![](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/modal-user-780w.jpg)
So kam der Name Scheible nach Alerheim
![Michael Wiedemann mit dem ersten Lastwagen der Brauerei Scheible in den frühen 1920er Jahren in Nördlingen. Michael Wiedemann mit dem ersten Lastwagen der Brauerei Scheible in den frühen 1920er Jahren in Nördlingen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Das Scheible-Bier wird heute in Kooperation mit dem Fürstlichen Brauhaus Wallerstein gebraut. Seine Ursprünge gehen ins 17. Jahrhundert zurück.
Alerheim war von alters her eines der größeren Riesdörfer und als Sitz eines Oberamtes von einiger Bedeutung in der Grafschaft beziehungsweise dem Fürstentum der Oettinger. Im Laufe der Jahrhunderte gab es in Alerheim eine beträchtliche Zahl an Wirten. Drei Wirtshäuser existierten noch im 20. Jahrhundert. Es waren dies der „Glockenwirt“ (bis 1991) und die am Anger gelegene „Gastwirtschaft zur Bretzge“ (bis 1957). Am bedeutendsten und weithin bekannt war jedoch schon in früheren Zeiten das Gasthaus „Zum weißen Ross“, wohl ab 1726 „Zur goldenen Sonne“, der spätere „Brauereigasthof Scheible“.
Das Tafern- und Braurecht darauf bestand bereits seit dem frühen 17. Jahrhundert und auch die bereits genannten Zapfenwirtschaften im Dorf und auf dem Schloss hatten größtenteils ihr Bier von dort zu beziehen. Erster Bierbrauer soll der Wirt Kaspar Beck gewesen sein, der im Jahr 1621 bei der gräflichen Herrschaft um die Berechtigung ersuchte, Bier zu brauen. Durch Kaspar Beck´s Schwiegersohn kamen Brauerei und Gasthaus in die Hände der Familie Reitmeier, die die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges teils auf der Flucht in Nördlingen erleben musste.
Bierbrauer aus Oettingen heiratete nach Alerheim
Die stolzen Brauer und Tafernwirte waren teilweise mit den Alerheimer Meierbauern und Wennenmüllern verwandt und verschwägert und gehörten der oberen Schicht der dörflichen Hierarchie an, was sich auch an den auf dem Alerheimer Friedhof erhaltenen prächtigen Grabepitaphien der Wirtsfamilien des 18. Jahrhunderts ablesen lässt. In jener Zeit entstand auch das repräsentative, zweigeschossige Hauptgebäude mit prächtigem Schweifgiebel und der anschließenden hohen Mauer mit der korbbogigen Durchfahrt in den Brauereihof.
Eine steinerne Tafel erinnert dort an den Tafernwirt und Bierbrauer Johann Andreas Stadelmeyer und seine Frau Juliana geborene Link, die „diesen Stein zum Preiß Göttlicher Güte und Erinnerung ihres namens bey den Nachkommen hierher gestifftet“ haben. Stadelmayer war der Sohn des Johann Michael Stadelmayer, „Wirths zur güldnen Sonn zu Öttingen.“ Er heiratete 1726 die hiesige Wirtstochter Juliana, geborene Linse und brachte wohl den neuen Namen „Zur goldenen Sonne“ von Oettingen nach Alerheim. Damals hieß es über ihn: „Er lernte die Präuerey, durchreiste viele Länder, diente mit aller Treue und kam wohlgesittet in das Vaterland zurück und im Jahre 1726 hierher als den ihm von Gott zum reichen Segen bestimmten Ort.“ Weitere Generationen folgten.
Kellerwirtschaft am Wennenberg mit Tanzsaal und Kegelbahn
Mit dem Jahr 1824, als der Bierbrauer Johann Georg Scheible aus Augsburg die Sonnenwirts-Tochter Maria Christina Reiter geheiratet hatte, kam der Name Scheible nach Alerheim. Durch das gleichnamige und beliebte Bier machten sich Gasthaus und Brauerei in den folgenden Generationen einen Namen. Die Brauerei Scheible betrieb außerdem jedes Jahr in den Sommermonaten eine Kellerwirtschaft am Wennenberg. Auf der dem Dorf zugewandten Westseite des Berges wurden ab dem Jahre 1836 zwei mächtige Bierkeller in den Felsen geschlagen. Das ab 1893 errichtete, zweigeschossige Kellergebäude mit Tanzsaal und Kegelbahn war früher ein beliebtes Ausflugsziel.
Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle die „Scheibles-Kirbe“, die früher eines der bedeutendsten Kirchweih-Feste im Ries war. Das größte Fest im dörflichen Jahreslauf mit gutem Essen, Musik und Tanz, sowie „Reitschual“ (Karussell), „Gutse-Ständen“ und anderen Vergnügungen hat schon lange nicht mehr die einstige Bedeutung. Den legendären Ruf des Scheible-Bieres konnte besonders der verstorbene Diplom-Brauingenieur Karlheinz Scheible im vergangenen Jahrhundert durch systematische Modernisierung und hohe Braukunst bewirken. Seit dieser in den Ruhestand getreten ist, wird das Scheible-Bier in Kooperation mit dem Fürstlichen Brauhaus in Wallerstein hergestellt. Das Gasthaus wird schon seit vielen Jahren von den jeweiligen Pächtern betrieben.
![Die Alerheimer Brauerei Scheible auf einer Postkarte von 1899. Die Alerheimer Brauerei Scheible auf einer Postkarte von 1899.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Familie Scheible führt die Tradition ihrer Familie fort und hat sich in den ehemaligen Brauereigebäuden in Alerheim seit einigen Jahren auf die Produktion von exklusiven Spirituosen („Krater-Spirits“) aus regionalen Zutaten spezialisiert, welche bereits höchste Anerkennung fanden.
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.