Gleich zu Beginn seines Online-Vortrages im Rahmen der Rieser Kulturtage bedankte sich Referent Manfred Luff bei den Schlossbesitzern, der Familie Appl. Unter anderen Umständen wäre dem Referenten und seinen Zuhörern nämlich das Tor zum Alerheimer Schloss geöffnet worden, um die Geschichte dieser einstigen Stauferburg vor Ort zu hören. \u0009
Der strategisch günstig in der Riesebene gelegene Alerheimer Schlossberg war, wie alle Anhöhen der Umgebung, bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt und wohl auch befestigt, berichtete Luff in seinem Online-Vortrag. Im Jahr 1931 wurden bei Steinbrucharbeiten in einer schwarzen Schicht vorgeschichtliche Scherben gefunden. Der Nördlinger Apotheker und Altertumsforscher Dr. Ernst Frickhinger nahm daraufhin Grabungen vor und konnte die Fundschicht in die eisenzeitliche Hallstattkultur datieren.
Überbleibsel in Alerheim lassen kaum erahnen wie groß die Burganlage war
Wann auf dem markanten, 32 Meter hoch über die Ebene aufragenden Felsen die mittelalterliche Burg erbaut wurde, kann nicht eindeutig belegt werden. Angenommen werden darf jedoch die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts, wahrscheinlich durch die Herren von Alerheim. Die erste Ausbauphase der Burg bestand wohl aus einer kleineren Kernburg auf dem Felsplateau, mit zwei durch Wälle und Palisaden befestigten Terrassen am Hang.
In der nachfolgenden Zeit wurde daraus eine beachtliche, stark befestigte Burganlage, was sich heute anhand der Reste kaum mehr erahnen lässt. Auftraggeber für die an zentraler Stelle an wichtigen Altstraßen gelegenen Höhenburg dürften das staufische Königshaus gewesen sein. Den Namen hatte der hochadelige Burgsitz vom (weit älteren) Dorf Alerheim.
Nach dem Untergang der Staufer war die Burg Eigentum der Edelfreien von Truhendingen, nach 1306 erscheint sie im Besitz der Oettinger Grafen. Als Ministeriale bzw. Burghüter werden im 13. und 14. Jahrhundert mehrfach adelige Rittergeschlechter genannt, die sich teilweise ebenfalls „von Alerheim“ nannten.
Rieser Kulturtage: Fürstliche Archive geben Rückschlüsse auf das Hofleben
Eine Besonderheit der Burg war der wohl stauferzeitliche, achteckige Bergfried. Dieser war jahrhundertelang eine markante Landmarke und in seiner Ausführung im Ries und weit darüber hinaus einzigartig. Bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1634, im Vorfeld der großen Schlacht bei Nördlingen, war Schloss Alerheim wiederholt auch Residenz der Oettinger Grafen.
Besonders aus den Jahren ab 1614, als Graf Ludwig Eberhard von Oettingen-Oettingen mit seiner Familie und einem beachtlich großen Hofstaat aufzog, ist durch eine gute Aktenlage in den fürstlichen Archiven das Hofleben gut nachzuvollziehen. Die erhaltenen Tagebücher des gräflichen Amtsschreibers Herkymbald Fröschel haben es dem Referenten Manfred Luff besonders angetan und er gab daraus einige Einträge zum Besten, die jene Zeit vor mehr als vier Jahrhunderten lebendig werden ließen.
Anfang 19. Jahrhunderts ist Alerheims kein herrschaftliches Zentrum mehr
Im abschließenden Teil des Vortrages wurde noch die Geschichte des Oberamtes Alerheim näher beleuchtet. Das gräfliche, später fürstliche Amt der Oettinger war für zeitweise mehr als 20 Orte der Umgebung seit dem Mittelalter Verwaltungsmittelpunkt. Das Amt war anfangs im Schloss, ab 1614 für mehr als 140 Jahre im Dorf in einem stattlichen Gebäude am Anger untergebracht.
1757 wurde ein neues Amtshaus vor dem Zugang zum Schloss erbaut, wo es noch heute steht. Mit dem Ende des Alten Reiches zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging die einstige Bedeutung Alerheims als jahrhundertealtes herrschaftliches Zentrum verloren. Im Ortsbild und im Weiler um die Schlossanlage zeigen sich dem aufmerksamen Betrachter jedoch bis zum heutigen Tag noch Spuren jener großen Vergangenheit.
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