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Utzmemmingen: Alte Bürg: Ein Haus mit 900-jähriger Geschichte

Utzmemmingen

Alte Bürg: Ein Haus mit 900-jähriger Geschichte

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    In der Gartenwirtschaft der Alten Bürg ging es in den 1960er Jahren hoch her. Die Besucher kamen meist zu Fuß oder mit Fahrrad. Im Hintergrund ist der abgerissene Schafstadel mit Hühnerlaufgehege zu erkennen.
    In der Gartenwirtschaft der Alten Bürg ging es in den 1960er Jahren hoch her. Die Besucher kamen meist zu Fuß oder mit Fahrrad. Im Hintergrund ist der abgerissene Schafstadel mit Hühnerlaufgehege zu erkennen. Foto: Irmgard Heuberger

    Die Burgstelle der Alten Bürg oder Altenbürg, circa zwei Kilometer südlich von Utzmemmingen gelegen, hat eine 900 Jahre alte Geschichte. Bereits 1274 tritt dieser Name auf, der nahe legt, dass es sich bei dem nördlich an die Waldgaststätte anschließenden Hügel um eine aufgelassene

    Die heutige Gaststätte war der ehemalige Wirtschaftshof der Burganlage, wobei mehrfach die Besitzverhältnisse gewechselt haben. Eine Beschreibung unter der Herrschaft von Graf Wolfgang IV. von Oettingen Wallerstein von 1787 gibt „1,5 Tagwerk Weiher, 80 Morgen Äcker, 30 Tagwerk Wiesen, 40 Morgen Egert (Weideland)“ neben den Ökonomiegebäuden an. Das heutige Landschaftsbild lässt die ehemalige Nutzung vergessen, denn die landwirtschaftlichen Flächen sind meist aufgeforstet. Die „fürstliche Domäne Alte Bürg“ wurde für Jagdgesellschaften genutzt, 1772 war auch ein Jagdhaus errichtet worden. Im 19. Jahrhundert legte man nach einer Beschreibung des Oberamtes Neresheim im Stil der Zeit „hübsche Wanderwege, Terrassen und Bänke“ um den Burghügel an, die schon damals von vielen Nördlingern besucht wurden.

    Erst mit der Urkunde vom 7.1.1926 kam das Areal in einem Tauschgeschäft mit dem fürstlichen Hause in Eigentum der Vereinigten Wohltätigkeitsstiftungen Nördlingen. Der letzte fürstliche Gutsverwalter war vermutlich Johann Georg Herrmann, dessen ältester Sohn in die Dorfmühle in Ederheim einheiratete. Die Gebäude wurden von der Stadt renoviert und als „Waldschenke Forsthaus Altebürg“ umgebaut. Im oberen Stockwerk war eine Forstdienststelle des Stiftungswaldes mit Friedrich Gerstenmeyer vorgesehen, die Forsthäuser in Utzmemmingen und

    Familie Heuberger betrieb auf der Alten Bürg neben der Gaststätte eine arbeitsintensive Landwirtschaft zur Selbstversorgung und Versorgung der Gäste. Die Speisenkarte der gut bürgerlichen Küche bestand aus Bratwurst, Schnitzel, Kotelett und Rührei mit Schinken. Die Vesperplatte mit Dosenwurst, selbstgeräuchertem Rauchfleisch und Käse aus dem Allgäu war sehr beliebt. Kenner schätzten die Kombination Brot, Butter und Buttermilch aus eigener Produktion. Der Zukauf von Waren erfolgte in Utzmemmingen und Nördlingen, der Transport lange Zeit zu Fuß mit Leiterwagen. Es gab zwar einen aus einer Quelle gespeisten Wasseranschluss in der Küche, aber keinen Strom. Zur Beleuchtung wurden Petroleum- und Carbidlampen sowie Kerzen verwendet.

    Erst in den späten 1950er Jahren wurden eine Eigen-Gasversorgung und ein Notstromaggregat angeschafft. Die Bewirtung erfolgte im Freien und im Sommerhaus; im Winter wurde die durch einen großen Kachelofen gewärmte Wirtsstube genutzt. Das von der Ankerbrauerei gelieferte Bier wurde aus Holzfässern in Steinkrüge gezapft. Mit der Stadtkapelle Nördlingen fanden an Pfingsten und Christi Himmelfahrt Gartenfeste statt. Am Sonntag um 14 Uhr war dann der stets gut besuchte Tanz mit der Kapelle „Herz As“ aus Bopfingen angesagt.

    Weitere acht Pächter kamen und gingen, die Ökonomie verschwand vollständig. Die Anziehungskraft des stillen Ortes mit Waldwanderwegen und einem Geotop des Geoparks Ries ist ungebrochen. Das „Jagdhaus Alte Bürg“ legt seine Schwerpunkte heute auf Wildspezialitäten. Neben dem Biergarten können das Sommerhaus und der Stadel für Festivitäten genutzt werden.

    Weitere Renovierungen sind geplant, sodass die traditionelle Ausflugsgaststätte der Rieser noch lange erhalten werden kann.

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