Es fahren wieder Personenzüge von Wassertrüdingen nach Gunzenhausen. Der bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter taufte am Samstagmittag einen Regionalzug auf den Namen „Wassertrüdingen“ und gab damit auch für die Zugverbindung den Startschuss. Nach fast vier Jahrzehnten - der letzte Personenzug war am 27. September 1985 zwischen Gunzenhausen und Nördlingen gefahren - wurde die 15 Kilometer lange Teilstrecke der nördlichen Hesselbergbahn wieder für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) freigegeben.
Historisch war das schon deshalb, so führte Moderator Klaus Seeger beim Gespräch mit den politischen Vertretern aus den Landkreisen Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen, Bahnvertretern und Interessengruppen beim Festakt an, da diese Reaktivierung bundesweit die einzige Streckenreaktivierung in diesem Jahr ist. Verkehrsminister Bernreiter lobte die Bemühungen und den Zusammenhalt der Akteure aus der Region, die sich für diese ökonomisch und ökologisch sinnvolle Reaktivierung eingesetzt hatten.
Mit dem Zug geht es nicht von Wassertrüdingen bis Nördlingen
Ein großes Gemeinschaftswerk aller an der Strecke beteiligten Menschen sah der Ansbacher Landrat Dr. Jürgen Ludwig, das nur durch Teamarbeit erreicht wurde. Pendler, Schüler und Freizeitreisende profitieren davon und mit fünf Buslinien wird der ÖPNV für 20 Gemeinden im Einzugsbereich verbessert. Die Region wachse dadurch zusammen, war Weißenburgs Landrat Manuel Westphal überzeugt, und dass Chancen für Zusammenarbeit und gemeinsames Wachstum entstünden. Dies betonten auch die Vertreter des VGN und der Touristikverbände, die Synergieeffekte für das Fränkische Seenland und die Hesselbergregion durch stark gestiegenen Radtourismus sahen.
Für Wassertrüdingens Bürgermeister Stefan Ultsch rückt seine Stadt durch die reaktivierte Zugverbindung näher an den Großraum Nürnberg heran. Er erhofft sich, dass Wirtschaft und Gesellschaft davon profitieren. Beifall von den zahlreichen Gästen, geschätzt waren rund 1000 Besucher beim Bahnreaktivierungsfest, erhielten die Kommunalpolitiker bei ihrem Wunsch nach einer Verbindung bis Nördlingen. Verkehrsminister Bernreiter machte das aber von den Aktivitäten und notwendigen Vorarbeiten im Kreis Donau-Ries abhängig machte.
Verkehrsminister Christian Bernreiter zur südlichen Hesselbergbahn
Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz lenkte den Blick auf den Bahnhof in seiner Heimatstadt, denn dieser werde zur Drehscheibe. 9,3 Millionen Euro wird zur Umgestaltung in ein Mobilitätszentrum investiert und die Bahn investiert 30 Millionen Euro in die Barrierefreiheit. Knackpunkt aller Aktivitäten sind Investitionen in die Infrastruktur, hob Heiko Büttner, Konzernbevollmächtigter der DB für Bayern, heraus. Zunächst müsse in den Bestand des Schienennetzes, in Qualität und Zuverlässigkeit, investiert werden, denn Büttner sah enormen Sanierungsstau.
Zu Wort kamen auch Joachim Piephans und Robert Stapf, beide eng mit der Eisenbahngeschichte Wassertrüdingens verknüpft, und Peter Banczyk von der Initiative „Verbindung zwischen Freunden“. Für Banczyk ist dieser Reaktivierungsabschnitt ein erster, aber nicht letzter Schritt, die Durchbindung bis Nördlingen und auch die Reaktivierung der Strecke Nördlingen-Dombühl müsse gelingen. Der Gütertransport über Nördlingen funktioniert laut Logistikchef Stefan Keil vom Unternehmen Schwarzkopf & Henkel reibungslos. Wöchentlich werden dadurch 150 Lastwagen auf der Straße eingespart.
Pünktlich vor Abfahrt des ersten Zuges um 12.45 Uhr wurde der Zug „Wassertrüdingen“ und die Fahrgäste von den Geistlichen Ulrich Schmidt und Joachim Nötzig gesegnet und der Zug von den Ehrengästen symbolisch getauft. Die Jungfernfahrt und weitere Fahrten am Bahnreaktivierungsfest wurden ausgiebig von den Gästen genutzt und auch die vielen Infostände rund um das Bahnhofsgelände.
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