Die Gastronomie, sagt Tanja Simovic, habe sich gewandelt mit der Zeit. „Alles wird immer schneller und günstiger. Der Kern, das, um was es eigentlich geht, rückt zunehmend in den Hintergrund.“ Wer Simovics gastronomische Philosophie kennenlernen möchte, den führt sein Weg vorbei an weiten Wiesen und Feldern, weg vom Lärm der B466 und hinein in die Stille des Waldes. Auf halber Strecke schließlich setzt der Mobilfunk aus. „In unserem Biergarten klingelt also nie ein Handy“, sagt Simovic und lacht. Es passt in das Gesamtkonzept: Die Gäste sollen hier zur Ruhe kommen.
Das Jagdhaus Alte Bürg liegt im Riesbürg. Tanja Simovic leitet den Betrieb zusammen mit ihrem Mann Andreas Schenkenhofer. Von März bis Oktober sitzen die Gäste im Biergarten vor dem Haus, das umrandet ist von Wald und Wiesen. Drinnen in der Gaststube bullert im Winter ein Kachelofen, an den Wänden hängen ausgestopfte Bussarde, Hirschgeweihe und andere Jagdtrophäen. Die Tische bestehen aus massiven Holzplatten, das Geschirr ist schnörkellos. „Hier wird es zum Beispiel auch keine klassischen Vier-Gänge-Menüs geben“, sagt Simovic. Und weiter: „Die Gäste sollen zu Tanja und Andreas kommen, weil es gemütlich und urig ist. Nicht wegen irgend eines Schnickschnacks.“
Simovic arbeitete für einen Sternekoch
Für Simovic war von klein auf klar, dass sie irgendwann einmal einen eigenen gastronomischen Betrieb führen will. Sie wächst im baden-württembergischen Heidelberg auf. Ihre Eltern betreiben dort bis Mitte der 90er-Jahre ein jugoslawisches Restaurant. Nach der Schulzeit verschlägt es die Gastronomin jedoch zuerst in eine andere Richtung: Für den Sternekoch Manfred Schwarz arbeitet sie acht Jahre lang als Assistentin und übernimmt Verkaufs- und Verwaltungstätigkeiten. „Eine sehr lehrreiche Zeit“, wie sie jetzt sagt.
Das Kochen lässt die Wirtin nicht los. Sie arbeitet in Sterne-Küchen und macht im Jahr 2011 ihren Meister. Ein Jahr später schließlich übernimmt sie das Jagdhaus Alte Bürg und erfüllt sich damit den Traum eines eigenen Betriebs. Acht Jahre ist das jetzt her. „Aber es kommen teilweise immer noch Leute zu mir und fragen, ob ich die neue Pächterin bin“, sagt Simovic.
In dem Gasthaus gibt es vor allem selbst geschossenes Wild
Es ist ein 24-Stunden-Job. Ihr Mann ist Berufsjäger und leitet eine Jagdschule, die ebenfalls auf dem Gelände des Jagdhauses untergebracht ist. Auch Simovic selbst ist nebenbei Jägerin. Auf der Speisekarte des Gasthauses steht deshalb – neben geläufigen Wirtshaus-Klassikern – vor allem selbst geschossenes Wild. Wildschwein-Bratwürste, Wildschwein-Cheeseburger, Wildbret: „Bei uns bekommen die Gäste etwas besonderes“, sagt die Wirtin.
Doch wie überall blieben Besucher coronabedingt auch im Jagdhaus Alte Bürg zuletzt aus. Einen Lieferdienst wollte die Wirtin in der Zwangspause nicht anbieten, die abgelegene Lage der Gastwirtschaft habe dies unrentabel gemacht. Seit vergangenem Mittwoch jedoch ist die Küche wieder auf, auch der Biergarten hat wieder geöffnet. „Aber die Sorgen sind damit nicht weg“, sagt Simovic. Doch das Ehepaar möchte nicht klagen, die beiden richten ihren Blick lieber in die Zukunft.
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