Der stark angeschlagene Batteriekonzern Varta mit Sitz in Ellwangen (Ostalbkreis) hat am Wochenende ein Sanierungsverfahren vorgelegt, um eine mögliche Insolvenz abzuwenden und den Standort zu sichern: So kündigte das Unternehmen am Sonntagabend in einer Mitteilung an, beim Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG) anzuzeigen.
Die Pläne sehen einen Erlass von einem Teil der Schulden vor. Einem solchen Erlass würden die Gläubiger laut Mitteilung aber nur zustimmen, wenn das Eigenkapital von Varta auf null herabgesetzt und der Konzern frisches, für die Restrukturierung benötigtes Geld besorgt. Durch diesen sogenannten Kapitalschnitt auf null verlieren die Aktien ihren Wert. Nach Ende des StaRUG-Verfahrens plant Varta den Rückzug von der Börse.
Dieses sogenannte „Delisting“ bedeutet, dass die Aktie vom aktiven Handel an der Börse dauerhaft entfernt wird, wie ein Sprecher der Deutschen Börse erklärt. Diesen Schritt kann etwa der Geschäftsführer eines Unternehmens entscheiden, wenn der Börsenhandel auf Dauer nicht mehr gewährleistet werden kann.
Der Kurs der Aktie brach jedenfalls massiv ein – lag er am Freitagabend noch bei 10,32 Euro, sackte der Kurs am Montag teilweise unter die Marke von drei Euro. Im Mai war Varta aus dem SDax geflogen, weil das Unternehmen aufgrund eines Hackerangriffs den Jahresfinanzbericht nicht fristgerecht veröffentlichen konnte.
Stellenabbau? Varta-CEO Ostermann äußert sich
Nun will Varta mit dem Kapitalschnitt Arbeitsplätze und Gläubiger schützen, Aktionäre hingegen würden dabei verlieren: Nach der Herabsetzung auf null wird das Kapital unter Bezugsrechtsausschluss erhöht und neue Aktien werden ausgegeben. Die Alt-Aktionäre würden in diesen Plänen entschädigungslos ihre Aktien verlieren. Nach dem StaRUG haben die Aktionäre keine Rechte mehr, um diesen Schritt zu verhindern.
Mit diesem Schritt will Varta Schlüsseltechnologien in Deutschland erhalten und Arbeitsplätze und Wertschöpfung nachhaltig sichern, erklärt ein Konzernsprecher auf Nachfrage. Weder in Ellwangen noch Nördlingen werden demnach Standorte von Varta geschlossen. Die Frage, ob Varta Arbeitsplätze abbauen will, lässt der Sprecher unbeantwortet. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung äußerte sich aber CEO Michael Ostermann. Dort sagte der Varta-Chef, dass eine Restrukturierung Arbeitsplätze kosten werde - in einem „sehr moderaten Umfang“.
Ein Varta-Mitarbeiter beschreibt die Situation im Unternehmen gegenüber unserer Redaktion derzeit als entspannt, konkrete Sorge um Arbeitsplatzverlust beobachte er nicht. In der Produktion sei zuletzt eher Personal gesucht worden, über einen aktiven Abbau von Stellen sei nichts bekannt. Vorstellbar sei, dass vereinzelt Stellen bei Pensionierungen nicht nachbesetzt werden würden.
Wie berichtet, befinden sich Varta und Porsche in Gesprächen. Der Sportwagenhersteller hat Interesse am E-Auto-Batteriegeschäft - ein Sprecher bestätigte unter anderem der SZ, dass das Ziel sei, „diese Schlüsseltechnologie am Standort Deutschland zu erhalten“. (mit jltr)
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