Traditionell eröffnete der Kammerchor Oettingen in seinem Konzert in der Kirche St. Jakob den musikalischen Advent, auch wenn die gesungene Literatur nicht der sonst gewohnten Weise entsprach, denn nicht die üblichen Adventslieder, sondern ein anspruchsvolles Programm mit Werken englischer und französischer Komponisten und einem Schwerpunkt auf begleitendem Orgelspiel bestimmte dabei eine unkonventionelle Auswahl. Dafür und für den Chor war Organist Simon Holzwarth der einfühlsame und virtuose Partner, der sich wunderbar in den Klang des Chors und des Orchesters einbrachte.
Begonnen hat es mit zwei adventlichen Ankündigungen: Johann Sebastian Bachs, „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ und der Friedenswunsch Felix Mendelssohns „“Verleih uns Frieden gnädiglich“. Überraschend aber kam eine moderne, englische Chorversion des John Rutter, der alttestamentarische Segenswunsch „God bless you and keep you“ der ins gelobte Land einwandernden Israeliten, mit einer ruhigen, beschwörend anmutenden Orgelbegleitung, die auch das Wiegenlied „Christmas Lullaby“ des aktuell bekanntesten englischen Chorkomponisten Rutter auszeichnete.
Saskia Kleemann überzeugt das Oettinger Publikum
In die Welt der französischen Kathedralorgeln führte nun der Organist die Zuhörer mit der „Symphonie Gothiqué“, die mit schwebenden Tönen eine allmähliche Steigerung des Klangs erfahren ließ und insbesondere auch die Freude des Organisten an den Fähigkeiten seiner heimischen Steinmeyerorgel vermittelte, indem er deren Klangspektrum genüsslich auskostete, wenn sie auch nicht die kathedralen Eigenschaften der berühmten Orgeln Frankreichs aufweisen kann.
Mit ihrer Komposition für Chor, Orchester und Orgel beeindruckte Saskia Kleemann, ehemalige Abiturientin des AEG und aktuell Musikstudentin in Salzburg, das Oettinger Publikum. Ihre Inspirationen zu „Adiafora“, -Gedanken des Philosophen Sokrates über die Wertigkeit von Sterblichkeit und Unvergänglichkeit. Das abrupte Ende des Stückes ließ über deren Unerklärlichkeit nachdenken. Die kahlen Trommelschläge verstärkten die Erkenntnis des Sokrates: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Langanhaltender Applaus in Oettingen
Drei französische Werke für Weihnachten handelten in ihrer besonderen Art von weihnachtlichen Ereignissen: Jean-Francois Dandrieu mit zweien seiner zahllosen Weihnachtslieder, Charles Gounod mit einer Pastorale der Hirten an der Krippe am Stall zu „Bèthlèem“. Die Auszüge aus Camille Saint-Saens „Oratorio de Noel“ waren am Ende des Abends nicht nur ein wunderbarer Abschluss durch den Kammerchor, sondern weckten auch Appetit auf dieses ganze Weihnachtsoratorium. Dem Organisten Simon Holzwarth und Chorleiterin Petra Hanke gelang mit diesem Programm eine erfolgreiche Empfehlung für die Weihnachtsmusik unserer französischen und britischen Nachbarn, was die Zuhörer mit lang anhaltendem Beifall bestätigten.
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