Wenn es zu einer Fusion der englischen Sprache mit australischem Akzent und des schwäbischen Dialekts kommen würde, wäre Patrick Klein sicherlich einer der ersten Ansprechpartner. Im Gespräch hört man dem Birkhausener sowohl seine Rieser Vergangenheit als auch seine australische Gegenwart an: Immer wieder mischt er Begriffe aus dem Schwäbischen mit englischen Wörtern, erklärt manchen Sachverhalt auf Englisch, bevor er wieder ins Deutsche wechselt. "Mein Deutsch ist mittlerweile schlecht geworden", sagt er im Gespräch. Klein lebt seit etwa zehn Jahren in Australien. Die Entscheidung umzuziehen, fiel spontan. Ganz mit einem Wohnsitz im Ries abschließen kann er jedoch noch nicht, und hält sich für die Zukunft eine Möglichkeit offen.
Ein Temperaturschock sei die Ankunft auf jeden Fall gewesen, sagt Patrick Klein über die ersten Minuten am Münchner Flughafen. Am 28. November landet er mit seiner Familie in der Landeshauptstadt und setzt zum ersten Mal seit acht Jahren wieder Fuß auf deutschen Boden. "Wir sind sommerlich gekleidet angekommen, in kurzen Hosen." An dem Wochenende sei dann auch noch das Schneechaos ausgebrochen. "Meine Kinder haben zum ersten Mal Schnee gesehen."
Als 23-Jähriger zieht Klein von Birkhausen nach Australien
Vermisst habe er die niedrigen Temperaturen nicht, sagt Klein. 2013 zog es den damals 23-jährigen Koch nach Australien: Er kündigte seine Stelle in einem Altenheim im Baden-Württembergischen Öhringen und flog los. "Ich wollte ursprünglich ein Jahr in Australien bleiben und dann weiter in die USA." Doch dann kommt alles anders.
Nach einer zweiwöchigen Pause fand er über einen Kontakt aus Wallerstein eine Anstellung in der ostaustralischen Stadt Gold Coast. Dort arbeitete er in der Küche von Hotels, kochte bei Großevents für 1300 Personen und arbeitete sich in der Branche hoch. Eines fiel ihm von Anfang an auf: "Die Australier sind sehr offen und haben eine sehr entspannte Arbeitsmoral." Sie würden ihre Arbeit trotzdem gut machen, seien aber etwas weniger gestresst, sagt Klein. Küchenchefs seien in Australien oft Europäer gewesen, meistens Deutsche oder Schweizer. Bei seiner ersten Station lernte der Birkhausener dann auch seine jetzige Frau kennen.
Nach einem Jahr läuft das Visum für Australien ab
Nach einem Jahr musste Klein wieder zurück nach Deutschland: Das Visum lief ab. Gemeinsam mit seiner Frau, einer Australierin mit indischen Wurzeln, beantragte er ein neues, langfristiges Visum und reiste nach wenigen Wochen wieder zurück. Im Laufe der Zeit stieg er in der Hierarchie der Küche immer weiter auf, bis er an einem Punkt fast gar nicht mehr selbst am Herd stand: "Der ganze Papierkram hat mir keinen Spaß gemacht." Klein war für 32 Köche zuständig, kümmerte sich um die Bürokratie. Mittlerweile war er Vater von zwei Kindern, hatte mehrere Immobilien gekauft und sich in Gold Coast ein Leben aufgebaut. Dann zwang ihn die Corona-Pandemie zu einem Neuanfang.
Als die Pandemie auch Australien erreicht, verlor Klein immer mehr den Spaß an der Arbeit in der Gastronomie: Er beschloss, das Berufsfeld zu wechseln, studierte soziale Arbeit und stieg als Pfleger in den neuen Beruf ein. "Ich habe gemerkt, dass das viel besser für mich war", erklärt er. Bei der Arbeit könne man einen Unterschied machen. Spezialisiert hat sich Klein auf die Arbeit mit Menschen mit Behinderung: "Ich kümmere mich um drei Haushalte, gehe mit den Menschen an die frische Luft oder zum Angeln." Sieben Tage die Woche arbeitet er in zwei Jobs, trotzdem macht es ihm Spaß.
Klein träumt von einem Restaurant in Birkhausen
Im kommenden Jahr möchte sich Klein selbstständig machen und etwas weniger arbeiten. Bei seiner Rückkehr ins Ries bemerkt er vor allem eins: "Viel hat sich in den acht Jahren nicht verändert." Das sei aber schön, man kenne sich aus. Auch wenn Klein die kommenden fünf Jahre in Australien plant, spielt er mit dem Gedanken, ins Ries zurückzukehren: "Ein Steakhouse in Birkhausen zu eröffnen, das wäre mein Traum." Neben seinen Fähigkeiten als Koch würde er die australische Gelassenheit mitbringen. Im kommenden Jahr möchte Klein auch die australische Staatsbürgerschaft beantragen. Was er trotz allem am Ries vermisst: die Leberkäs'semmel. "Das war das Erste, was ich nach der Landung gegessen habe." Zwar gebe es in Gold Coast einen Metzger, der Leberkäse verkauft, "wie daheim schmeckt er aber nicht."