Im Südries, speziell im Kesseltal, gibt es noch einen gewissen Nachholbedarf in Bezug auf den Ausbau der Radwege. Wegen des stetig zunehmenden Interesses der Menschen, sich mehr auf dem Drahtesel fortzubewegen und dafür das eigene Auto hin und wieder stehen zu lassen, machen sich die Kommunen rund um Amerdingen inzwischen vermehrt Gedanken darüber, ob und wo neue Radverbindungen für Freizeit und Alltag in den nächsten Jahren entstehen könnten.
Für einen Kilometer Radweg werden 300.000 Euro veranschlagt
Anfang dieses Jahres haben in Amerdingen Bürgerinnen und Bürger die Initiative ergriffen und bei der Gemeinde einen Antrag auf den Bau eines Radweges nach Bollstadt und weiter nach Hohenaltheim eingebracht. Bürgermeister Xaver Berchtenbreiter steht diesem Anliegen grundsätzlich wohlwollend gegenüber, weil auch er es gut findet, dass der Radverkehr eine zunehmende Bedeutung in der Gesellschaft gewinnt.
Wären da nur nicht die Finanzen. Amerdingen ist nämlich keine Kommune, die auf diesem Gebiet auf Rosen gebettet ist. Und eine neue Radverbindung zu bauen, ist teuer. Der Radverkehrsbeauftragte des Landkreises, Alexander Wolfinger, veranschlagt derzeit für einen Kilometer inklusive Grunderwerb und Ausgleichsflächen einen Betrag von rund 300.000 Euro. Somit kämen allein für die rund vier Kilometer lange Strecke in den Ortsteil Bollstadt der satte Betrag von rund 1,2 Millionen Euro zusammen.
Pflichtaufgaben verschlingen in Amerdingen viel Geld
Angesichts der Vielfalt der Pflichtaufgaben und der zu erwartenden angespannten Haushaltslage in den kommenden Jahren bleibt Rathauschef Berchtenbreiter und seinem Gemeinderat nicht viel anderes übrig, als Investitionen zu priorisieren. Ganz oben auf der Agenda der Gemeinde steht die aufwendige Sanierung des Kanalnetzes in Amerdingen und Bollstadt. Bei diesem Projekt herrsche ein gewisser Zeitdruck, weil der entsprechende Fördertopf nur noch bis 2024 geöffnet sei, betont Berchtenbreiter im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Kommune benötige diesen Zuschuss dringend, um das Vorhaben überhaupt umsetzen zu können. Außerdem, so der Bürgermeister, stünden zusätzliche Investitionen an, die ebenfalls viel Geld verschlingen würden. Unter anderem handle es sich dabei um eine Beteiligung an der Erweiterung der Kläranlage in Bissingen sowie den Breitbandausbau mit Glasfaser. Vorn daher müsse der Ausbau von Radwegen, so wünschenswert dieser wäre, in der Dringlichkeit nach hinten rücken.
Alexander Wolfinger war nach eigenen Angaben in dieser Woche vor Ort, um mit den Verantwortlichen die Situation zu besprechen. Der Bürgermeister habe ihm erläutert, dass im Moment andere Aufgaben Vorrang hätten. „Ich als Radverkehrsbeauftrager des Kreises würde mich natürlich über jeden weiteren Radweg freuen“, sagte er. Er räumte ein, dass ein solches Vorhaben für eine Kommune nicht leicht zu stemmen sei, trotz großzügiger Zuschüsse der öffentlichen Hand. Im vorliegenden Fall könnte es eine staatliche Förderung von 75 Prozent geben. „Aber dann bleiben bei einer Summe von 1,2 Millionen brutto immer noch 300.000 Euro als Eigenanteil für die Gemeinde übrig.“ Vor diesem Hintergrund sei das Projekt eher mittelfristig zu sehen
Feld- und Wirtschaftswege sollen fahrradtauglich ausgebaut werden
Unabhängig davon stehen im Amerdinger Haushalt für 2022 Mittel für den fahrradtauglichen Ausbau von Feld- und Wirtschaftswegen zur Verfügung. Ein entsprechender Auftrag an eine Firma ist laut Bürgermeister Berchtenbreiter bereits vergeben. Einer dieser Wege führt von Aufhausen über Amerdingen nach Unterringingen.
Bereits im vergangenen Jahr haben die Gemeinden Ederheim, Forheim, Amerdingen, Hohenaltheim und Mönchsdeggingen ein Fachbüro beauftragt, ein Konzept für ein gemeinsames Radwegenetz im Südries zu erstellen. Dieses soll auch Anschlüsse in den Landkreis Dillingen und ins benachbarte Baden-Württemberg enthalten.