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Utzwingen: Archäologen finden rund 7000 Jahre altes Kindergrab in Utzwingen

Utzwingen

Archäologen finden rund 7000 Jahre altes Kindergrab in Utzwingen

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    Die dunklen, rechteckigen Verfärbungen im Boden geben Rückschlüsse auf Häuser. In Utzwingen finden derzeit archäologische Arbeiten im Baugebiet statt.
    Die dunklen, rechteckigen Verfärbungen im Boden geben Rückschlüsse auf Häuser. In Utzwingen finden derzeit archäologische Arbeiten im Baugebiet statt. Foto: Markus Arnolds, Ada Archäologie

    Eigentlich ist es nur dunkel verfärbte Erde inmitten nicht ganz so dunkel verfärbter Erde. Doch Grabungsleiterin Anke Wunderlich sieht in diesen Flecken mehr. „Hier ungefähr stand ein Haus.“ Seit dem vergangenen Sommer finden in Utzwingen archäologische Grabungsarbeiten statt. Was haben die Wissenschaftler dort gefunden?

    Rund 500 Befunde habe man bislang gesammelt, so die Grabungsleiterin. Viele davon sind zerbrochene Keramikgefäße, aber auch ein paar Beile konnten Archäologen der Grabungsfirma ADA Archäologie ausgraben. Kaputte Gefäße wurden in Abfallgruben gefunden. Die wurden zunächst ausgehoben, um mit dem Lehm die Häuser zu verkleiden.

    Eine Archäologin dokumentiert Erdschichten.
    Eine Archäologin dokumentiert Erdschichten. Foto: Treumann (2)

    Doch für die Wissenschaftler sind auch die Überreste interessant, die auf Häuser schließen lassen. Die dunklen Verfärbungen im Boden weisen auf Pfähle hin, die die Wände bildeten oder als Stützen für das Dach dienten. „Wir haben sechs Hausgrundrisse gefunden, die sich teilweise überlagern. Das bedeutet, dass die Siedlung hier längere Zeit bestand“, sagt Wunderlich, die davon ausgeht, dass die Siedlung 200 bis 300 Jahre lang bestand. Die Funde werden um 5000 v. Chr. datiert.

    Ein Kindergrab wurde in Utzwingen gefunden

    Ein besonders außergewöhnlicher Fund ist das Grab eines Kindes, das die Forscher ausgegraben haben. „Inmitten dieser Langhäuser haben wir ein Kindergrab gefunden. Das Kind ist wohl nicht ganz regulär bestattet worden“, sagt die Archäologin. Das Kind war zum Todeszeitpunkt wohl etwa zehn Jahre alt. Der Schädel sei noch sehr gut erhalten. „Wir konnten feststellen, dass das Kind mit angezogenen Beinen im Grab beerdigt wurde. Das ist typisch für die Jungsteinzeit“, erklärt Wunderlich.

    Dies sind die Überreste eines Kindergrabs.
    Dies sind die Überreste eines Kindergrabs. Foto: Treumann (2)

    Das Skelett ist bereits abtransportiert worden, das Alter soll nun genauer mittels Radiokarbonmethode – einer Untersuchung des Kohlenstoffisotops C14 – festgestellt werden. Warum das Kind inmitten der Siedlung bestattet wurde, kann die Grabungsleiterin nicht sagen.

    Wenn es die Lage wieder zulässt, sollen die Erkenntnisse der Öffentlichkeit präsentiert werden

    Außerdem haben die Forscher laut der Archäologin in den vergangenen Tagen einen besonders interessanten Fund gemacht: Bei zwei Häusern wurde in einer Grube ein Steinbeil gefunden, das möglicherweise beim Hausbau vergraben wurde. Da dies zweimal festgestellt wurde, überlegt das Team, ob das einen religiösen Hintergrund haben könnte – doch das sei rein spekulativ, betont Wunderlich. Die Menschen siedelten sich damals wohl in der Gegend an, weil der Lössboden sehr fruchtbar ist, dazu kommt die Nähe zum Wasser.

    Die Umrisse der Häuser werden kartografiert.
    Die Umrisse der Häuser werden kartografiert.

    Rund 7000 Jahre später soll in dem Gebiet wieder Wohnraum entstehen, doch bis Ende April werden die Wissenschaftler auf dem Baugebiet mindestens noch tätig sein. Für den Maihinger Bürgermeister Franz Stimpfle sind solche Arbeiten nicht neu: „Die ersten Ausgrabungen sind hier schon vor 20 Jahren über die Bühne gegangen. Wir wussten, dass auch jetzt wieder Funde kommen, aber über die Menge bin ich überrascht.“

    Natürlich seien Grabungen einerseits durchaus kostspielig, da die Gemeinde die Kosten tragen müsse. Doch man dürfe die Grabungsarbeiten nicht allein unter diesem Aspekt sehen, sagt der Bürgermeister. „Die andere Seite ist die historische Bedeutung, was wir dadurch lernen, darf man nicht außer Acht lassen“, so Stimpfle. Sobald es die Pandemielage zulasse, wolle man auch die Öffentlichkeit miteinbeziehen und bei einer Veranstaltung die Erkenntnisse vorstellen.

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