgenommen werden können, was die Arbeit flexibler und effizienter gestaltet“.

    Am Nördlinger Projekt haben rund zehn Personen mitgearbeitet. SPN-Geschäftsführer Rainer Hertle sieht in der Kooperation einen wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung der Industrie 4.0, zu der diese sogenannte Mensch-Roboter-Kollaboration zählt. Gerade durch den demografischen Wandel, würden in Zukunft mehr Roboter-Lösungen nötig sein, die dann wiederum dazu führten, dass Angestellte in anderen Bereichen eingesetzt werden können. Wie SPN-Projektleiter Wolfram Stahl sagt, fänden zudem auch ältere Menschen einen leichten Job in der Industrie, denn der Roboter unterstützt deren Arbeiten und entlastet sie.

    Nicht nur die drei Unternehmen waren an der Kooperation beteiligt. Auch der 28-jährige Klaus Reichert aus Dornstadt bei Oettingen hat im Zuge seiner Bachelorarbeit mitgewirkt. Der Name seiner Arbeit, die er für die Hochschule Aalen in Zusammenarbeit mit dem TCW geschrieben hat, ist: Integration und Test eines Schraubwerkzeugs an einem Kuka Leicht-Roboter.

    Der Landkreis Donau-Ries hofft auf weitere Kuka-Projekte

    Die Kosten für den Ries-Roboter liegen im niedrigen sechsstelligen Bereich. Die Hälfte davon trägt Kuka Systems. Was der Schraubroboter „KUKA LBR iiwa“ für Kunden kostet, lässt sich nicht pauschal sagen, denn die Programmierung erfolgt maßgeschneidert auf den jeweiligen Kunden. Kuka vergab den Auftrag an die SPN. Das Unternehmen hat den Roboter um eine Schraubspindel ergänzt, sich um die Echtzeit-Kommunikation gekümmert und liefert das Wissen für die kundenspezifischen Anwendungen. Das TCW stellte in seiner Robotikhalle den Roboter und entwickelte die Mensch-Roboter-Kollaboration weiter.

    Nördlingens Bürgermeister Hermann Faul hofft, dass die Zusammenarbeit mit Kuka über den Leichtroboter hinausgeht und weiterhin Aufträge in den Landkreis Donau-Ries gelangen. Somit könnten den Arbeitnehmern in der Region Anreize verschafft werden. „Das ist eine fruchtbare Partnerschaft“, sagt er. Landrat Stefan Rößle ist stolz auf die Entwicklung eines „Roboters mit Fingerspitzengefühl“ am Produktionsstandort und stellt klar, dass Roboter keine Arbeitsplätze wegnehmen würden, sondern Kapazitäten für neue schaffen würden. Oftmals würden Unternehmen ins Ausland abwandern, weil die Produktion dort günstiger sei. Ein Roboter, sagt Rößle, führe ebenfalls langfristig zu günstigeren Kosten.

    In den nächsten Wochen testet das Team die Schraubroboter in der Praxis. Projektleiter Stahl sagt, dass sie wahrscheinlich unter anderem in der Automobilindustrie in München oder Ingolstadt eingesetzt werdenkönnten. Und womöglich geht es dann für den Ries-Roboter raus in die Welt. Wie von Kuka zu erfahren ist, gibt es sogar schon Interessenten.

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