Etwa 30 Eltern haben im vergangenen Jahr trotz Rechtsanspruchs keinen Krippenplatz in Nördlingen für ihren Sohn oder ihre Tochter bekommen. Womit die Rückkehr in den Job für diese Mütter oder Väter deutlich erschwert oder gar unmöglich wurde, schließlich hat nicht jeder Großeltern im Ruhestand um die Ecke oder eine Tagesmutter zur Hand. Die Stadt Nördlingen will deshalb unter anderem in Baldingen neue Krippenplätze schaffen und an den bestehenden Kindergarten Naseweis anbauen. Doch das hätte Konsequenzen für den Sportunterricht, sagt die Leiterin der Grundschule.
Aktuell gibt es in der Kita Naseweis fünf Gruppen: Drei für je 25 Kindergartenkinder und zwei für Krippenkinder. Eine Gruppe der Kleinsten wird aktuell in einem Container betreut. Der steht auf einem Teil des Sportgeländes der angrenzenden Schule, einer Außenstelle der Grundschule Mitte. Derzeit ist ein Anbau an genau dieser Stelle geplant, in dem dann vier Krippengruppen mit je zwölf Kindern spielen könnten. Für die Grundschule soll als Ersatz ein Bolzplatz geschaffen werden - im Süden, dort, wo sich jetzt eine Streuobstwiese befindet, sagt der Leiter des Liegenschaftsamtes, Karl Stempfle.
Christl: Moderner Sportunterricht nicht möglich
Eine Lösung, die der Leiterin der Grundschule Mitte, Yvonne Christl, nicht zusagt. Aus mehreren Gründen: Der geplante Bolzplatz habe gar nicht die Abmessungen, um ihn für den Ballweitwurf der Viertklässler nutzen zu können. Derzeit ist nicht geplant, auf dem Bolzplatz eine Tartanbahn und eine Weitsprunggrube zu bauen. Die Klassen sollen weiterhin dort rennen und springen, wo sie es jetzt tun - neben der Krippe. Christl beschreibt, wie dann der Sportunterricht ablaufe: "Viele stehen und einer springt."
Denn viel Platz bleibe den Grundschülern um die Bahn und die Grube mit dem neuen Anbau nicht. Ein moderner Sportunterricht sei so nicht möglich, betont Christl. Genauso wenig könnten die Lehrerinnen einen Teil der Klasse einfach auf den Bolzplatz schicken. Damit würden sie ihre Aufsichtspflicht verletzen, sagt Christl: "Wir müssen die Kinder immer im Blick behalten." Nicht zuletzt störten die Grundschüler doch die Krippenkinder, die in der Einrichtung ja auch Mittagsschlaf machen sollen. Die Schulleiterin hofft, dass noch eine andere Lösung gefunden wird.
Grundstücksverhandlungen sind in Baldingen gescheitert
Liegenschaftsamtsleiter Stempfle sagt, man habe ursprünglich einen ganz anderen Plan für Baldingen gehabt. Die entsprechenden Grundstücksverhandlungen seien jedoch gescheitert. Er betont, dass man mit dem Bolzplatz eine Ersatzfläche für den minimierten Sportplatz schaffen wolle. Im Altbau soll in der Krippengruppe ein Mehrzweckraum entstehen, zudem wolle man die Küche vergrößern. Mehr als 123 Essen für die Kinder der Kita schaffe der Koch allerdings nicht, die Grundschüler müssten damit in die danebenliegende Mittagsbetreuung weiterhin eigenes Essen mitbringen. Rund 100.000 Euro koste der eingezäunte Bolzplatz die Stadt, so Stempfle. Weitere rund 150.000 Euro, so schätzt er, müsste man investieren, um auch noch eine neue Tartanbahn samt Weitsprunggrube bauen zu können. Aktuell habe man noch eine weitere Alternative im Blick, es werde verhandelt.
Veronika Stoller leitet die städtische Kindertagesstätte Naseweis. Lediglich 20 neue Krippenplätze würden zu den bisherigen dazukommen, sagt sie, weil man bislang schon mehr Kinder betreue. Stoller betont, sie habe deutlich mehr Anfragen von Eltern als Plätze. In den Stadtteilen Nähermemmingen oder Holheim gebe es beispielsweise weder einen Kindergarten noch eine Krippe. Zudem könne sie den Familien als Starttermin immer nur den September anbieten. Viele Eltern würden die Öffnungszeiten der Kita Naseweis schätzen: Montag bis Donnerstag können die Kinder theoretisch von 7 bis 16.30 Uhr betreut werden, am Freitag bis 15.30 Uhr. Eines ist Stoller in Sachen Anbau wichtig: dass die Kindertagesstätte ein Gebäude bleibt. Aktuell sei das auch so geplant, sagt sie, dass es eine Verbindung geben und die derzeitige Straße zwischen Container und Kita zugebaut werde. Denn manches Mal gebe es auch dort knifflige Situationen, wenn die Mamas und Papas im Stress seien.