Anlässlich der Rieser Kulturtage hat Winfried Mundt in einem Online-Vortrag über „Fabriken in Bopfingen – die Stadt der Leder, Leime, Seifen und Tuche“ referiert. An dem Vortrag gab es großes Interesse, 130 Teilnehmer waren dabei. „Wir haben mehr Teilnehmer als bei der Eröffnung“, freute sich auch Sieglinde Besel, die das Sekretariat des Vereins Rieser Kulturtage betreut. Was kam dabei spannendes zutage?
Mundt ist ein Kenner der Bopfinger Stadtgeschichte. Als Nachtwächter führt er Gruppen durch die Stadt und kennt die kleinen Anekdoten zu den einzelnen Häusern. Aber er weiß auch, welche industrielle Bedeutung Bopfingen am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte. Auf einem Poststempel hatte Mundt einen Hinweis entdeckt und daraufhin begonnen zu forschen.
Hekel übernahm ein Unternehmen in Bopfingen
Im Vortrag kam zur Sprache, wie fortschrittlich die Bopfinger Firmen damals waren. So hatte die Lederfabrik Möllen, später Kleinknecht, bereits ein Schwimmbad für die Mitarbeiter an der Eger gebaut. Die Seifenfabrik Gnann – sie befand sich dort, wo heute der Ipf-Treff steht – hatte ein eigenes Elektrizitätswerk.
Und die Lederfabrik Otto Hahn in der Härtsfeldstraße hatte ein Patent auf Walkleder für künstliche Glieder. Die Firma Dorus hatte ein Rezept für einen speziellen Holzleim. Dieses Rezept interessierte die Firma Henkel, sodass sie sich bereits in den 1980er-Jahren an Dorus beteiligte. Mittlerweile hat Henkel das Bopfinger Unternehmen übernommen.
Viele Fabriken in Bopfingen gibt es nicht mehr
Anhand von alten Fotos und Bildern der Bopfinger Fabriken berichtete Mundt über die Lederfabrik Kapphan, deren Besitzer ein guter Freund von Bundespräsident Theodor Heuss war. Der war deshalb öfter zu Gast in Bopfingen. Mundt zeigte auf, wie sich manche Firmen spezialisiert hatten, beispielsweise die Firma Gustav Endriss, die „Hut- und Mützenzubehör“ herstellte. Dabei handelte es sich um Schilder an Mützen aus Leder, die in der Nördlinger Straße gefertigt wurden.
Viele der Fabriken stehen heute nicht mehr. Durch verschiedene Katastrophen kam das Aus. So brannte 1906 die Leimfabrik Konold ab. Die Leimfirma Nietzer erwischte es 1968, nachdem sie bereits von Angelo Bortolazzi übernommen worden war. Einer der größten Brände in Bopfingen war der der Lederfabrik Hieber 1986. Heute befindet sich an ihrer Stelle ein Wohngebiet.
Was heute aus manchen der Firmen geworden ist
Die Firma Landwehr an der Bergstraße wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, man konnte jedoch weiterarbeiten und sich 1961 sogar noch erweitern. Heute ist in den Räumlichkeiten unter anderem die Werkstatt des Samariterstifts und die VAF untergebracht. Gegenüber stand die „Korsette“, eine Korsettfabrik, die zugunsten eines Parkplatzes abgerissen wurde. Im Burgstallweg stellte die Firma Boeber, heute Massagepraxis Hauber, Berufskleidung her.
Nicht nur Leder, Leim, Seife und Tuch wurden in Bopfingen hergestellt. So berichtet Mundt in seinem Vortrag auch über die Seilereien und über die Uhrenfabrik Nille – NiBo – in der Hölderlinstraße.
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