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Brahms' Deutsches Requiem begeistert in Nördlinger Salvatorkirche

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Ökumenisches Chorprojekt bringt Brahms' Requiem in Nördlinger Salvatorkirche

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    „Ein Deutsches Requiem“ gab es kürzlich in der Nördlinger Salvatorkirche zu hören.
    „Ein Deutsches Requiem“ gab es kürzlich in der Nördlinger Salvatorkirche zu hören. Foto: Josef Heckl

    Im Ries sind die Tage um den Monatswechsel im Oktober und November mit althergebrachtem Brauchtum und mit religiöser Bedeutung aufgeladen. Einen würdigen Schlusspunkt zu dieser Reihe von Tagen setzte ein Projektchor, gebildet aus der „Stiftskantorei Medlingen/Gundelfingen“ und dem „Kammerchor voCCordo“ der Neuapostolischen Kirche, Bezirk Augsburg-Nördlingen, am Sonntag in der Nördlinger Salvatorkirche.

    Einstudiert war der Chor von dem in Gundelfingen, Dillingen und Lauingen vielfach engagierten Chordirigenten Michael Finck, und geleitet wurde er von Andreas Richard Krug, einem musikalischen Multitalent, ebenfalls in Nordschwaben beheimatet und im „Brotberuf“ unter anderem mit der Produktion von Tonträgern befasst. Aufgeführt wurde von dem Projektchor „Ein Deutsches Requiem“ von dem gebürtigen Hamburger Johannes Brahms. Dieser war weder neuapostolisch noch römisch-katholisch, die Texte stammen aus der Lutherbibel. Folgerichtig wies Stadtpfarrer Benjamin Beck in seinen Begrüßungsworten auf die gut eingeführte ökumenische Nachbarschaft der christlichen Glaubensgemeinschaften in Nördlingen hin.

    Bemerkenswertes Programmheft zum Konzert

    Das „Brahms-Requiem“ entspricht nicht der katholischen Totenmesse. Abweichend von der lateinischen Liturgie, wie sie durch die Requiem-Komposition von W. A. Mozart jeder musikinteressierten Person geläufig ist (Requiem aeternam, Kyrie, Dies irae, Domine Jesu Christe, Sanctus, Benedictus, Agnus Dei, Lux aeterna), hat der Komponist seinem „Requiem“ einen Untertitel gegeben: „nach Worten der Heiligen Schrift“. Er war sich seiner eigenen Religiosität nicht sicher, fand aber in der Bibel Sätze, die Trost spenden. Dabei werden dramatische Momente nicht ausgeblendet, etwa bei der Auferstehung der Toten unter dem lauten Schall der letzten Posaune (in Teil VI).

    Das bemerkenswert inhaltsreiche Programmheft, dessen Redaktor leider nicht namhaft gemacht wird, bringt zu diesen und weiteren Einzelaspekten schöne Zitate des Komponisten: „…dass ich recht gern auch das „Deutsch“ fortließe und einfach den ‚Menschen‘ setzte“ und „Wozu hat denn der Mensch das himmlische Geschenk, die Hoffnung, empfangen?“

    Brahms weist auf Vergänglichkeit des menschlichen Wesens hin

    Die lateinische Totenmesse kommt an ihrem Ende auf den Anfang zurück: „Herr, gib ihnen die ewige Ruhe“ zu Beginn „und das ewige Licht leuchte ihnen“ als tröstliches Schlusswort. Bei Brahms ist diese Struktur dadurch erkennbar, dass er im ersten Satz des Werks denen „die da Leid tragen“, Trost zuspricht und am Ende in fast wörtlicher Entsprechung den „Toten, die in dem Herrn sterben“ selige Ruhe, ja Gelassenheit zusagt. Mit den Worten „denn ihre Werke folgen ihnen nach“ weist er zum Schluss auf die Vergänglichkeit alles menschlichen Wesen und Tuns hin.

    Anders als „sonst“ wurde der Chor, wie schon im 19. Jahrhundert, in Nördlingen aber soweit ersichtlich, erstmals, von zwei Konzertflügeln und Pauken begleitet. Niemand vermisste den Riesenapparat eines Symphonieorchesters. Die Aufführung stand musikalisch und emotional auf hohem Niveau. Die Pianisten Barbara und Sebastian Bartmann füllen den Kirchenraum mit durchsichtigem und doch volltönendem Spiel – genau nach den außerordentlich genauen Vorgaben des Komponisten und in nahtloser Übereinstimmung mit dem Dirigenten. Johannes Brahms macht auch im Requiem seinem Ruf als Romantiker alle Ehre; er spart nicht mit schwierigen Tonarten, genauesten Vorschriften zur Dynamik. Der Chor bestach diesbezüglich durch lobenswerte Aufmerksamkeit und Genauigkeit. Die Soprane und Tenöre hatten Spitzentöne zu bewältigen, auch über mehrere Takte hinweg auszuhalten. Sie verdienen hohe Extra-Anerkennung.

    Magische Tröstung der Musik

    Auch die Sopransolistin Katharina Diana Brandel und Bariton Michael Kranebitter, beide weltläufig und doch bodenständig, lösten ihre anspruchsvollen Aufgaben mustergültig. Man würde gerne bald wieder von ihnen hören. Nach einigen besinnlichen Augenblicken erhielten die Ausführenden den mehr als verdienten Beifall. Auch wer nicht gerade von einem Trauerfall betroffen ist, spürte beim Verlassen des Gotteshauses die magische Tröstung, die von der Brahms’schen Musik ausgeht. Wer nicht dabei war, hat etwas versäumt.

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