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Rieser Kulturtage: Vortrag bei den Kulturtagen: Als die Ungarn im 10. Jahrhundert schnell zuschlugen

Rieser Kulturtage

Vortrag bei den Kulturtagen: Als die Ungarn im 10. Jahrhundert schnell zuschlugen

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    Die Aufnahme aus dem Jahr 1949 zeigt im Hintergrund den steil aufragenden Weiherberg, auf dessen Plateau im 10. Jahrhundert eine rund fünf Hektar große Wallanlage eingerichtet worden war. Pfeilspitzenfunde belegen, dass hier ein Angriff durch das Reitervolk der Ungarn erfolgte.
    Die Aufnahme aus dem Jahr 1949 zeigt im Hintergrund den steil aufragenden Weiherberg, auf dessen Plateau im 10. Jahrhundert eine rund fünf Hektar große Wallanlage eingerichtet worden war. Pfeilspitzenfunde belegen, dass hier ein Angriff durch das Reitervolk der Ungarn erfolgte. Foto: Reproduktion: Kurt Kroepelin

    Drei „Ungarnfliehburgen“ im Kartäuser-Tal sowie vielerlei Pfeilspitzenfunde, die dort von ungarischen Bögen abgefeuert worden sind, weckten das Interesse für einen Vortrag von Wilhelm Imrich zu den Ungarn-Einfällen und zur abschließenden Schlacht im August 955. Wie lief diese ab?

    Im Rahmen der 23. Rieser Kulturtage ging Imrich einleitend auf Herkunft und Antrieb des bis ins 10. Jahrhundert nomadisch lebenden Steppenreitervolkes ein. Zuvorderst als Bündnispartner des ostfränkischen Königs für einen Krieg gegen Mähren gerufen, begannen sie nach dessen Tod mit ihren zahllosen Überfällen zunächst auf Bayern und Schwaben, später auf ganz Europa.

    300 bis 500 Mann waren früher unterwegs, schildert Imrich bei den Rieser Kulturtagen

    Häufig gingen ihren Attacken eine Instabilität durch innere Zerwürfnisse zwischen Kirche und Herrschern, Rivalitäten innerhalb der deutschen Stämme, aber auch Machtkämpfe innerhalb regierender Familien in den von ihnen heimgesuchten Gebieten voraus. Die Lage wurde gut ausgekundschaftet und dann zugeschlagen. Die Beutezüge erfolgten bis Spanien, Bremen und Rom.

    Meist waren Gruppen von 300 bis 500 Mann unterwegs. Die berittenen Verbände waren schnell und wendig, schlugen überraschend zu und waren blitzartig wieder mit ihrer Beute verschwunden, ohne dass man ihrer habhaft wurde. Erstaunlich war zu hören, dass die Ungarn durch wechselnde Bündnisse oft einen freien Anmarschweg zu ihren Plünderungen von Städten und Klöstern in benachbarten Ländern erhielten.

    Unterworfene Herrschaftsgebiete zahlten mit Edelmetallen ihren jährlichen Tribut. Erst als es den ostfränkischen Königen gelang, alle innerdeutschen Kräfte zu bündeln und wehrhafte Fluchtburgen wie im Kartäusertal (Weiherberg-Schanze, Mühlberg-Schanze und Haagburg) und auf dem Hesselberg zu bauen, konnten erste Abwehrerfolge im Kampf gegen die Ungarn erzielt werden.

    Auf einen Austragungsort im Ries bei der Entscheidungsschlacht kann nicht geschlossen werden

    Abschließend widmete sich Imrich der Auswertung zweier zeitgenössischer Quellen im Blick auf den Ort der abschließenden letzten Schlacht gegen die Ungarn im Jahr 955. Augsburg mit Bischof Ulrich wurde von den Ungarn belagert und „hart bedrängt“. Der von Magdeburg gen Süden ziehende Sachsenkönig Otto rief die deutschen Stämme sowie die Böhmen auf, sich in einem Heer zu vereinen und Augsburg zu Hilfe zu kommen. Die Eindringlinge werden im Weiteren vernichtend geschlagen und aufgerieben, die Einfälle der Ungarn endeten somit.

    Die Quellenlage führt aus der Sicht des Referenten zu folgendem Ergebnis: Der Sammelpunkt der von König Otto einberufenen Truppen war aller Wahrscheinlichkeit nördlich der Donau und könnte durchaus das Ries gewesen sein. Aber aufgrund der einschlägigen Texte kann nicht auf einen Rieser Austragungsort der Entscheidungsschlacht geschlossen werden. Rückfragen aus dem Publikum erkundigten sich nach der inneren Organisation der Ungarn sowie nach Schauplätzen militärischer Bewegungen im Zusammenhang mit der „Lechfeldschlacht“.

    Alle Beiträge zu den Vorträgen der Rieser Kulturtage finden Sie hier:

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