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Belzheim: Theo Waigel über Anton Jaumann: Er war ein „Schutzpatron“ für das Ries

Belzheim

Theo Waigel über Anton Jaumann: Er war ein „Schutzpatron“ für das Ries

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    In Belzheim hat ein Gedenkgottesdienst für Anton Jaumann stattgefunden.
    In Belzheim hat ein Gedenkgottesdienst für Anton Jaumann stattgefunden. Foto: Szilvia Izsó

    Vor dem hell erleuchteten Altar der Pfarrkirche St. Michael in Belzheim ist ein Porträtbild des Mannes platziert, der an diesem Abend im Mittelpunkt steht: Anton Jaumann, langjähriger bayerischer Wirtschaftsminister und eine der großen Politikerpersönlichkeiten des Freistaates. Über 200 Personen waren an diesem Abend zum Gedenkgottesdienst für den vor 30 Jahren verstorbenen gebürtigen

    In den ersten Reihen saßen neben dem Stiftungsvorsitzenden Paul Ritter, Albrecht Fürst zu Oettingen-Spielberg, Landrat Stefan Rößle, die amtierenden Abgeordneten Ulrich Lange und Wolfgang Fackler, Ex-MdB Hans Raidel, der ehemalige Landtagsabgeordnete Georg Schmid, dessen Karriere von Jaumann maßgeblich befördert wurde, sowie ein Gast, der die Politik in Deutschland und Europa mit Bundeskanzler Helmut Kohl geprägt hat: der frühere Bundesfinanzminister und CSU-Vorsitzende Theo WaigelWaigel

    Weihbischof Florian Wörner hält Requiem über Anton Jaumann

    Ihn verbindet eine besondere Nähe zu Anton Jaumann: Er war in dessen Zeit als Staatssekretär im bayerischen Finanzministerium sein persönlicher Referent. Am Ende des Gottesdienstes fand Waigel bewegende Worte über seinen früheren Chef, die insbesondere die menschliche Seite des Verstorbenen beleuchteten. 

    Gehalten wurde das Requiem vom Augsburger Weihbischof Florian Wörner. Er beschrieb Jaumann als einen Politiker, dem es darum gegangen sei, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in den strukturell schwächeren Gebieten Bayerns zu verbessern. Mit fachlicher Kompetenz, enormem Fleiß, Beharrlichkeit und langem Atem, gepaart mit Überzeugungskraft, Geradlinigkeit und Aufrichtigkeit habe er sowohl in seiner Rieser Heimat als auch bayern- und bundesweit höchstes Ansehen erlangt, beschreibt der Weihbischof Jaumanns Wirken. Dabei seien ihm stets sein Glaube und die Prinzipien der katholischen Soziallehre Maßstab und Orientierung gewesen. „Er hatte etwas zu sagen. Was er sagte, hatte Gewicht. Oberflächliches Geschwätz war ihm zuwider. Er liebte die nachdenklichen und weniger lauten Töne.“ 

    Theo Waigel war gerührt, dass Jaumann zur Beerdigung der Mutter kam

    Dass der christliche Glaube einen bedeutenden Teil seines Lebens ausmachte, sei durch Jaumanns Engagement für baufällige oder sanierungsbedürftige Kirchen zum Ausdruck gekommen: „Auf diesem Fundament hat er auch das Belzheimer Pfarrhaus sanieren lassen, das er ab 1977 mit seiner Frau bewohnte.“

    Theo Waigel, inzwischen 84 Jahre alt, skizzierte in seiner Ansprache neben persönlichen Erlebnissen zunächst das politische Lebenswerk Jaumanns an einigen Beispielen. „Wie kein Zweiter vor und nach ihm konzipierte und praktizierte er eine regionale Strukturpolitik in Bayern. Dem Wandel in der Landwirtschaft begegnete er mit der Schaffung von Arbeitsplätzen fernab der großen Metropolen“, betonte Waigel. Als durch die Gebietsreform im Freistaat das gemeindliche Leben in den Dörfern bedroht gewesen sei, habe Jaumann ein Programm zur Förderung der Wirtshäuser geschaffen. „Hinzu kamen eine vorbildliche Wirtschaftspolitik in Bayern mit dem ersten Mittelstandsförderungsgesetz in Deutschland und Europa.“

    Flughafen „Franz Josef Stauß“ hätte es ohne Jaumann nicht gegeben

    Auch der Münchner Flughafen „Franz Josef Strauß“ wäre ohne den Wirtschaftsminister Jaumann nicht entstanden, sagte Waigel. „Er nahm dabei alle Widrigkeiten, Anfeindungen und Klagen auf sich. Nur wenige im CSU-Parteivorstand haben sich damals auf seine Seite geschlagen. Strauß selbst hat damals geschwiegen.“ 

    Zum Schluss seiner Rede wurde der Bundesfinanzminister a. D. sehr persönlich und hob die menschliche Größe und Nachdenklichkeit hervor, die Jaumann stets ausgezeichnet hätten. „Immer wieder erinnere ich mich an die Fahrten mit ihm durchs Ries, an seine Kirchen und Klöster. Bei vielen Gesprächen kam er ins Sinnieren. Er dachte über die Frohe Botschaft nach.“ 

    Ein Ereignis bleibe unvergessen: Obwohl der Terminkalender Jaumanns randvoll gewesen sei, habe er an der Beerdigung von Waigels Mutter in seinem Heimatort teilgenommen, erzählt 84-Jährige gerührt. Der Tod kenne keinen Kalender, sei dessen Antwort auf seine Frage gewesen, warum er sich Zeit für die Beisetzung genommen habe. 

    Besucher würdigen Ansprache von Theo Waigel

    Für ihn sei Anton Jaumann Mentor, väterlicher Freund und wie ein älterer Bruder gewesen. „Für seine Rieser Heimat war er der Schutzpatron.“ Waigels Worte berührten die Gottesdienstbesucher sichtlich. Sie würdigten seine Ansprache mit langem Applaus. 

    Nach dem Requiem ging es zum Grab des Verstorbenen und seiner Frau. Ehingens Bürgermeister Thomas Meyer sprach die Totenehrung und legte einen Kranz nieder. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Musikverein Fremdingen. 

    Unter dessen Klängen marschierten die Gäste anschließend zum Gemeindezentrum, wo sie sich in aufgelockerter Runde austauschten. Paul Ritter bedankt sich beim Organisationsteam des Abends, insbesondere beim Ehrenvorsitzenden der Jaumann-Stiftung, Leonhard Dunstheimer, für die Federführung. CSU-Kreisvorsitzender Ulrich Lange überreichte Theo Waigel die neu erschienene Chronik von Paul Kling und Wilfried Sponsel über die CSU Nördlingen, bevor dieser wieder die Heimreise ins Allgäu antrat. 

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