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Utzmemmingen: Vom Lehrling zum Global Player

Utzmemmingen

Vom Lehrling zum Global Player

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    Wolfgang Bittenbinder hat den Überblick vom Riesrand in Utzmemmingen aus – als Zasche-Chef bewahrte er stets den globalen Überblick.
    Wolfgang Bittenbinder hat den Überblick vom Riesrand in Utzmemmingen aus – als Zasche-Chef bewahrte er stets den globalen Überblick. Foto: Hummel

    Wolfgang Bittenbinder, 1952 in Weißenhorn geboren, lag seit jeher die Technik im Blut: Er machte in Ulm eine Lehre als technischer Zeichner und schloss ein Studium für Maschinenbau an. In Günzburg blühte er als technischer Leiter bei einem Sondermaschinenbauer so richtig auf. „Wir arbeiteten immer wieder am Rande des technisch Möglichen“, erinnert er sich. So bekam er die Schwingungen in einem Motorenprüfstand erst in den Griff, als er eine extrem leichte und stabile Carbon-Kupplung konstruieren ließ.

    Mit dieser Liebe zu technischen Herausforderungen wollte er sich selbstständig machen und übernahm 1990 die technische Geschäftsführung der Nördlinger Kranbaufirma Zasche, nachdem Karl Johann Zasche, Seniorchef in zweiter Generation des 1932 gegründeten Unternehmens, kurz zuvor gestorben war. „Das Ries ist seitdem meine zweite Heimat geworden“, so Bittenbinder, der in Utzmemmingen lebt. Er brachte das Kranbauprogramm auf den höchstmöglichen technischen Stand und entwickelte die „Handhabungstechnik“, eine Verfeinerung der Krantechnik beispielsweise mit komplexen Greifern. Entscheidend war dabei die automatische Lasterkennung wie bei Hebeeinrichtungen, die das Gewicht von Werkstücken erkannten, und die Teile zur leichten Montage in der Schwebe hielten.

    Die Zusammenarbeit mit dem Westbayerischen Technologie-Transfer-Institut WETTI, Vorgänger des heutigen TCW, war laut Bittenbinder unerlässlich für das ständige Vorantreiben der Technik. Und je weiter er sie entwickelte, umso mehr musste er als Manager mit neuen Größenordnungen umgehen, was für ihn ganz automatisch Hand in Hand ging. So verkaufte er Zasche an die Mannesmann-Tochter DEMAG, mit der man schon seit 1950 zusammenarbeitete, um die neu entwickelten Produkte weltweit vertreiben zu können. Im Übernahme-Poker, als sich Vodafone Mannesmann einverleibte und teilweise zerschlug, bestand die Gefahr, dass der Standort Nördlingen geschlossen werden sollte. Doch Bittenbinder gelang es, 2003 die Firma Zasche mitsamt den Rechten für den Handhabungsbaukasten wieder zurückzukaufen. Aus den damals 30 Mitarbeitern wurden bis heute 120.

    2010 folgte der Aufbruch in die Globalisierung

    2010 markierte der letzte große Meilenstein Bittenbinders Weg: Beim endgültigen Aufbruch in die Globalisierung, galt es, Kunden wie Mercedes oder BMW in die USA oder nach China zu folgen, wollte er sein Lebenswerk nicht einfach „verscherbeln“, wie er es bei anderen Firmen gesehen hatte, sondern in verantwortungsvolle Hände legen. Die fand er bei Sitec Aerospace, Tochter eines Konzerns aus Singapur, für deren hauseigene Sparte der Handhabungstechnik. Bittenbinder blieb Geschäftsführer und erhielt alle Freiheiten und Geld für einen neuerlichen Wachstumsschub, der unter anderem einen sieben Millionen Euro teuren Neubau am „Steinernen Mann“ mit sich brachte.

    Das Wachsen zum Global Player war für ihn nie ein Konflikt, ganz im Gegenteil: „So konnte ich immer meine Ideen verwirklichen und selbst entscheiden, was ich vorantreibe und was nicht.“ Es ist wohl kein Zufall, dass er die Freiheit, die er sich dabei selbst bewahren konnte, auch seinen Mitarbeitern gewährte. Drei Mitarbeiter hatte er zu Prokuristen in den Bereichen Vertrieb, Technik mit Produktion sowie Finanzwesen gemacht. Das setzte insgesamt einen „guten Stamm“ an Mitarbeitern voraus und erschien ihm als stabileres Gefüge, als würde alle Bürde auf einem Paar Schultern ruhen. Nach seiner diesjährigen Verabschiedung in den Ruhestand folgte ihm Erwin Wagner, seit 2005 Prokurist bei Zasche, als Geschäftsführer nach. Bittenbinder selbst berät die Firma noch begrenzte Zeit und hat schon begonnen, mit seiner Frau Eleonore die Früchte eines erfolgreichen Lebens zu genießen mit Wandern, Radfahren, Reisen, Skifahren, Tauchen und Segeln.

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