Die medizinische Versorgung im Land und der Region steht in dieser Zeit im Fokus – seien es die geplante Krankenhausreform und ihre unklaren Folgen oder die Berichte über Klinikschließungen wie aktuell etwa in Schweinfurt. Dass es beim gemeinsamen Kommunalunternehmen (gKU) ein Defizit für das Jahr 2023 geben würde, war keine Überraschung, nun wurde bekannt, wie hoch es geworden ist. Doch die Lage für die Kliniken im Landkreis wird von den Verantwortlichen positiv gesehen. Klinikchef Jürgen Busse sagt sogar: Eines der Krankenhäuser wird bald zu klein.
Wie erwartet sei das Ergebnis ausgefallen, schilderte Landrat Stefan Rößle bei einem Pressegespräch in Nördlingen, es gebe einige Trends, denen man sich nicht widersetzen könne: höhere Kosten für Personal und Energie, dazu bestimmte Zahlungen des Bundes, die erst mit einer Verzögerung von zwei Jahren ausgezahlt werden. Für das Jahr 2023 steht ein Minus von 4,8 Millionen Euro an. Allein zwei Millionen Euro verdiene das Personal nun mehr, aber das sei ja ein positiver Aspekt für die Beschäftigten. Man habe einen Wirtschaftsprüfer gefragt, ob man sich auffällig von anderen Kliniken unterscheide – der habe gesagt, das Ergebnis beim gKU sei noch besser als bei anderen Kliniken, so Rößle.
Krankenhauschef Busse: „War gar nicht möglich, schwarze Zahlen zu schreiben“
Längst nicht fest steht das Ergebnis für das Jahr 2024, es könnte bei 4,5 Millionen Euro liegen, doch das lasse sich noch nicht genau sagen. Busse betont bezüglich des Defizits: „Aufgrund der Rahmenbedingungen war es gar nicht möglich, schwarze Zahlen zu schreiben.“ Er und Vorständin Kathrin Woratsch heben hervor, dass bei den Seniorenheimen ein leicht positives Ergebnis erwirtschaftet wurde – in diesem Bereich könne man aber im Voraus anders handeln, so Woratsch und gibt klar zu: Ein Bewohner zahle mittlerweile pro Monat durchschnittlich 500 Euro mehr.
Trotz des Defizits soll der Landkreis erst einmal keine Schulden aufnehmen, sagt Rößle auf Nachfrage unserer Redaktion: „Wir hätten ein Darlehen im Haushalt vorgesehen, wir sind aber heute zum Ergebnis gekommen, dass wir zunächst keinen Ausgleich vornehmen.“ Die Verluste würden beim gKU fortgeschrieben, man wolle das wieder hereinholen. Dennoch, dem stimmte auch OB David Wittner zu: Die Träger, der Landkreis Donau-Ries und die Stadt Nördlingen springen ein, sollte es nötig sein.
In die Kliniken im Landkreis Donau-Ries soll weiter investiert werden
Die Gründe, dass es dem gKU noch besser als anderen Krankenhäusern geht, lägen an Weichenstellungen vor einigen Jahren: die Gründung des Kommunalunternehmens im Jahr 2008, das Abbauen von Doppelstrukturen, die Spezialisierungen der einzelnen Kliniken, auch in Oettingen. All das soll bei den Kliniken noch weitergehen: Busse sagte, man wolle in den nächsten Jahren eine eigene Radiologie aufbauen: „Das bringt uns einen Riesenschritt weiter.“
Denn man handle anders, als es andere Krankenhäuser in schlechten Zeiten täten, die nicht mehr investierten. Der Investitionszuschuss wird nach Angaben des Landrates sogar auf zwei Millionen Euro erhöht. Grund für den Optimismus trotz des Defizits: Die Verantwortlichen sehen Potenzial nach oben: Man wolle noch mehr Menschen überzeugen, falls sie eine medizinische Behandlung bräuchten, in die gKU-Kliniken zu kommen. Denn um die Region herum sehe es bei einigen Kliniken nicht so rosig aus, mittlerweile hätten die Donau-Ries-Kliniken eine Versorgungsstruktur, die andere nicht mehr aufbauen könnten. Schon jetzt würde etwa die Nördlinger Intensivstation auch aus der Umgebung angefahren, weil man woanders die Patientinnen und Patienten nicht behandeln könne, schildert Busse. „Ich sehe noch viel mehr Arbeit auf uns zukommen. Wegen dieser Entwicklung wird das Krankenhaus in Nördlingen zu klein, das wird bald eintreten.“
Ärzte sind ausgezeichnet: Mehr Patienten für die Region?
Auch in Donauwörth soll nach Angaben des Landrats eine neue Intensivstation samt OP-Saal entstehen, um sich auf mehr Fälle vorzubereiten. Die Hoffnung, mehr Menschen aus der Region und darüber hinaus von sich zu überzeugen, liegt auch am Renommee der Ärzte: Denn in der Ärzteliste des Magazins Focus Gesundheit sind drei Klinikärzte unter Deutschlands Topmedizinern gelistet. Professor Dr. Bernhard Kuch vom Stiftungskrankenhaus wurde im Bereich Bluthochdruck ausgezeichnet, Professor Dr. Alexander Wild aus Donauwörth in den Bereichen Fußchirurgie und chronische Schmerzen sowie Privatdozent Dr. Karel Frasch im Bereich Depressionen und bei Schizophrenien. Er ist zwar an den Bezirkskliniken Schwaben angesiedelt, arbeitet aber am Krankenhaus in Donauwörth. Er betont die gute Zusammenarbeit, Patienten merkten häufig kaum, dass es sich um zwei Unternehmen handle. Frasch hofft auf eine gute Zukunft in den Krankenhäusern.
Kuch sieht den Landkreis gar als „Blaupause“ für andere Regionen, Bundes- und Landespolitiker sollten sich das mal vor Ort ansehen, wie man sich hier für die Zukunft rüste. Aus seiner Sicht ist in der Praxis besonders positiv: Er bekomme die Ausrüstung, die nötig sei, wie etwa nun den zweiten Herzkatheter. Auch Wild sieht die Kliniken gut aufgestellt, dazu zählten auch die Teams im Hintergrund. Wie genau sich die Krankenhausreform auswirkt, ist unklar, Landrat Rößle betont aber: „Wir wollen uns so gut dagegen stemmen, dass es uns nicht trifft.“
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