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Sparkasse Dillingen-Nördlingen: Sparkassen-Schließungen: „Wir müssen das Haus nach einheitlichen Kriterien aufstellen.“

Sparkasse Dillingen-Nördlingen

Sparkassen-Schließungen: „Wir müssen das Haus nach einheitlichen Kriterien aufstellen.“

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    Sparkassen-Schließungen: „Wir müssen das Haus nach einheitlichen Kriterien aufstellen.“
    Sparkassen-Schließungen: „Wir müssen das Haus nach einheitlichen Kriterien aufstellen.“

    Ein frischer Novemberwind weht am Donnerstagmittag vor der Sparkassenfiliale in Amerdingen. Die Geschäftsstelle ist im Rathaus integriert. Am Parkplatz davor stehen zwei Autos, ein regionales Kennzeichen aber haben sie nicht. Abgesehen von wenigen Autos, die durch die Hauptstraße fahren, ist es ruhig. Die Sparkassen-Filiale ist eine von sechs Geschäftsstellen im Ries, die für viele überraschend nächste Woche schließen muss. „Als Reaktion auf das veränderte Kundenverhalten optimieren wir unser Geschäftsstellennetz“, überschreibt die Sparkasse Dillingen-Nördlingen ihre Mitteilung am Mittwochnachmittag. Betroffen sind vor allem die Dörfer. Dabei bekräftigten die Verantwortlichen noch im Juli 2019, dass sich die Zahl der Filialen und der Mitarbeiter durch die Fusion nicht verringern werde. Ein Missverständnis?

    Die Sparkasse Dillingen-Nördlingen begründet die Ausdünnung ihres Filialnetzes von heute 17 auf künftig zwölf mitarbeiterbesetzte Geschäftsstellen mit dem veränderten Kundenverhalten. Die Nutzung der Kanäle Internet, Telefon und Selbstbedienung für die Erledigung von Serviceaufträgen – etwa Überweisungen oder Daueraufträge einrichten – nehme stetig zu. Bereits heute werden laut Pressemitteilung 90 Prozent des von der Sparkasse Dillingen-Nördlingen ausgegebenen Bargelds über Geldautomaten ausbezahlt und 86 Prozent des Zahlungsverkehrs über das Internet und damit beleglos abgewickelt. Gleichzeitig registriere das Unternehmen eine erhöhte Nachfrage nach kompetenter und individueller Beratungsleistung; deshalb konzentriere sich die Sparkasse auf größere Standorte und investiere dort in eine zeitgemäße Ausstattung.

    Sparkasse Dillingen-Nördlingen schließt Filialen: Bürgermeister äußern Unmut

    Doch die Schließung der Filialen ist vor allem im Ries zu spüren, wo sich Bürgermeister und Kunden verärgert zeigen. Aufgegeben werden die Filialen in Amerdingen, Deiningen, am Steigweg in Nördlingen, Mönchsdeggingen und Möttingen sowie die SB-Geschäftsstelle in Alerheim. Sparkassen-Vorstand Martin Jenewein sagt in einer Presse-Telefonkonferenz am Donnerstagabend, dass im Ries das nachgeholt werde, was im Dillinger Raum bereits vollzogen wurde. Dort sind seit 2012 insgesamt 18 Filialen geschlossen worden. Sparkassen-Vorstand Wolfgang Winter unterstreicht die Aussage seines Kollegen: „Wir müssen das Haus nach einheitlichen Kriterien aufstellen.“

    Warum schließt die Sparkasse Dillingen-Nördlingen im Ries so viele Filialen und in Dillingen nicht?

    Martin Jenewein nennt auf eine entsprechende Nachfrage unter anderem Zahlen für die Standorte, an denen Sparkassenkunden nur noch bis nächste Woche bedient werden oder Geld abheben können. Im Schnitt hätten die Geschäftsstellen pro geöffnetem Tag zwischen zwei und zehn Kunden. Durch die Zahlen ergebe sich eine Kernbotschaft, so Jenewein: „Die Kunden haben entschieden, welche Geschäftsstellen sie nutzen und welche sie nicht mehr so häufig nutzen, wie es in der Vergangenheit der Fall war.“ Zur Aussage im Juli 2019 ergänzt Jenewein außerdem: Es sei nicht Bestandteil der Fusion gewesen, Geschäftsstellen zu schließen. Die Äußerung sei im Kontext der Fusion gefallen. Wolfgang Winter sagt: „Vor der Fusion gab es schon Überlegungen, das Geschäftsstellennetz zu optimieren.“ Beide Häuser hätten das in den vergangenen Jahren aufgrund des Nachfrageverhaltens vollziehen müssen. Die Öffnungszeiten seien reduziert worden.

    Es sei richtig, dass sich das Kundenverhalten auch bei Bankgeschäften in die digitale Welt verlagere, sagt Amerdingens Bürgermeister Xaver Berchtenbreiter, aber eben nicht nur: „Es stimmt bei den Jugendlichen, aber die ältere Bevölkerung ist auf die Filialen angewiesen.“ Sie seien die Leidtragenden dieser Schließung, die den ländlichen Raum weiter schwäche. Zweimal die Woche sei die Geschäftsstelle in Amerdingen noch offen – zumindest bis sie am Freitag, 27. November, schließt. Aus Sicht Berchtenbreiters sei sie auch gut angenommen worden. Zwar verliert das Dorf eine Sparkassen-Filiale, Geld abheben bleibt aber im Dorfladen weiter möglich, der Service ist seit rund zwei Monaten im Dorfladen eingerichtet.

    Statt am Rathaus müssen Sparkassen-Kunden ihr Geld im Dorfladen in Amerdingen abheben.
    Statt am Rathaus müssen Sparkassen-Kunden ihr Geld im Dorfladen in Amerdingen abheben.

    Donnerstagvormittag sei Berchtenbreiter vom Sparkassen-Vorstand informiert worden. „Das war schon ein richtiger Schlag“, sagt der im März gewählte neue Rathauschef. In der Fusion habe es noch geheißen, es ändere sich nichts, erinnert er sich. Bürger hätten ihm erzählt, dass sie eine starke Verbindung zur Sparkasse hätten. „Sie sind mit der Sparkasse aufgewachsen. Hier wurden die Spardosen ausgeleert.“ Doch nun würden Bürger darüber nachdenken, die Bank zu wechseln. Berchtenbreiter fragt sich außerdem, ob die Gewerbesteuer komplett wegfalle. Es seien zwar kleinere Beträge gewesen, die die Gemeinde erhalten habe. „Aber es waren Beiträge, die unsere Gemeinde sehr gut brauchen konnte.“

    Sparkasse: Was die Bürgermeister von Alerheim und Deiningen zur Schließung sagen

    Alerheims Bürgermeister Christoph Schmid und Deiningens Bürgermeister Wilhelm Rehklau beklagen ebenfalls, dass die Infrastruktur in den Dörfern weiter geschwächt werde. Es sei nicht überraschend gewesen, dass Filialen wegfielen. Wie schnell die Maßnahme umgesetzt werde, verwundere aber schon, so Rehklau. Beide werfen erneut die Frage auf, ob nicht der Zusammenschluss mit Donauwörth besser für das Ries gewesen wäre.

    Für alle Kunden der Sparkasse Dillingen-Nördlingen gibt es weiterhin die Möglichkeit, Bargeld kostenlos nach Hause liefern zu lassen (sogenannter Geldexpress). Außerdem können Überweisungen und Unterlagen kostenfrei zugesandt werden (mit Freikuverts).

    Lesen Sie dazu den Kommentar von Verena Mörzl:

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