Das 18. Jahrhundert war die große Zeit der schwäbischen Barockklöster. Nach dem Elend des Dreißigjährigen Krieges begann die Bevölkerung wieder zu wachsen. Bescheidener Wohlstand breitete sich aus – und der Hunger nach geistlicher Begleitung. Gestillt werden konnte er im Norden der Augsburger Diözese besonders durch das Wirken der Franziskaner-Minoriten des Klosters Maihingen.
Am 25. Juni 1719 weihte der Augsburger Weihbischof Jacob von Mayr die Kirche des Ordens. Kirche und Seelsorge strahlten auf die oberdeutschen Länder bis hinüber ins Elsass. Franziskanische Frömmigkeit wirkt bis hinein in die Architektur der Kirche: Zwischen Chorraum und Langhaus gibt es nur eine Stufe; man blieb volksnah.
Klosterkirche in Maihingen konnte durch viele Helfer gebaut werden
In den besten Jahren zählte man jährlich weit über 20.000 Beichtkinder. Bis dahin war es ein harter Weg. Für das Fundament musste das Schwemmland der Mauch unterfangen werden. Insbesondere galt es, die Finanzierung sicherzustellen. Ein erfolgreiches Fundraising gewährleistete die Mittel dazu: Der Bischof von Augsburg erlaubte eine einschlägige Kollekte und gab einen „Beischuss“.
Desgleichen der Bischof von Eichstätt, der Deutsche Orden sowie Graf Karl-Anton von Wallerstein. Die Freien Reichsstädte Dinkelsbühl und Nördlingen halfen in ökumenischer Verbundenheit mit Material aus. Eigenmittel waren Votivmessen und eine Kreditwirtschaft zu einem fünfprozentigen Zinssatz.
Firmlinge in Maihingen wurden bis spät in die Nacht gesegnet
Obwohl am Tag der Weihe 10.000 Menschen gekommen sind, um am Vormittag die Weihehandlungen zu erleben, galt ihr Interesse am Nachmittag in einem noch stärkeren Maß dem Sakrament der Firmung. Seit 20 Jahren hatte es in Maihingen niemand mehr gespendet und nun bestand die Chance, sie endlich nachzuholen. Bis spät in die Nacht durfte Jacob von Mayr die Firmlinge segnen.
Das Bildprogramm im Innenraum der Kirche folgt dem Geist des Barock: Es sollte ein Stück Himmel auf Erden entstehen. Nicht zuletzt durch die Klangentfaltung der damaligen Orgelmusik. Mit anderen Worten: Ein Ort, an dem die Seele atmen kann.
Alle Beiträge zu den Vorträgen der Rieser Kulturtage finden Sie hier:
Lesen und lernen Sie mehr über die Vorträge der Rieser Kulturtage