Vergangenes Jahr lief das Geschäft für Varta so gut, dass der Batteriekonzern den Standort Nördlingen gleich mehrmals erweitert hat. Auch an der Börse setzten Anleger viel Vertrauen in das Unternehmen: Der Wert seiner Aktie verfünffachte sich fast im vergangenen Jahr.
Vor wenigen Tagen folgte ein Absturz. Grund dafür sind Plagiatskämpfe in einem Geschäftsfeld, das für das Ellwanger Unternehmen besonders wichtig ist: sogenannte kleinformatige Lithium-Ionen-Akkus mit dem Namen „CoinPower“. Sie werden in Nördlingen und Ellwangen hergestellt. Die Knopfzellen sind, je nach Ausführung, knapp acht bis 16 Millimeter breit und versorgen häufig sogenannte Wearables mit Strom. Dabei handelt es sich um Geräte, die am Körper getragen werden: Fitnessuhren, Insulinpumpen oder Hörgeräte etwa. Ein Anwendungszweck aber boomt besonders, nämlich kabellose Kopfhörer. Varta zufolge wächst dieser Markt um 30 Prozent jährlich.
Was den Aktienkurs um mehr als ein Drittel einstürzen ließ, war eine Commerzbank-Studie. Ihr zufolge schien Varta der Nachfrage mehrerer Großkunden zuletzt nicht mehr nachzukommen. Außerdem fand der Konzern bereits im Dezember bei Stichproben unter Produkten chinesischer Wettbewerber Plagiate, gegen die er nun rechtlich vorgeht.
Varta will zunächst Produktionsflächen mieten
Den Optimismus des Unternehmens schmälert das offenbar nicht. Dass der Standort Nördlingen weiter ausgebaut werden soll, hatte Varta bereits vergangenes Jahr angekündigt. Am Dienstag konkretisierte das Unternehmen gegenüber unserer Redaktion seine Pläne. Zunächst sollen weitere Produktionsflächen angemietet werden. 2021 folgt dann ein großer Schritt: Direkt neben der bestehenden Produktionshalle in Nördlingen werde ein weiteres Produktionsgebäude gebaut, teilte eine Sprecherin mit. Es grenzt nördlich an das bisherige Gebäude – noch befindet sich dort der Recyclinghof. In dem neuem Gebäude fertigt das Batterieunternehmen auf zwei Etagen mit einer Produktionsfläche von insgesamt 15.000 Quadratmetern. Herbert Schein, Vorstandsvorsitzender von Varta sagte: „Die Kundennachfrage nach Lithium-Ionen Zellen ist ungebrochen hoch. Daher erweitern wir die Produktionskapazitäten noch schneller.“
Die neue Produktionshalle diene dazu, die Produktion der Knopfzellen auszubauen. Die Fabrik sei innovativ geplant. Auch der CO2-Ausstoß soll berücksichtigt werden. Schon jetzt werden nach Unternehmensangaben hunderte Bohrpfähle als Stütze für das künftige Gebäude im Boden versenkt. Anfang 2021 soll der Aufbau der „CoinPower“-Produktionslinien fortgesetzt werden.
Bereits 2019 investierte Varta am Standort
Um die erforderlichen Kapazitäten für die sogenannte Formation, einen Teilschritt der Produktion, am Standort Nördlingen aufbauen zu können, wurde vergangenes Jahr ein Anbau ergänzt. Die Rohbauarbeiten sind nach Unternehmensangaben nahezu abgeschlossen und der Innenausbau im Erdgeschoss erfolgt bereits. Bis Mitte des Jahres soll das Obergeschoss inklusive Innenausbau fertig werden.
Vergangenes Jahr wuchs die Zahl der Arbeitsplätze am Standort Nördlingen von 350 auf aktuell 500. Varta plant mehrere hundert neue Stellen in Deutschland, sowohl am Hauptsitz in Ellwangen als auch in Nördlingen.
Varta will Marktanteil von mehr als 50 Prozent
Was die Patentverletzungen angeht, zeigt sich Varta entschlossen: „Varta besitzt relevante Schutzrechte in Europa, in den USA, in China und in Japan und geht allen Patentverletzungen nach, falls erforderlich auch auf rechtlichem Weg“, hieß es von dem Unternehmen. Dieses Jahr will die Aktiengesellschaft weltweit Marktführer bei Akkus für kabellose Kopfhörer werden. Varta strebt einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent in diesem Segment an.
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