In dem geplanten Egervierte auf dem Gelände der ehemaligen Ankerbrauerei sollen 82 Wohneinheiten, eine Kita mit Hort, eine Beratungsstelle, ein Café, Büros und eine Tiefgarage Platz finden. Bei einer Informationsveranstaltung äußerten viele Nördlinger Kritik an dem Vorhaben. Nun strebt Wolfgang Goschenhofer, OB-Kandidat der Grünen, ein Bürgerbegehren an. Wie stehen die OB-Kandidaten zu dem Projekt?
David Wittner (PWG) ist mit dem Egerviertel in der geplanten Form nicht einverstanden. „Wir sind kein Ballungsraum. Das Projekt muss auf Nördlinger Maße gestutzt werden“, sagt er. Die Informationslücke zwischen den ersten Plänen und den aktuellen Vorstellungen sei zu groß gewesen. Eine Gefährdung der Nachbaräuser und der Stadtmauer durch die große Tiefgarage sei nicht hinzunehmen. Die Höhe sei zwar enorm, wäre das Gebäude zur Stadtmauer hin offener, könne man sie aber hinnehmen. Wittner ist zuversichtlich, dass man sich mit dem Investor einigen kann. Sonst müsse die Stadt die Kita schnellstmöglich selbst bauen. Zu dem Bürgerbehren sagt er: „Ich habe kein Verständnis dafür, dass jemand, der das Projekt im Dezember noch in nichtöffentlicher Sitzung durchwinken wollte, jetzt ein Bürgerbegehren anstrebt.“
Rita Ortler (SPD) kritisiert, das Egerviertel greife nach aktuellem Plan „durch seine Massivität zu sehr in das Stadtbild ein“. Ein „Balkönchen hier und da“ sei das geringere Problem. Zu dem Vorstoß eines Bürgerentscheids äußert sie allerdings Kritik: Sie hätte sich stattdessen einen früheren Widerspruch anderer Politiker gewünscht. „Als den Fraktionsvorsitzenden das Projekt vorgestellt wurde, habe ich als einzige die Kubatur des Gebäudes kritisiert. Alle anderen waren mit der Planung einverstanden“, sagt sie. Abgesehen von der Größe stehe sie grundsätzlich hinter dem Vorhaben. Sie hat allerdings Zweifel, ob der Investor das Projekt realisiert, wenn die vorgesehen Dimensionen nicht genehmigt würden. Das würde, wie Ortler sagt, die Preise der Wohnungen möglicherweise so weit steigern, dass sie zu teuer würden.
Dr. Mark Tanner (FDP) befürwortet eine Kita in der Nördlinger Altstadt, mehr Wohnungen und Parkplätze. Man müsse die Sorgen der Anwohner, ihre Häuser könnten durch die Tiefgarage und veränderte Grundwasserströme Schaden erleiden, allerdings ernstnehmen. „Da stellt sich schon die Frage, ob das nicht ein Klein-Venedig wird.“ Außerdem fordert Tanner, dass sich die Investoren an die Altstadtsatzung halten. „Was für die Kleinen gilt, muss auch für die Großen gelten.“ An der Höhe stört er sich weniger, immerhin gebe es auch viele andere hohe Gebäude in Nördlingen – nur den Daniel verdecken dürfe es nicht. Tanner bezweifelt, dass ein Bürgerbegehren notwendig ist – eine weitere Anhörung von Bürgern sei aber notwendig. Außerdem solle ein „historischer Baustatiker“ hinzugezogen werden.
Steffen Höhn (CSU) hält grundlegende Änderungen am Egerviertel für unrealistisch. „Sie würden das Gesamtprojekt infragestellen, weil die Investoren wirtschaftlichen Zwängen unterliegen“, sagt er. Die Fraktionsvorsitzenden hätten im Stadtrat keine grundlegende Kritik geäußert, als sie vor eineinhalb Jahren informiert worden seien. In der Zwischenzeit hätten Investoren viel Geld in die Planung investiert. Er habe kein Verständnis dafür, wenn dieselben Personen das Projekt nun im Grundsatz verändern wollten. Für die Bedenken der Anwohner habe er hingegen Verständnis. „Die Stadtverwaltung hätte die Öffentlichkeit deshalb früher einbeziehen müssen“, sagt er. Sicherlich seien auch noch hier und da Veränderungen möglich. Ein Bürgerbegehren sei aber das falsche Mittel, weil es in einer Ja-/Nein-Frage münde.
Wolfgang Goschenhofer (Grüne) will nicht, dass der Stadtrat im Wahlkampf Entscheidungen fasst, die „die zukünftige Ausrichtung der Altstadt stark beeinflussen“, sagt er. Er wolle, dass die Nördlinger selbst über das Egerviertel entscheiden. „Nur so lässt sich die notwendige Akzeptanz und Legitimation erreichen.“ Goschenhofer sieht Änderungsbedarf an den Plänen. „Das habe ich Herrn Haag in einem Telefongespräch letztes Wochenende deutlich gesagt.“ Für ein Urteil sei es noch zu früh, weil zu viel im Fluss sei. Auch in seiner Fraktion gebe es noch keine einheitliche Meinung zu dem Projekt. Umso wichtiger sei ein „Plan B“ für die Kita. Er könne sich das Grundstück zwischen dem Kindergarten Deininger Mauer und dem Deininger Tor als Ausweichfläche für das geplante Familienzentrum vorstellen.
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