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Vom Klosterstadel zum modernen Feuerwehrhaus

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Vom Klosterstadel zum modernen Feuerwehrhaus

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    Der ehemalige Klosterstadel im Klosterhof von Auhausen vor Beginn der Umbauarbeiten (Bild links) und nach Fertigstellung des neuen Feuerwehrhauses (Bild Mitte). Dazwischen standen unzählige freiwillige Arbeitsstunden. Zum Beispiel wurde binnen eines Tages das Dach gedeckt (Bild rechts).
    Der ehemalige Klosterstadel im Klosterhof von Auhausen vor Beginn der Umbauarbeiten (Bild links) und nach Fertigstellung des neuen Feuerwehrhauses (Bild Mitte). Dazwischen standen unzählige freiwillige Arbeitsstunden. Zum Beispiel wurde binnen eines Tages das Dach gedeckt (Bild rechts).

    Im "Hauptbuch" der Freiwilligen Feuerwehr Auhausen ist für das Jahr 1923 lapidar zu lesen: "Großbrand in

    Im Herbst 1923 sollte sich ein Brand im heutigen Anwesen Klosterhof 5, in welchem zu dieser Zeit die Familie Hertlein wohnte (Christian

    Nach heute noch bei den ältesten Dorfbewohnern präsenten Erinnerungen, die freilich auch nur auf familieninternen Erzählungen basieren, brach eben in diesem landwirtschaftlichen Hof (Hausname: "beim Thorwart", da die Bewohner dieses Hauses über Jahrhunderte die Aufgabe inne hatten, des Morgens und des Nachts das Klostertor zu öffnen bzw. zu schließen) nachts ein Feuer aus. Das gesamte Gebäude stand in Flammen, als der Brand entdeckt worden ist.

    Meldereiter mit dem Pferd

    Nachdem zu dieser Zeit keine Feuermeldeeinrichtungen im heutigen Sinne vorhanden waren, war es ein mühsamer, zeitaufwendiger Weg, neben der eigenen Ortsfeuerwehr (per Feuerglocke im Kirchturm) die benachbarten Feuerwehren (per Meldereiter zu Pferd) zu alarmieren. Leider war es aber auch fast selbstverständlich, dass in der Zeit zwischen den Weltkriegen und einer grassierenden Hyperinflation die meisten Gemeinden nicht das erforderliche Geld zur guten Ausstattung ihrer

    Jedenfalls hatte das Feuer einen derartigen Hunger, dass es in kürzester Zeit weitgehend ungehindert den gesamten Stadel vernichten konnte. Durch die frisch eingebrachte Ernte lagerte dort - neben dem Heu des Sommers - der gesamte Ertrag in Form von zahlreichen Getreidegarben. Das Feuer entwickelte eine derartige Kraft, dass durch den Hitzeauftrieb die Bündel durch das bereits aufgebrochene Dach in die Höhe getragen worden sind. Ein beständiger Wind tat sein Übriges: Er blies diese "Fackeln" durch das ganze Dorf.

    Weitere Brände im Dorf

    Bei solch einem Szenario ist es nicht ausgeblieben, dass in "Windeseile" ein weiteres Gebäude Raub der Flammen werden sollte: Einer der damals noch im Klosterhof existenten Klosterstadel ist ebenfalls bis auf die Grundmauern niedergebrannt.

    Dieses stattliche Gebäude unbekannten Baujahrs war über einen langen Zeitraum hinweg ein landwirtschaftliches Nutzgebäude in einem wirtschaftlich blühenden Auhauser Benediktiner-Kloster.

    Mit der endgültigen Klosterauflösung im 17. Jahrhundert durch den Markgrafen von Ansbach waren "die Bewohner von Auhausen einigermaßen für die Aufhebung des Klosters zu entschädigen, das ihnen sicheren Verdienst einbrachte", wie die Ortschronik von Auhausen zu berichten weiß. Und so ging eben diese Scheune in das Eigentum der Familie Prechter (nachmals Steinacker) über, welcher das säkularisierte Abthaus des Klosters Auhausen zugeschlagen werden sollte.

    Personifizierte Schicksale

    Der Großbrand von 1923 in Auhausen kann aber auch - über die eigentlich betroffenen Brandleider hinaus - an personifizierten Schicksalen festgemacht werden:

    So berichtet Anneliese Just (geb. Steinacker), die letzte in der ehemaligen Kloster-Prälatur verbliebene Bewohnerin, noch heute aus ihrer Familie, dass ihr im Dezember 1923 geborener Bruder ein auffälliges Muttermal hatte, dem in einer Zeit allgemeiner Volksfrömmigkeit, gepaart mit einem noch weitverbreiteten allgemeinen Aberglauben, sofort das Attribut eines "Brandmales" zugesprochen worden sei, zumal sich die hochschwangere Babette Steinacker - wie wohl alle anderen Auhauser Bürger auch - bei diesem Brandereignis sehr aufgeregt und gefürchtet haben sollen.

    Von einem weiteren, weit aus schlimmeren Schicksal berichtet noch heute Fritz Kollmar, Inhaber der "ehemaligen Klosterherberge" und Betreiber der heimischen Landwirtschaft: Dessen Urgroßvater, ebenfalls beim Löscheinsatz beteiligt, hat sich in dieser Nacht derart erkältet, dass er an einer Lungenentzündung erkrankt und im Winter darauf 48-jährig verstorben ist.

    Bereits im Jahr 1924 konnte der ehemalige Klosterstadel mit seiner fast einen Meter dicken Trutzmauer wieder aufgerichtet werden. Noch heute zeugt über dem rechten Bogen der zwei großen Einfahrten die Jahreszahl "1924" von diesem Ereignis.

    Landwirtschaft aufgegeben

    Mit Otto Just, der nach Kriegsende die junge Steinacker-Tochter Anneliese geheiratet hat, ging ausgangs des 20. Jahrhunderts eine lange Tradition auf dem Anwesen mit der Hausnummer 1 und Flurnummer 1 in Auhausen zu Ende: Die Landwirtschaft wurde aufgegeben.

    Folglich stand auch dieses zeitgeschichtlich behaftete Bauwerk fortan ungenutzt und weitgehend unbeachtet an zentraler Stelle in der Gemeinde Auhausen und unübersehbar im altehrwürdigen Klosterhof.

    Der Schwiegersohn der Familie Just, Fritz Hubel, erkannte, dass ein weiterer Verfall eines solches historischen "Schatzes" der Gemeinde und dem Ortsbild nicht einträglich sein würde und kam früh auf die selbstlose Idee, dieses Gebäude einem sinnvollen, möglichst öffentlichen Zweck zuzuführen. Hauptansprechpartner zu dieser Zeit waren die Kirchengemeinde und die Freiwillige Feuerwehr Auhausen, die beide unabhängig voneinander bereits lange nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten für ein Gerätelager oder ein neues Feuerwehrhaus suchten.

    Die Planung beginnt

    Hierzu sollte sich im Frühjahr 2005 das Engagement des örtlichen Zimmerermeisters Martin Stark und des Verschönerungsvereinsvorsitzenden Karl-Heinz Beck gesellen, die in kürzester Zeit einen ausführbaren Plan für ein neues Feuerwehrhaus reifen ließen. Nach monatelanger ortsinterner Debatte und zahlreichen Ortsterminen mit Fachbehörden fand sich eine nicht einstimmige Mehrheit im Gemeinderat von Auhausen, dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Eine wesentliche Voraussetzung hierbei war die Zusage des Auhauser Feuerwehrvereins, die Bauarbeiten möglichst vollständig in Eigenleistung zu bewerkstelligen und ebenso einen erklecklichen Teil der Kosten aus der Vereinskasse zu übernehmen.

    Traditioneller Aspekt

    Das Streben der ehrenamtlichen Feuerwehrmitglieder, das bisherige, räumlich viel zu kleine Gerätehaus ohne Schulungsraum, Heizung, Toiletten und Wasseranschluss, gegen einen zeitgemäßen, funktionalen Ersatzbau einzutauschen, überwog bei diesen Verhandlungen. Nebenbei sei angemerkt: Weitgehend war und ist in der Bevölkerung unbekannt, dass auch ein "traditioneller Aspekt" für einen Umzug in den Klosterhof sprechen musste: Das erste Feuerwehrhaus von Auhausen war der "Schulstadel", der zur Klosterschule gehörte. Erst mit Bau des bisherigen "Spritzenhauses" im Jahr 1889 hat die FFW Auhausen das Klosterareal - für 120 Jahre - verlassen.

    Gemeinsames Anpacken

    Auch bürokratische Rückschläge blieben nicht aus, wurden aber durch eine enorme Euphorie ausgeglichen, gepaart mit dem Willen, noch im Herbst des Jahres 2005 das schadhafte Dach zu erneuern. So konnte innerhalb vier Wochen das Ausräumen und Abdecken des Stadels sowie das Aufrichten und das Dachdecken über die Bühne gebracht werden. Ende November wurde binnen eines Tages durch über 60 fleißige Helfer die große Dachfläche mit 14 000 Platten eingedeckt.

    Zeitzeugen kommen an das Tageslicht

    Fortan wurde zu jeder freien Stunde dieses Gebäude funktional aus- und umgebaut. Schon beim Ausbaggern des alten "Stampfbetons" im Frühjahr 2006 kamen mit verkohlten Holzstücken "Zeitzeugen" des großen Brandes aus dem Jahr 1923 wieder ans Tageslicht.

    Mit Fertigstellung des Erdgeschosses mit einer Fahrzeughalle für zwei Fahrzeuge, Werkstatt, Sanitärräume, Heizraum und einem Schlauchturm, der dank der beachtlichen Gebäudehöhe nicht über das Dach hinausragt, ist im Frühjahr 2008 planmäßig ein Baustopp verfügt worden. Es sollten die damals anstehenden Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr von Auhausen (2008: 400 Jahre Protestantische Union und 2009: 1050 Jahre Auhausen) im Klosterhof nicht beeinträchtigt werden. Schnell stellte sich sogar heraus, dass dieser Platz über die kompletten 13 Monate hinweg der ideale Ort für zahlreiche Empfänge, Essensausgaben oder Einstellmöglichkeiten war.

    Nach Abschluss der Feierlichkeiten konnte im Herbst 2009 vorrangig der Dienstbetrieb in die neue Fahrzeughalle umziehen. Zugleich waren jedoch noch die Ausbauarbeiten in zwei voll nutzbaren Dachgeschossen voranzubringen. Sie konnten im Frühjahr 2010 mit einem schönen, ansehnlichen Ergebnis zum Abschluss gebracht werden.

    Somit hat die Freiwillige Feuerwehr Auhausen mit ihren annähernd 100 Aktiven und einer lebendigen Jugendfeuerwehr nun ein vorzeigbares, funktionales und geräumiges Feuerwehrgerätehaus in zentraler Ortslage in weit über 10 000 ehrenamtlichen Stunden an Arbeitsleistung erstellt.

    Ein großer Dank galt allen Beteiligten, dem aus Reihen der Feuerwehr eingesetzten 19-köpfigen Bauausschuss und insbesondere der allzeit hilfsbereiten und geduldigen Nachbarschaft.

    Aufwertung und Belebung

    Im Ergebnis darf auf die Aufwertung und Belebung eines einmaligen und markanten Platzes mit sehr viel historischem Geist, dem Klosterhof von Auhausen, geblickt werden, wo Gemeinde und Kirchengemeinde jederzeit zusammenfinden können. So dürfen am Sonntag, 12. September, die Bürger der kleinen Gemeinde samt ihren Gästen mit Stolz die Einweihung und einen "Tag der Offenen Türe" begehen - wie es später wohl auch im "Hauptbuch" der Freiwilligen Feuerwehr Auhausen niedergeschrieben sein wird.

    Weitere Informationen zum Kloster Auhausen im Internet unter www.kloster-auhausen.de.

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