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Wetter: Frühling im Winter

Wetter

Frühling im Winter

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    Am Skilift in Oberliezheim baumeln die Bügel über grüner Wiese. An Skifahren ist dort in diesem frühlingshaften Winter überhaupt nicht zu denken.
    Am Skilift in Oberliezheim baumeln die Bügel über grüner Wiese. An Skifahren ist dort in diesem frühlingshaften Winter überhaupt nicht zu denken. Foto: Horst von Weiershausen

    Nördlingen Der Winter hatte noch gar nicht richtig angefangen und schon scheint er vorbei zu sein. In der Region zeigen sich jedenfalls bereits die ersten Schneeglöckchen. Die ungewöhnlich warme Witterung hat zwar ihre Vorteile, so sparen sich die Kommunen erhebliche Ausgaben für den Winterdienst und die Tiere finden leichter Nahrung. Doch was den einen das Frieren erspart, ist bei anderen schlecht fürs Geschäft.

    Einer, dem die frühlingshaften Temperaturen so gar nicht gefallen, ist Ralf Kluge. Der Betreiber des Natureisplatzes am Bäumlesgraben in Nördlingen nennt die derzeitige Witterung schlicht „eine Katastrophe“. Auch wenn Meteorologen dem Winter 2014 noch eine Chance geben, rechnet Kluge nicht mehr damit. „Wir sind zwar jederzeit für einen Start bereit, aber ich denke nicht, dass das heuer noch was wird.“ Für ihn wäre es das zweite schlechte Jahr in Folge: Denn bereits 2013 konnte er den Eisplatz am Bäumlesgraben nur an eineinhalb Tagen öffnen.

    In Oberliezheim im benachbarten Landkreis Dillingen hat der Skiclub längst den Skilift aufgebaut. Doch die Bügel baumeln über einer grünen Wiese. Statt weißer Flocken gibt es dieser Tage im Kesseltal höchstens Regentropfen. In Lutzingen blickt Schlittenbauer Friedrich Glogger von Gloco auf seinen zweiten „Problemwinter“ in Folge: „Wenn die Witterung nicht mitspielt haben die Leute andere Dinge im Kopf.“

    Steffen Rissmann, Geschäftsführer der Steingass-Filialen in Nördlingen, sieht hingegen in den derzeit frühlingshaften Temperaturen keinen Nachteil für seine Geschäfte. „Unsere Winterware ist bereits kräftig reduziert, da greift der eine oder andere auch so gerne mal zu.“ T-Shirts, leichte Jacken und dünne Westen im Winter – zumindest in den Kaufhäusern ist das ohnehin kein seltenes Bild. „Die Frühjahrskollektionen hängen bereits im Laden“, bestätigt Rissmann. Vor allem die Frauen orientierten sich schon im Januar an den Trends für die wärmeren Zeiten.

    In der Baubranche brummt der Motor. Wo die Arbeit bei Minustemperaturen oder bei dichter Schneedecke sonst niederlegt werden muss, wurde an den Baustellen in diesem Winter bisher vielfach ununterbrochen weitergearbeitet. Die Unternehmen konnten dadurch viele Aufträge abschließen, die sonst länger gedauert hätten. „Das ist für sie aber zweischneidig“, sagt Werner Luther aus Nördlingen, Obermeister der Bauinnung Donau-Ries. Denn so entstehe womöglich kurzfristig Leerlauf, wenn die Planungen für neue Aufträge noch nicht abgeschlossen seien.

    Die Vögel zwitschern schon laut in Frühlingsstimmung. Da es auch in anderen Teilen des Kontinents vergleichsweise warm ist, zeigen sich Wintergäste wie der Seidenschwanz oder der Bergfink heuer nicht bei uns. „Nur wenn es sehr kalt ist, kommen sie zum Überwintern aus der Tundra zu uns“, sagt Johannes Ruf vom Rieser Naturschutzverein

    Auch die Wiesen, Wälder und die Landwirtschaft profitieren vom frühlingshaften Winter. Bäume brechen nicht unter schweren, nassen Schneemassen ab. Im Grünland ist nichts erfroren und auf den Feldern findet sogar Vegetation statt, erklärt Manfred Faber, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Nördlingen. „Das Wintergetreide könnte nicht besser dastehen“, sagt Faber. Es entwickle sich nun, um dann im Frühjahr in die Höhe zu schießen – bislang noch ohne Kälteschäden. Schwierig werde es allgemein dann für die Vegetation, wenn die Temperatur stark sinke und der Boden nicht durch eine Schneedecke geschützt sei. Das milde Wetter birgt laut Faber jedoch auch eine Gefahr: Sollte die Natur jetzt noch stärker erwachen, treffe es sie umso härter, wenn doch noch der Winter komme. Zudem könnten Schädlinge wie etwa Läuse bei der Wärme womöglich besser überwintern.

    Bei den Heizkosten können Verbraucher derzeit sparen. Es könnte sich jedoch für sie lohnen, die Tanks schon mal auf Vorrat aufzufüllen. „Heizöl ist im Moment relativ günstig“, sagt Bernd Seiler (BayWa). Die niedrigen Preise hingen jedoch gar nicht mit dem milden Winter zusammen, sondern mit der Situation auf dem Weltmarkt. Und angesichts der großen Kälte in den USA könnten sie demnächst auch wieder steigen, glaubt Seiler.

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