Das Ries hat schon spektakuläre archäologische Funde hervorgebracht, wie etwa die Tonräder aus Wallerstein. In diese Riege sind die Funde in Alerheim nicht einzuordnen – dafür ist ein Teil davon umso rätselhafter: Gefunden wurde nämlich unter anderem eine Hand.
Mit der Erkundung hat das Archäologiebüro von Dr. Manfred Woidich zunächst im April 2021 begonnen, da noch zunächst in den öffentlichen Bereichen wie Straßen und Fußwegen, wie Woidich schildert. Ab September starteten dann die Arbeiten im Baugebiet "Westlich der Schule". Da auf dem Baugebiet große Mengen Erde bewegt werden mussten, kam man nur stückchenweise vorwärts. Bereits im älteren Bauabschnitt hat man archäologische Funde ausgegraben, daher rechnete Woidich auch im südlichen Bereich des 1,7 Hektar großen Baugebiets damit. Wissenschaftlicher Grabungsleiter war Woidichs Kollege Zoltán Havas.
Rund 320 archäologische Funde in Alerheim ausgegraben
"Wir haben hier eine mittelgroße keltische Siedlung", sagt Woidich, zeitlich sei diese zwischen 850 und 450 vor Christus einzuordnen. Rund 320 Befunde dokumentierte das Büro, die meisten davon sind Holzpfosten von Gebäuden. "Es sind einige Hausgrundrisse, die wir anhand der Pfosten rekonstruieren können", schildert Woidich. Wie viele es genau sind, das müsse man noch auswerten, grob könne man von 15 bis 20 Häusern ausgehen.
Doch auch zwei Grabreste wurden auf dem Gebiet gefunden, beispielsweise jene Hand, die zum Vorschein gekommen ist. Allerdings sei das Grab größtenteils Pflug und Bagger zum Opfer gefallen. Gefunden wurden neben der Hand Teile der Hüfte und Wirbelsäule. Fragmente der Beine konnten noch sichergestellt werden.
Des Weiteren gab es ein Kindergrab, hier seien aber nur noch die Zähne erhalten, die restlichen Knochen seien bereits zersetzt worden, so Woidich. Sonderbestattungen von Kindern ließen sich regelmäßig in früheren Siedlungen finden, auf regulären Bestattungsplätzen seien diese dagegen unterrepräsentiert.
Grabbeigaben gab es in beiden Fällen nicht. Dr. Johann Friedrich Tolksdorf vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege erklärt, ohne diese "sind solche Gräber schwierig zu datieren. Umgekehrt wissen wir, dass es in vielen vorgeschichtlichen Epochen üblich war, den Toten Beigaben zu geben." Auch kenne man oft Hockergräber, doch all diese Elemente sehe man hier nicht. Die Funde könne man kaum datieren, das könne vom Mittelalter bis zur Neuzeit gehen. Auch Kleidungsreste, die Aufschluss geben könnte, habe man nicht, sagt Tolksdorf. Theoretisch könne man zwar versuchen, diese Überreste noch genauer mittels der sogenannten Radiokarbonmethode zu datieren, doch da es keine Beigaben gebe, die man zeitlich einordnen könne, sei die kulturhistorische Aussage begrenzt.
Auch der Rest einer Gewandnadel ist in Alerheim gefunden worden
Interessanter seien die vielen Siedlungsspuren, die gefunden wurden. "Pfosten, kleinere Graben, alles was übrig bleibt, wenn eine Siedlung verfallen ist. Das ist in der Hallstattzeit zu verorten."
Woidich berichtet, was in diesem Bereich noch gefunden wurde: Eine größere Menge an Tierknochen, die Rückschlüsse auf die Ernährung schließen lassen, zahlreiche Keramikfunde, ein wenig Metall (ein Fragment eine Gewandnadel) sowie etwas Eisenschlacke, die die früheisenzeitliche Metallgewinnung vor Ort dokumentiere.
Archäologe Woidich sagt über die vielen Funde im Ries: "Das war eine bekannte Siedlungsstelle, das Ries ist einfach in der keltischen Eisenzeit eine dicht besiedelte Kornkammer gewesen. Fast jedes moderne Dorf hat im Ries einen keltischen Vorgänger." Denn die Region sei ein Einzugsgebiet vom Ipf gewesen – dem keltischen Fürstensitz.
Alerheims Bürgermeister Alexander Joas ist froh, dass "kein Millionenschatz" gefunden wurde und es ein kleinerer Fund sei. Jetzt werden die Löcher im Baugebiet wieder zugeschüttet. Manche würden nun bereits mit dem Bauen anfangen, die restlichen Bauplätze wolle man möglichst bald verkaufen.