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Über die Kauflust vergangener Tage
Bezaubernde Zeugen eines längst vergangenen Alltags präsentiert in seiner aktuellen Winterausstellung das Heimatmuseum Oettingen: "Was darf's sein? - Einkaufsspaß für Groß und Klein" zeigt Miniatur- und Spielzeug-Kaufläden sowie historisches Zubehör alter Oettinger Kaufmanns- und Einkaufstradition.
Wohl gehütete Schätze sind es, die Museumsleiterin Dr. Petra Ostenrieder im Erdgeschoss des Oettinger Museums fantasievoll in Szene gesetzt hat. "Man darf sich das nicht so vorstellen, dass diese Spielzeug-Kaufläden aus dem Keller hoch geholt worden wären. In der Regel findet man sie wirklich Jahr für Jahr unter dem Weihnachtsbaum aufgebaut."
Zeitlose Faszination
Zweifellos: es geht eine zeitlose Faszination von diesem detailverliebten Spielzeug aus, der sich auch die "Großen" nicht entziehen können. In den winzigen Regalen und Theken schwingt die Nostalgie der Kauflust von einst: wo ein Einkauf vor allem etwas mit Gespräch zu tun hatte, wo es darum ging, das Nötigste zu besorgen und nicht darum, sich in einem überwältigenden Angebot zurechtzufinden. Erinnerungen werden wach an Einkäufe, in denen alles per Hand mit aller Zeit der Welt in zahllose Tütchen, Fläschchen, Kästchen, Döschen etc. abgefüllt wurde.
Winzige Weihnachtsmänner
Davon erzählen zum Beispiel die Millimeter kleinen Weihnachtsmänner, die aus der Mini-Konditorei grüßen, in der eine lächelnde Konditorin köstliche Mini-Kuchen anbietet. Im Blumenladen um die Ecke duften Rosen aus Stecknadelkopf großen Blüten. Aus Fingerhut großen Tontöpfen ranken in der Gärtnerei von nebenan Grünpflanzen oder zwei weiß geschürzte Apothekerinnen von gegenüber warten vor der Schubladenwand aus Eichenholz auf Kundschaft. "Zu Weihnachten wurden immer wieder neue Accessoires für die Kaufläden geschenkt", erzählt die Museumsleiterin. Als Prunkstück der gezeigten Miniaturkunst bezeichnet sie den aus dem Jahre 1860 stammenden Putzladen (Hutmacherladen) mit Schuten (Kopfbedeckung aus der Biedermeierzeit), Witwenhauben und Strohhüten. Sogar die Kartons für die Spitze, Stoffe und Gaze findet man hier feinsäuberlich beschriftet und nach Farben geordnet.
Gemischtwarenladen
Ein Gemischtwarenladen erinnert an das Warensortiment von vor 100 Jahren, an tönerne Mineralwasserflaschen, Zuckerhüte oder Krebssuppe im Päckchen. Auf dem Markt gibt es Gemüse aller Art und in der Bäckerei stehen Bleche, Bretter und Förmchen für den hübschen Bäckergesell zur Arbeit bereit.
Aber nicht nur Spielzeug, auch allerlei "Echtzeug" gibt es im Oettinger Museum zu sehen: Eine jüngste Errungenschaft ist so zum Beispiel die Registrierkasse der Oettinger Spielzeugfirma Ziege. Sie fand ihren Weg ins Heimatmuseum über den Dachboden des Zwingerturms.
Lokale Geschichte
In all den Kauf- und Verkaufsspaß aber mischt diese Ausstellung auch lokalgeschichtliche Information: So wird beispielsweise an die Eröffnung der Oettinger Gubi-Filiale im Jahr 1926 erinnert. August Göggel war es, der diese siebente Filiale des 1911 gegründeten Lebensmittelgeschäfts der Familie Pröller im Haus neben dem Heimatmuseum aufmachte. Relativ schnell habe sich die Filiale vergrößert und sei ein Haus weiter, in den Zwinger 14 gezogen, erfährt man hier.
Selbst Hand anlegen
Wer beim Rundgang durch diese Ausstellung auf den Geschmack gekommen ist, der ist im Heimatmuseum auch eingeladen selbst Hand anzulegen: "Natürlich wartet einer der Spielzeugläden auf spielwillige Benutzer, kleine wie große", so Petra Ostenrieder.
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