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Wirtshaus-Serie: Kühles Bier als Herausforderung: Die Bierkeller-Tradition im Ries

Wirtshaus-Serie

Kühles Bier als Herausforderung: Die Bierkeller-Tradition im Ries

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    So wurde zwischen 1913 und 1919 an der Wörnitz bei Oettingen Eis für die Bierkühlung in der folgenden wärmeren Jahreszeit gewonnen. Mit Pferdefuhrwerken brachte man die Eisbrocken zu den verschiedenen Kellern.
    So wurde zwischen 1913 und 1919 an der Wörnitz bei Oettingen Eis für die Bierkühlung in der folgenden wärmeren Jahreszeit gewonnen. Mit Pferdefuhrwerken brachte man die Eisbrocken zu den verschiedenen Kellern. Foto: Fotosammlung Heimatmuseum Oettingen

    Bierkeller sind unterirdische, kühle Lagerräume für Bier, die auch bei uns im Ries oft mit einem Biergarten oder einer Gaststätte kombiniert waren. Vor der Erfindung technischer Kühlanlagen verfügten die meisten Brauereien und Wirtshäuser deshalb über eigene Bierkeller, denn durch Lagerung bei kühlen Temperaturen konnte die Haltbarkeit eines Bieres verlängert werden. Die Keller wurden im Winter über hölzerne Rutschen mit Eisblöcken gefüllt, die man aus nahegelegenen zugefrorenen Weihern oder Flüssen heraus gesägt hatte.

    Mit dem eingelagerten Eis konnte die Temperatur in den Eiskellern bis in den frühen Herbst konstant kühl gehalten werden. Wenn wir hier auch nicht wie beispielsweise in München Biergärten haben wie die berühmten Hofbräu-, Löwen- oder Augustinerkeller, so zeugen im Ries noch heute zahlreiche ehemalige „Bierkeller“ davon, dass es solche auch bei uns gab. Drei seien an dieser Stelle exemplarisch genannt.

    Der Wennenberg-Keller: Die Brauerei Scheible ließ ab 1836 auf dem geschichtsträchtigen 461 Meter hohen Wennenberg bei Alerheim einen mächtigen, zweistöckigen Bierkeller mit großem Kellergewölbe für die (eis)kalte Lagerung des Bieres anlegen. Zwanzig Jahre später baute man noch ein Kellergebäude darüber, das jeweils am Pfingstmontag den Betrieb aufnahm, sonn- und feiertags geöffnet war und zur Kirchweih im September wieder schloss. Endgültig stellte die

    Der Bierkeller bei Laub: Im Kellerholz zwischen Laub und dem Kronhof hat der Heimatverein Laub nach intensiver Suche ab dem Jahr 1991 in fünfjähriger ehrenamtlicher Arbeit und dank großzügiger Spenden den 1802 von Maurermeister Leonhardt Leibenzeder aus Döckingen erbauten Bierkeller wieder instand gesetzt. Laut „Contract vom 19. Juni 1802 verpflichtet sich Leibenzeder, einen Keller in den hiesigen Leimgruben zu graben, zu wölben sowie auch die notwendigen Dohl herzustellen. Der Keller muß 75 Schuh lang, 16 Schuh breit in Liecht erhalten. Der Maurermeister muß auch den Keller auf eigene Wag und Gefahr mit Erde überschütten. Garantie 1 Jahr!“

    Der Brauer Ulrich Braun stellte das Material, verköstigte während der Bauzeit die Handwerker mit Bier und Essen und gab zum Bau insgesamt 299 Gulden und 42 Kreuzer. Rund 100 Jahre war der Eiskeller für die Lauber Brauerei in Betrieb. Nach Schließung der Bräu diente der Keller weiterhin zur Kühlung des nun angelieferten Bieres und auch als Ausflugsziel der Rieser Bevölkerung. Einen Einschnitt stellte der 1. Weltkrieg dar: Der Eingang verfiel und wurde zugeschüttet. Nur die Flurnamen „Kelleräcker“ und „Kellerholz“ erinnerten 80 Jahre später noch an das schließlich aufgefundene und vollständig unter Wasser stehende unterirdische Bauwerk. Alljährlich gibt es seit der Renovierung ein gut angenommenes Kellerfest.

    Ein Bierkeller bei Schopflohe: Ein paar Hundert Meter südlich von Schopflohe steht an der Straße nach Hochaltingen am „Kellerbuck“ rechter Hand ein relativ großes Steinkreuz aus Sandstein. Nach Meinung der vor Jahren ältesten befragten Dorfbewohner wurde das Kreuz nach einem tödlich ausgegangenen Streit zweier Bierkellerbesucher neben anderen Auflagen vom Überlebenden als Sühnemaßnahme an der Stelle des Unglücks errichtet.

    Das unmittelbar daneben stehende „Kellerhaus“, der frühere Sommerkeller (bis 1865 mit Kegelbahn), diente im 20. Jahrhundert nur noch als Unterstellraum für landwirtschaftliche Geräte und wurde schließlich wegen des schlechten baulichen Zustands 1963 abgebrochen. Die Gewölbe sind noch vorhanden, der Eingang wurde allerdings mit Erdreich zugeschüttet.

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