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Serie: Maria Magdalena: Die verborgene Patronin der Sankt-Georgs-Kirche

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Maria Magdalena: Die verborgene Patronin der Sankt-Georgs-Kirche

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    Maria Magdalena im Porträt, zu sehen in der Nördlinger Sankt-Georgs-Kirche.
    Maria Magdalena im Porträt, zu sehen in der Nördlinger Sankt-Georgs-Kirche. Foto: Udo Knauer

    Beim Betreten der Georgskirche vom Brunnen am Marktplatz her empfängt den Besucher zunächst eine etwas schummerige Dunkelheit unter der Westempore. Geht er an den Sitzbänken und der Kanzel vorbei weiter gen Osten, nimmt er wahr, wie der Kirchenraum immer heller und heller wird. Schließlich sieht er am Ende das eigentliche Schmuckstück der Kirche im vollen Licht stehen: Niclaus Eseler der Ältere zeichnete für den ursprünglichen Entwurf des hier platzierten großartigen Hochaltars verantwortlich (1459) und Nicolaus Gerhaert von Leiden schuf die heute noch vorhandenen fünf Skulpturen (1462): Den gekreuzigten Christus beweinen zu beiden Seiten die Mutter Maria und der Jünger Johannes. Als Patron der Kirche erhielt Sankt Georg an der linken Seite Platz und außen rechts erkennt man als weitere Patronin Maria Magdalena. Der Straßburger Bildhauer N. G. von Leiden dokumentierte damit die Bedeutung der Person Maria Magdalena sowohl als Wegbegleiterin von Jesus, als auch daraus resultierend ihr Amt als Patronin der Sankt-Georgs-Kirche. Obwohl wir die Kirche nur Sankt Georg nennen, ist sie doch auch der Maria Magdalena geweiht. Dies wird auch dadurch sehr deutlich, dass beide an mehreren Stellen im Kirchenraum zugleich präsent sind (insgesamt fünfmal).

    Anmutige Schönheit am Hochaltar

    In anmutiger Schönheit präsentiert sich Maria Magdalena am Hochaltar. Die Heiligenlegende erzählt uns hierzu: Sie stammte von edlem Geschlecht und kam aus gutem Hause. Nach einem ausschweifenden Leben ließ sie sich bekehren. Sie salbte Jesu Füße und schloss sich den Jüngern an, um der großen Nachfolgegemeinschaft anzugehören. Sie war als letzte mit dabei, als Jesus am Kreuz starb und zu Grabe getragen wurde. Sie begegnete dem Auferstandenen als erste und vermutete in ihm den Gärtner. Es muss eine besondere Frau gewesen sein, die bei allen entscheidenden Stationen im Leben Jesu präsent war. Diese Bedeutung wird in der von Leiden wunderbar erschaffenen Figur der Maria Magdalena eindrücklich unterstrichen.

    Doch welche Momentaufnahme wählte der begabte Straßburger Künstler bei der Schaffung seiner Figur? Trauer ist in ihrem Gesichtsausdruck wohl kaum zu sehen – obwohl sie doch direkt die Kreuzigung miterlebt. Erinnert sie sich voller Dankbarkeit und mit etwas verklärtem Blick in die Weite des offenen Kirchenraums an das, was sie vor Christi Sterben erlebt hatte? Oder denkt Maria Magdalena an die Auferstehung, die nach der von ihr durchgeführten Salbung verheißen ist? Hat sie eine freudige Vorahnung von der Begegnung mit dem Auferstandenen? Vorsichtig öffnet sie die Salbbüchse und hält den Knauf des nicht mehr vorhandenen Deckels grazil zwischen den Fingern ihrer rechten Hand. Spürt und riecht sie den köstlichen Duft des Salböls? In ihrem Ausdruck ist weder Angst noch Beklemmung zu erkennen, was der Situation doch viel eher entsprechen würde.

    Was wohl Kinderaugen in ihr sehen?

    In dieser Figur am Hochaltar sehe ich eine selbstbewusste Frau, die für ihren Glauben standhaft eintritt und mit ihrer ganzen Persönlichkeit lebt. Schließlich wurde Maria Magdalena sogar noch zur Predigerin, wie die Heiligenlegende des Weiteren erzählt. In ihrem sicheren Auftreten in Verbindung mit dem wunderschönen Erscheinungsbild erkenne ich die tiefe Verwurzelung im Glauben.

    Vielleicht wollte dies alles der Künstler Nicolaus Gerhaert von Leiden darstellen. Die zu Recht als Patronin unserer Kirche erkorene Maria Magdalena hat den angemessenen Platz am Hochaltar der Nördlinger Kirche bekommen.

    Was wohl Kinderaugen in ihr sehen?

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